Spielsucht
Im Jahr 1974 gab es in Deutschland 13 Spielcasinos. Zehn Jahre später ist
die Zahl auf 27 gestiegen und heute gibt es über 50 große Spielcasinos in Deutschland.
Aber nicht nur das Spielen in Spielcasinos, sondern auch am Spielautomaten in Kneipen
oder bei Online-Poker-Spielen kann abhängig machen. Das so genannte pathologische
Glücksspiel wird den Impulskontrollstörungen zugeordnet.
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Spielsucht
kann zur Isolation und Vereinsamung führen
Häufiges Spielen sowie eine ständige, gedankliche Beschäftigung mit dem Glücksspiel
oder diversen Strategien zur Gewinnoptimierung können auf eine Spielsucht hinweisen.
Wenn Versuche, nicht zu spielen, scheitern, hat sich eventuell bereits eine Abhängigkeit
eingestellt. Häufig wird versucht die Spielsucht vor Freunden, Partner und Familie
zu verheimlichen. Durch finanzielle Probleme kommt die Abhängigkeit jedoch oft
ans Licht.
Symptome
Das pathologische Spielen
ist ein eigenständiges psychiatrisches Krankheitsbild und ist nicht zu verwechseln
mit einem gewohnheitsmäßigen Spiel. Bei letzterem gibt der Betroffene das Spiel meist
auf oder schränkt es ein, sobald es zu schweren Verlusten oder weiteren negativen
Auswirkungen kommt. Anders beim pathologischen Spiel: treffen mindestens fünf der
folgend genannten Merkmale auf eine Person zu, kann von einer Spielsucht gesprochen
werden:
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Kontrollverlust: Erfolglose Kontroll- oder Abstinenzversuche
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Entzugssymptome: Gereiztheit oder Unruhe, sobald man nicht spielen kann
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Verdrängung: Der Wunsch zu spielen, um negativen Gefühlen aus dem Weg zu gehen
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Illegalität: Finanzierung des Spielens durch illegale Handlungen
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Co-Abhängigkeit: Hoffnung auf die Finanzierung des Spiels durch andere Personen
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Lebensinhalt: Starke Eingenommenheit vom Glücksspiel
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Toleranzbildung: Steigende Einsätze sind notwendig um die gewünschte Erregung zu
erreichen
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Suchtdruck: Geldverluste wollen sofort wieder ausgeglichen werden
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Gefährdung sozialer Beziehungen: Teils Verlust von Beziehungen oder Arbeit wegen
des Spielens
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Lügen: Das Umfeld wird belogen, um das Ausmaß des Spielens geheim zu halten
Insgesamt lässt sich unterscheiden zwischen dem Risiko- und
Verlustspieler, dem Verzweiflungsspieler sowie dem Exzessivspieler. Der Risiko- und
Verlustspieler spielt auch nach längeren Verlustphasen weiter und überschuldet sich
notfalls. Der Verzweiflungsspieler ist meist bereits verschuldet und sieht das Fortsetzen
des Spiels als einzige Chance aus der Verschuldung zu kommen. Exzessivspieler hingegen
haben als Hauptmotiv für das Spiel den Nervenkitzel. Es kommt zur schnellen Toleranzbildung,
die immer höhere Einsätze und riskantere Spielformen verlangt.
Risiken
Das Spielen löst im Anfangsstadium noch Erregung, Wohlbefinden und Euphorie aus.
Der Betroffene lässt sich voll und ganz auf das Spiel ein und kann somit eventuelle
Probleme außerhalb der Welt des Spiels verdrängen. Es findet ein Kontrollverlust
statt: der Betroffene hat das Gefühl, er hätte realistische Chancen große Gewinne
zu erzielen. Verliert er, findet er schnell Ausreden, wieso er dieses Mal gescheitert
ist und es sich lohnt, weiterzuspielen.
Durch das Spielen kann sich eine Abhängigkeit entwickeln. Spielverhaltensweisen entwickeln
eine Eigendynamik: es kommt zu einem inneren Drang weiterzuspielen. Oft besuchen
Betroffene bereits vormittags ein Spielcasino und verlassen es erst wieder zum Dienstschluss.
Hieraus resultieren die Verluste sozialer Bindungen, sowie zwangsläufig finanzielle
Probleme. Die Verschuldung Spielsüchtiger erreicht nicht selten fünf- oder sechsstellige
Beträge und teils sehen sich Betroffene sogar gezwungen, illegal Geld zu erwerben,
um weiter spielen zu können. Der Betroffene lebt fortan in der ständigen Illusion,
dass ein großer Gewinn ausreichend sei, um die entstandenen Schulden zu begleichen.
