Mit Hightech gegen Alkoholmissbrauch

Jugendliche sollen in Deutschland zukünftig noch effektiver vor Alkoholmissbrauch geschützt werden. Dazu hat mit real nun das erste großes Handelsunternehmen ein spezielles Kassenwarensystem eingeführt. Dieses zeigt den Kassierern, ab welchem Alter der gerade über den Scanner gezogene Alkohol eingekauft werden darf.

Drogenbeauftragte Sabine Bätzing beim Test des neuen Kassenwarnsystems im Supermarkt "real,-", das bei der Einhaltung des Jugendschutzes helfen soll
Drogenbeauftragte Sabine Bätzing beim Test des neuen Kassenwarnsystems im Supermarkt "real,-", das bei der Einhaltung des Jugendschutzes helfen soll

"Es geht nicht darum, dass wir unseren Mitarbeitern nicht vertrauen, sondern dass wir sie entlasten wollen", erklärt Markus Jablonski, real-Pressesprecher. Denn die deutsche Gesetzgebung lege fest, dass im Falle eines Verstoßes gegen das Jugendschutzgesetz nicht das Unternehmen die Strafe zu zahlen hat, sondern der Kassierer persönlich. "Gerade zu Stoßzeiten wie dem Weihnachtsgeschäft haben die Kassierer so einen Stress, dass Fehler passieren könnten", so Jablonski. "Oftmals ist es ja auch nicht ganz einfach, auf den ersten Blick zu erkennen, ob der Kunde nun noch 17 oder schon 19 ist."

Neben dem neuen Kassensystem sensibilisiert real im Zuge der "Initiative 18+" seine über 14.000 Mitarbeiter seit Ende vergangenen Jahres für das Thema Alkohol. "In Lerneinheiten machen wir mit den Kollegen Argumentationstrainings und zeigen ihnen auf, was bei übermäßigem Alkoholkonsum passieren kann. Darunter auch, welchen Einfluss wenige Tropfen Schnaps auf einen Sechsjährigen haben", erläutert Jablonski. Die gezeigten Bilder hätten bei einer Vielzahl der Mitarbeiter bereits zu einem neuen Verständnis für das Thema geführt. "Denn einen kollabierenden kleinen Jungen möchte niemand sehen und erst recht nicht dafür verantwortlich sein", so der Pressesprecher.

Sabine Bätzing, Drogenbeauftragte der Bundesregierung, begrüßt die nun eingeleiteten Maßnahmen der "Initiative 18+" sehr: "Einzelhandel und Industrie müssen ihre Verantwortung im Bereich Jugendschutz aktiv wahrnehmen. Daher begrüße ich dieses konkrete Projekt der Industrie, die bestehenden Missstände durch eigene Initiativen zu bekämpfen."

"Missbrauchsprävention, besonders bei Alkohol, ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die nur durch Zusammenarbeit verschiedener Interessengruppen gelöst werden kann", sagt auch Marco Faes, Corporate Relations Director bei Diageo Deutschland, dem Initiator der Initiative 18+. Neben dem Schutz der Jugend sieht man im Hause real einen zweiten ganz praktischen Grund, sich weiter verstärkt für den Jugendschutz einzusetzen. "Der Imageschaden ist kaum wieder gut zu machen, wenn ein Jugendlichen im Krankenhaus landet, weil er bei uns eine Flasche Vodka kaufen konnte", erklärt Jablonski. Von daher sei man auch gerne bereit, fünf Euro am Ende des Tages weniger in Kasse zu haben, weil die besagte Flasche nicht an unter 18-Jährige verkauft worden sei.

Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, wurden 2006 insgesamt 19.500 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen zehn und 20 Jahren aufgrund akuten Alkoholmissbrauchs stationär im Krankenhaus behandelt. Dies sind 0,4 Prozent mehr als im Vorjahr und mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2000. Eine leichte Entspannung lässt sich bei den zehn- bis 15-Jährigen beobachten. In dieser Altersklassen wurden gut vier Prozent (insgesamt 3.300 Patienten) weniger behandelt.

Artikel vom 28. August 2008

 

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