Alkoholkrankheit: Mediziner fordern Maßnahmen

In Österreich gelten 340.000 Personen als alkoholkrank und weitere 760.000 konsumieren regelmäßig gesundheitsgefährdende Mengen an Alkohol. Der Verein "Alkohol ohne Schatten" will dagegen ankämpfen und fordert mehr Maßnahmen, um Prävention, Versorgung und Therapie entscheidend verbessern zu können. "Alkoholkrankheit geht mit einer massiven Schädigung des Körpers einher. Wir wollen Menschen dabei unterstützen, einen genussvollen, nicht selbstschädigenden Umgang mit Alkohol zu erlernen", sagt Michael Musalek, Ärztlicher Leiter am Anton Proksch Institut.

 "Geld sinnvoll ausgeben"

Jährlich sterben in Österreich 8.000 Menschen an den Folgeschäden von Alkohol - und das, obwohl es sich dabei um eine sehr gut behandelbare Krankheit handelt, wie Musalek betont. Der Verein fordert unter anderem Ausbildungsprogramme für Schulärzte und landesweite Aufklärungsinitiativen. Hinzu kommt der finanzielle Aspekt. Das Geld für Prävention und Betreuung sei vorhanden, erklärt Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer.

"Die meisten Krankenkassen schreiben inzwischen Gewinne. Das für unser Versorgungssystem notwendige Geld wird also eingespart statt es sinnvoll auszugeben." Steinhart wünscht sich, dass ein substanzieller Teil der eingetriebenen Alkoholsteuer zweckgebunden wird und in die Prävention und Behandlung fließt. Selbiges gilt für die fünf-prozentige Werbeabgabe, die auf Alkohol entfällt. Es wäre ein renditehaftes Investment, da die Folgekosten sinken würden.

Immer mehr Kinder betroffen

Hausärzte sind bei Krankheitsfällen in der Regel die erste Anlaufstelle. Doch was fehle, seien die geeigneten Rahmenbedingungen, kritisiert Barbara Degn, Vizepräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin. "Auch wird die umfassende Betreuung dieser Patienten nicht ausreichend honoriert.

Bei der Alkoholkrankheit handle es sich um ein "hochtabuisiertes Thema", das "extrem schambesetzt" sei, formuliert es Musalek. Ziel müsse es sein, erkrankte Menschen verstärkt dazu zu bringen, sich in Behandlung zu begeben. "Wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Alkoholprobleme kein Ausdruck von 'Charakterschwäche' sind, sondern eine psychische Krankheit, die behandelt werden kann und sollte."

Alkohol ist mittlerweile nicht nur ein Problem für Jugendliche, sondern zunehmend auch für Kinder. Das Einstiegsalter liegt zwischen elf und 13 Jahren. Ein überwiegender Teil der Unter-16-Jährigen hat bereits erste Rauscherfahrungen. Die Mediziner unterstreichen die Wichtigkeit dieses großen und existenziellen Themas. Der Konsum großer Alkoholmengen entspricht einer chronischen Krankheit, die mit sehr vielen Folgeerkrankungen einhergeht.

Artikel vom 15. Mai 2013

 

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