Der österreichische Patient ist Alkoholiker

Alkohol gehört zum gesellschaftlichen Alltag in Österreich. Nur knapp 17 Prozent lassen gänzlich die Finger von der Volksdroge Nummer eins. Etwa 900.000 Österreicher dagegen konsumieren Alkohol in gesundheitsschädigendem Ausmaß. Sieben Prozent der Menschen trinken täglich Alkohol, während 72,8 Prozent gelegentlich zu Bier, Wein oder Sekt greifen. Das geht aus der Auswertung von Fragebögen der Österreichischen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (ÖGAM) hervor. Jeder zehnte Österreicher erkrankt im Laufe seines Lebens an Alkoholismus, so die Ergebnisse ÖGAM-Initiative "Der Österreichische Patient".

Im Schnitt trinkt jeder Österreicher pro Jahr 10,9 Liter reinen Alkohol und liegt damit knapp vor seinem Deutschen Nachbarn. In Deutschland wurden 2004 pro Kopf 10,1 Liter reiner Alkohol konsumiert. "Etwa 1,7 Mio. von 82 Mio. Menschen in Deutschland sind alkoholkrank", bilanziert Raphael Gaßmann, Stellvertretender Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen im Gespräch mit pressetext. Mit 330.000 aus 8 Mio. Menschen liegt der Anteil in Österreich deutlich höher. Leichte Trunkenheit ist mittlerweile sogar sozial akzeptiert.

Der Griff zur Flasche hat viele verschiedene Gründe. Ob ein Mensch davon krank wird, hängt stark von den Lebensumständen ab. Alkoholiker benutzen das Rauschmittel als Angstlöser, Antidepressivum oder Konfliktlöser, da Alkohol starke Gefühle dämpfen kann und Spannungen lindert. Da sich regelmäßiger Alkoholkonsum schleichend zur Sucht entwickeln kann, ist Früherkennung durch den Hausarzt extrem wichtig. Denn die Folgen von Alkoholismus sind erschreckend: die Lebenserwartung sinkt um 23 Jahre, 8.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen des Alkoholkonsums, so die ÖGAM-Studie weiter.

"Der Alkoholkonsum kann durch gesundheitspolitische Maßnahmen deutlich gesteuert werden", betont Gaßmann im pressetext-Interview. "Die Bewerbung einer konkreten Zielgruppe, wie beispielsweise die Gruppe der jungen Frauen und Mädchen, zielt genau auf eine Absatzsteigerung ab", sagt er. Durch solche Maßnahmen könne der pro-Kopf-Verbrauch deutlich beeinflusst werden, ganz abgesehen davon, wie anfällig eine Person für Alkohol ist. "Daher ist Werbung für Suchtmittel allgemein gesellschaftlich nicht wünschenswert", macht Gaßmann abschließend deutlich.

Artikel vom 7. Februar 2006

 

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