Internetsucht: Drogenbeauftragte möchte Prävention und Behandlung stärken

Etwa 560.000 der 14- bis 64-Jährigen in Deutschland sind internetabhängig und 2,5 Mio. von ihnen nutzen das Internet auf problematische Weise. Dies besagt die erste bundesweit repräsentative Studie zur Internetabhängigkeit (PINTA I). Die Altersgruppe der 14- bis 24-Jährigen ist mit 250.000 Abhängigen und 1,4 Mio. problematischen Nutzern besonders betroffen. Bei den 25- bis 64- Jährigen zeigt die Studie ein erhöhtes Risiko für die Entstehung einer Abhängigkeit bei Männern, Ledigen, Arbeitslosen und bei Menschen mit Migrationshintergrund.

Anlässlich ihrer Jahrestagung "Wenn aus Spaß Ernst wird - Exzessive und pathologische Computerspiel- und Internetnutzung" erklärt die Drogenbeauftragte Mechthild Dyckmans: "Neben allen Vorteilen, die das Internet für unsere Arbeitswelt und Freizeit bietet, birgt es auch Risiken. Präventionsmaßnahmen und Behandlungsangebote müssen verstärkt werden und sich auf die Gruppen ausrichten, die von einer exzessiven Internetnutzung besonders betroffen sind. Jugendliche und Erwachsene müssen in ihrer Medienkompetenz gestärkt werden, damit sie das Internet verantwortungsbewusst nutzen. Aber auch die Anbieter von Computerspielen oder sozialen Netzwerken sind in der Pflicht, ihrer sozialen Verantwortung gerecht zu werden, indem sie ihre Nutzer über die Risiken aufklären."

Ein erfolgreicher Ansatz, um gefährdete Jugendliche zu erreichen, ist die Einbeziehung der gesamten Familie. Das zeigt das Bundesmodellprojekt "ESCapade", dessen Ergebnisse heute vorgestellt wurden. Durch das familienorientierte Programm gelang es, die Internet-Nutzungszeit der Jugendlichen, die Probleme mit Familie und Freunden, in Schule und Ausbildung aber auch die gesundheitlichen Belastungen zu reduzieren.

"Die Ergebnisse von ESCapade bestätigen, dass Familien und insbesondere Eltern eine große Bedeutung haben und erfolgreich Einfluss nehmen können, damit eine Abhängigkeit gar nicht erst entsteht," so die Drogenbeauftragte. "Eltern haben die Verantwortung hinzuzulernen und sich mit dem Internet zu beschäftigen, um dessen Chancen und Gefahren realistisch einschätzen zu können."

Eine Einordnung der exzessiven Internetnutzung als eigenständige Krankheit ist in dem weltweit gültigen Diagnoseklassifikationssystem der WHO bislang nicht erfolgt. "Damit eine spezifische Behandlung erfolgen kann, muss diese Frage von den zuständigen medizinischen Fachgesellschaften geklärt werden", so die Drogenbeauftragte. Das setzt aber voraus, dass zunächst die Datenlage zu Verbreitung und Symptomatik der Internetabhängigkeit verbessert wird. Mit der Förderung der PINTA-Studie und der derzeit laufenden Folgestudie PINTA II trägt die Bundesregierung dazu bei, dass diese notwendigen Grundlagen geschaffen werden."

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Drogenbeauftragte der Bundesregierung
Artikel vom 9. Oktober 2012

 

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