Jeder achte Jugendliche von Internetsucht gefährdet

"Für Jugendliche gibt es stationäre Angebote, um Internet- und Computersucht zu behandeln, wobei sie drei bis vier Wochen von Handys, Computer und Ähnlichem ferngehalten werden", erklärt Hans Kurt, Vorstandsmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie. Die Lage ist brisant: Computer und Internetsucht bei jungen Menschen zwischen 14 und 24 Jahren wird kontinuierlich zu einem größeren Problem.

Jeder 40. bereits süchtig

Aktuellen Zahlen nach ist jeder Achte gefährdet. Jeder 40. weist bereits eine Sucht auf. Dies besagt eine Studie der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie. Eine tägliche Computer- oder Internetnutzung von über vier Stunden und über einen längeren Zeitraum hinweg in dieser Altersgruppe ist bedenklich und sollte behandelt werden, sagen Experten. Soziale Kontakte und andere Aktivitäten werden durch exzessiven Gebrauch benachteiligt, was zu Isolation, familiären oder schulischen Problemen sowie Schlafstörungen führt.

Grundsätzlich gibt es für Außenstehende kein generelles Zeichen zur Erkennung dieser Sucht. "In dem Fall müssen Angehörige achtsam sein, wenn sich ein Computer- oder Internetnutzer immer mehr in die virtuelle Welt zurückzieht", sagt Kurt. "Das Internet ermöglicht das Surfen Tag und Nacht und kann unter anderem zu Schlafstörungen führen, was als Warnzeichen gesehen werden muss", so der Experte.

Individuelle Behandlung wichtig

Die Therapien reichen von verhaltenstherapeutischen Maßnahmen, in denen Ziele und Regeln festgelegt werden, anderen psychotherapeutischen Verfahren, bis hin zu medikamentösem Vorgehen. Erwachsene könnten auch ambulant behandelt werden. "Vorerst muss man den Patienten kennenlernen, eine Diagnose stellen und dann einen passenden Behandlungsplan erstellen", unterstreicht der Fachmann. Die Sucht könne mit stoffgebundenen Abhängigkeiten verglichen werden.

Eine exzessive Nutzung kann langfristig ebenfalls zu Depressionen oder auch Sozialisationsproblemen führen. "Oft nutzen jene junge Menschen den Computer und das Internet übermäßig, die Mühe mit sozialen Kontakten haben beziehungsweise im sozialen Bereich wenig erfolgreich sind", verdeutlicht Kurt. Dadurch, dass sie wenige "reale" Freunde haben, vertiefen sie sich in die realitätsfremde Cyberwelt, in der alles möglich scheint.

"Man kann davon ausgehen, dass eher männliche Nutzer von der Sucht betroffen sind als weibliche", so der Arzt. Frauen wünschten sich dahingehend mehr direkten, emotionalen Kontakt als virtuellen.

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Artikel vom 7. November 2012

 

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