Tranquillanzien

Als Tranquillanzien bzw. Tranquilizer (lat. tranquillare = beruhigen) wird eine Gruppe von Psychopharmaka zusammengefasst, die angstlösend (anxiolytisch) und entspannend (sedierend) wirken.

Als synonyme Begriffe gelten Anxiolytika (lat. anxius = Angst; griech. lytikos = fähig zu lösen) und Ataraktika (griech. ataraktor = ausgeglichen).

Einteilung

Es können folgende Gruppen unterschieden werden:

  • Benzodiazepine: sie kommen vorrangig als Tranquillanzien zum Einsatz
  • Non-Benzodiazepin-Tranquilizer, z. B. Buspiron
  • Neuroleptika mit schwacher Wirkstärke und in niedriger Dosierung
  • Betablocker
  • Antidepressiva
  • Pflanzliche Sedativa, wie z. B. Hopfen, Baldrian, Johanniskraut, Kava
  • sonstige anxiolytisch wirksame Substanzen

Gefahren

Tranquillanzien gehören zu den am häufigsten verordneten Psychopharmaka. Sie sind jedoch mit einer Reihe von Risiken behaftet, die berücksichtigt werden müssen:

  • Vor allem Benzodiazepine führen aufgrund ihrer ausgeprägt angstlösenden, entspannenden Wirkung zu Gewöhnung und Abhängigkeit. Der Patient fühlt sich durch die Einnahme von Tranquillanzien vom Alltagsstress abgeschirmt. Der notwendige Druck, sich mit vorhandenen inneren und äußeren Konflikten auseinanderzusetzen, wird dadurch vorübergehend aufgehoben. Auch bei der längerfristigen Einnahme von frei erhältlichen pflanzlichen Präparaten, die zumeist in Form von Alkohollösungen angeboten werden, sollte dieser Aspekt berücksichtigt werden (Beispiel Klosterfrau Melissengeist: enthält 79 Vol.-% Alkohol).
  • Psychopharmaka können grundsätzlich zu einer Veränderung von Wachheit, Reaktionsvermögen, Sinneswahrnehmung und Körperbeherrschung führen. Auch vegetative Funktionen können betroffen sein (Blutdruck, Puls, Muskelspannung, Gleichgewicht etc.). Das bedeutet, dass sich unter Einwirkung von Tranquillanzien besondere Risiken im Straßenverkehr, bei der Bedienung von Maschinen und während des Aufenthaltes in Gefahrenbereichen ergeben können.
  • Die verschiedenen Psychopharmaka unterscheiden sich in ihrer Pharmakokinetik, d.h. Wirkungseintritt, -stärke und -dauer sind zum Teil sehr unterschiedlich. Hierbei spielen auch Alter, Geschlecht, Gewicht und vorbestehende Erkrankungen (v.a. Leber- und Nierenerkrankungen) eine wichtige Rolle. Durch eine unkritische Einnahme von Tranquillanzien kann es zu einer überschießenden Anhäufung von Wirksubstanzen im Körper kommen (Kumulation), was zu lebensbedrohlichen Zuständen führen kann.
  • Die Kombination von Psychopharmaka mit anderen Medikamenten oder Drogen (v.a. Alkohol!) kann zu unvorhersehbaren, möglicherweise lebensgefährlichen Effekten führen.

Vor Einnahme von Tranquillanzien (und auch sonstigen Psychopharmaka) muss mit dem Hausarzt bzw. Psychiater ein Gespräch über die vorhandenen Beschwerden und über geeignete Behandlungsmaßnahmen und mögliche Nebenwirkungen geführt werden. Tranquillanzien sind sinnvoll bei plötzlich auftretenden (akuten), kurz andauernden krisenhaften Zuständen. Zur Behandlung von anhaltenden Angstzuständen, Überlastungsgefühlen bzw. depressiven Verstimmungen sind sie nicht bzw. nur in Ausnahmefällen geeignet. Vor einer eigenmächtigen Einnahme und damit auch deren Weitergabe wird somit ausdrücklich gewarnt.

Verwandte Begriffe

Quellen

  • Benkert, Hippius: Kompendium der Psychiatrischen Pharmakotherapie. Springer Verlag, 2003
  • Möller, Laux, Deister: Psychiatrie und Psychotherapie. Georg Thieme Verlag, 2005

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