Je mehr Verluste er jedoch erleidet, desto mehr muss er spielen, da er auf den Gewinn
angewiesen ist. Ein Teufelskreis entsteht.
Zum Höhepunkt der Spielsucht gehört unter anderem der vollkommene Rückzug aus sozialen
Gefügen, die ausschließliche Verwendung der vorhandenen Zeit auf das Spielen sowie
eine große Verzweiflung. Es kann zu Suizidversuchen kommen.
Behandlung
Zur Behandlung der Glücksspielsucht ist die Einsicht, krank zu sein, eine wichtige
Voraussetzung. Erst dann kann versucht werden durch die Behandlung eine dauerhafte
Abstinenz zu erreichen. Wenn Fortschritte in Hinblick auf Einsicht und dem Willen
nach Änderung gemacht wurden, kann eine Ursachenforschung beginnen. Obgleich keine
Langzeitstudien vorliegen, lässt sich sagen, dass rund 60 Prozent der pathologischen
Spieler, die eine ambulante oder stationäre Therapie erfolgreich abgeschlossen haben,
auch ein Jahr nach der Beendigung noch abstinent sind.
Zur Information über Glücksspielsucht sollten Betroffene und Angehörige eine nahe
gelegene Suchtberatungsstelle aufsuchen. Adressen gibt es in unserer Adressdatenbank.
Situation
in Deutschland
Trotz der Berechtigung der europäischen Mitgliedsstaaten, die Ausübung von Glücksspiel
zu begrenzen oder zu verbieten, gibt es in Deutschland einen Glücksspielboom. Die
Zahl der Abhängigen in Deutschland wird auf etwa zwischen 170.000 und 200.000 Personen
geschätzt, die Dunkelziffer ist hoch. Die Glücksspielsucht stellt zwar ein noch relativ
neues Krankheitsbild dar, doch Studien zufolge seien vor allem Männer zwischen 18
und 35 Jahren betroffen. Insgesamt seien vom pathologischen Spielen nur zu zehn Prozent
auch Frauen betroffen.
In Deutschland werden allein an den Spielautomaten pro Jahr rund 2,2 Milliarden Euro
verspielt. Laut einer Studie aus dem Jahr 2008 beteiligen sich mehr als die Hälfte
der Deutschen an Glücksspielen. Weitere Studien zeigen, dass zwischen 70 und 90 Prozent
der Erwachsenen mindestens einmal am Glücksspiel teilgenommen haben.
Seit Anfang 2008 ist ein neuer Glücksspielvertrag in Kraft getreten, der in §11 vorsieht,
dass die 16 Bundesländer die wissenschaftliche Forschung zur Vermeidung und Abwehr
von Suchtgefahren durch das Glücksspiel sicherstellen müssen. Dazu zählt zum Beispiel
die Möglichkeit, sich für bestimmte Glücksspiele sperren zu lassen. Es wird unterschieden
in eine Selbstsperre und eine Fremdsperre. Die Selbstsperre gilt bundesweit und unbefristet,
jedoch mindestens ein Jahr lang. Der Antrag muss persönlich bei einer Lotto-Annahmestelle,
einer Zentrale der Lottogesellschaften oder einer Spielbank gestellt werden. In bestimmten
Fällen können Angehörige eine Fremdsperre beantragen. Dabei muss jedoch eine Glücksspielsucht
des Betroffenen mit Überschuldung mit existenziellen Auswirkungen auf seine Familie
vorliegen.
Sämtliche Glücksspiele sind für Personen unter 18 Jahren verboten. Sie dürfen Spielbanken
sowie Spielhallen nicht betreten und auch nicht an öffentlichen Lotterien wie Lotto
oder Rubbellosen, Sportwetten und Poker teilnehmen.
Seit dem 1. Januar 2009 sind durch den Staatsvertrag zum Glücksspielwesen in Deutschland
nach §4 Absatz 4 Glücksspiele im Internet verboten. Sowohl das Spielen, als auch
das Anbieten von Online-Glücksspielen ist seitdem strafbar und kann mit einer Haftstrafe
von bis zu einem Jahr geahndet werden.
Formen vom Glücksspielen in Deutschland können sein: jegliche Spiele in Spielcasinos,
Spielhallen oder Gaststätten, Online-Poker-Spiele, Sportwetten, Lotto und Rubellose,
Börsenspekulationen, private Glücksspiele oder Gewinnhotlines.
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