Methadon

Methadon ist ein vollsynthetisch hergestelltes Opioid mit starker schmerzstillender Wirksamkeit. Methadon ist reiner Agonist am μ-Opioid-Rezeptor. Es hat als Heroin-Ersatzstoff im Rahmen von Substitutionsprogrammen seine Wirksamkeit bewiesen und wurde deshalb 2005 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in die Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation aufgenommen.

Methadon in Tablettenform und als Saft.
Methadon in Tablettenform und als Saft.

Methadon hat als Opioid dasselbe Wirkungs- und Nebenwirkungsprofil und somit (Ausnahme: Buprenorphin) im Wesentlichen dasselbe Gefahrenpotential wie andere Opioide. Allerdings erzeugt es wegen der langsamen Anflutung bei oraler Anwendung keinen Kick (jenes plötzliche, intensive Wohlbefinden, das mit zur Entstehung einer Abhängigkeit führt).

Eingesetzt wird Methadon vor allem in unterschiedlichsten Abgabeprogrammen für Heroinabhängige. Diesbezüglich gilt eine Methadongabe als eine der wirksamsten Therapien überhaupt, sodass Vergleichsstudien gegenüber Placebo seit Anfang der 1980er Jahre aus ethischen Gründen nicht mehr vertretbar sind. Allerdings muss auch betont werden, dass ein Großteil der beabsichtigten Methadonwirkung auf der Tatsache beruht, dass es in besonderen, strukturierten Programmen angeboten wird.

Bei den meisten Teilnehmern führt eine tägliche Einmalgabe zur gewünschten Stabilisierung, wobei durch eine Cochrane Studie zumindest zweifelsfrei belegt werden konnte, dass durch Methadon Patienten in Betreuung gehalten werden können und es zu weniger Heroin-Konsum kommt. Zu beachten ist hier, dass (vom Patienten selbst als ausreichend bezeichnete) Dosierungen bis zu 40 mg durch handelsübliches Straßenheroin leicht ?überwunden? werden. Eine Opioidblockade-Wirkung kann erst ab Dosierungen von 60 mg erzielt werden: Das heißt, dass ein Beikonsum von handelsüblichen Opioiden wie Morphin, Heroin oder Hydromorphon keine narkotischen (und euphorisierenden) Effekte bewirkt.

Einige Substituierte bauen Methadon schneller ab (sogenannte ?fast metabolizer?), sodass es zum Ende eines 24-stündigen Dosierungsintervalls zu Entzugssymptomen kommen kann, und hier u. U. eine Abgabe in zwei Tagesdosen erfolgen muss. Ist eine Abstinenz von Opioiden das Behandlungsziel, können bei langsamem Ausschleichen die Entzugssymptomen erträglich gehalten werden. Auch der Heroinentzug selbst kann mit Methadon aufgefangen und zu Ende geführt werden (z. B. bei Krankenhaus- und Gefängnisaufenthalten).

Missbrauch

Für Methadon hat sich ein "grauer Markt" gebildet, da einige Substituierte das Medikament nach der Abgabe durch die Apotheken weiterverkaufen. Graumarkt weist auf Medikamente, die ursprünglich aus einer legalen Behandlung stammen, während der Schwarzmarkt ausschließlich illegale Strukturen hat. 2007 ergab eine Befragung von 586 Drogenabhängigen zu Konsum, anders als verordnetem Konsum und illegalem Verkauf in New York City, dass 501 dieser Personen schon einmal ein verschreibungspflichtiges Opioid, davon 71,9 % zumindest einmal Methadon, eingenommen und von diesen wieder 64,7 % die Substanz schon einmal weiterverkauft hatten.

Laut einer Befragung von Drogenkonsumenten der Berliner Fixpunkt e.V. in deren Einrichtungen benutzt ein gutes Drittel der betroffenen Klientel das Substitutionsmittel zum intravenösen Konsum, meist in Verbindung mit Tabletten vom Benzodiazepin-Typ wie z.B. Flunitrazepam oder Diazepam. Der Preis für einen Milliliter bewegt sich regional zwischen 1,00 ? und 7,00 ?, je nach dem ob es sich um Methadon oder das teuerere L-Polamidon handelt. Außerdem hängt der Preis davon ab, wie der Markt mit Heroin versorgt ist.

Durch jede Weitergabe verordneter Substitutionsmittel wird das Ziel einer geordneten und kontrollierten Abgabe auch bezüglich der gesundheitlichen Konsequenzen ad absurdum geführt. In den USA ist die Anzahl der Todesfälle durch den Missbrauch verordneter Medikamente seit 1999 signifikant angestiegen. Jedes Jahr sterben mehr als 20.000 Personen durch Überdosierungen, besonders in der Altersgruppe von 35?44. Opioide, die für gewöhnlich zur Schmerztherapie verordnet werden, sind die häufigste Ursache - und von den Opioiden ist das wieder Methadon.Die Todesfälle durch verordnete Opioide stiegen von 3.994 im Jahre 2001 auf 8.541 im Jahre 2005.

Zu den geschätzten Kosten durch den missbräuchlichen Umgang mit Opioiden in den USA. In Österreich und einigen deutschen Substitutionspraxen muss der Patient auch deshalb täglich sein Substitutionsmittel persönlich abholen. Ausnahmen werden in Österreich mit § 23e der Rechtsvorschrift für die Suchtgiftverordnung geregelt.

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