Alkohol verursacht Leber- und Krebserkrankungen

?Chronische Alkoholzufuhr erzeugt ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Krebs im oberen Rachen- und Verdauungstrakt, d. h. in der Mundhöhle, im Rachen, im Kehlkopf, in der Kehle und in der Speiseröhre, der Leber, im Dickdarm und Mastdarm und in der weiblichen Brust. Weltweit sind ungefähr 390.000 Krebsfälle auf übermäßigen Alkoholkonsum zurückzuführen.

Das entspricht 3,6 Prozent aller Krebserkrankungen, und zwar bei Männern 5,2 Prozent und bei Frauen 1,7 Prozent?, so Prof. Dr. Helmut Seitz vom Krankenhaus Salem und der Universität Heidelberg sowie Mitglied des Wissenschaftlichen Kuratoriums der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) zu Beginn der Fachkonferenz SUCHT 2007 in Mannheim. Seine Aussage beruht auf Forschungsergebnissen, die 26 international renommierte Wissenschaftler bei der International Agency for Research on Cancer (IARC) in Lyon im Februar 2007 erarbeitet haben. ?Neu ist, dass jetzt zu den bereits bekannten Alkohol assoziierten Organen mit erhöhtem Krebsrisiko der Dick- und Enddarm sowie die Brustdrüse hinzugefügt werden müssen?, so Professor Seitz.

Das Risiko durch Alkoholkonsum für Krebse des oberen Rachen und Verdauungstraktes ist beachtlich: Bei einem täglichen Konsum von 50 Gramm Alkohol, das entspricht ungefähr einem halben Liter Wein, ist das Risiko auf das 2-3-fache gesteigert. (Zusätzliches Rauchen hat einen synergistischen Effekt.) Das Trinken von mehr als 80 Gramm Alkohol pro Tag geht mit einem 18-fach erhöhten Risiko für einen Speiseröhrenkrebs einher.

Wird Alkohol getrunken und werden Zigaretten geraucht, so steigt dieses Risiko auf einen Faktor von 44. Wenn 20 Zigaretten geraucht werden und kein Alkohol getrunken wird, ist das Risiko 5-fach erhöht. Auch für den Krebs der Leberzellen (hepatozellulär) besteht ein alkoholassoziiertes Risiko, das zwischen 4,5 und 7,3 mal höher ist, wenn mehr als 80 Gramm Alkohol pro Tag konsumiert werden. Der dosisabhängige Zusammenhang zwischen dem Risiko für Brustkrebs und der chronischen Zufuhr von Alkohol ist nunmehr erwiesen: Bereits bei einer täglichen Menge von 18 Gramm Alkohol (etwas mehr als ein Achtel Wein) steigt das Risiko für das Brustkrebskarzinom signifikant an.

Durch zusätzliche zehn Gramm Alkohol, die pro Tag zugeführt werden, steigt das Risiko für Brustkrebs um 7,1 Prozent. Bei 50 Gramm Alkohol pro Tag ist das Risiko um 50 Prozent gesteigert. Auf der Basis dieser Erkenntnisse wurde berechnet, dass 4 Prozent aller neu diagnostizierten Brustfälle in den Vereinigten Staaten auf Alkohol zurückzuführen sind. Ebenso haben Daten einer Heidelberger Studie die erhöhte Empfindlichkeit (Suszeptibilität) für Kopf- und Halstumoren bei Frauen, die Alkohol trinken, erbracht. Bei Alkoholikern besteht ein 2-fach erhöhtes Risiko für Dickdarmkrebse. Ein 1,4-fach erhöhtes Risiko für das kolorektale Karzinom ergibt sich bei Patienten, die mehr als 50 Gramm Alkohol pro Tag konsumieren, verglichen mit Nichttrinkern.

Die Substanz Alkohol und nicht der Typ des alkoholischen Getränkes ist für dieses vermehrte Krebsrisiko verantwortlich ist. Die Mechanismen, die durch chronische Alkoholzufuhr zu einem erhöhten Krebsrisiko im oberen Aerodigestivtrakt führen, sind wahrscheinlich in erster Linie auf Acetaldehyd, das erste Stoffwechselprodukt von Alkohol, zurückzuführen. Für die Krebserkrankung der Leber ist die Leberzirrhose eine wichtige Voraussetzung, die u.a. durch vermehrten oxidativen Stress im Rahmen des Alkoholstoffwechsels zustande kommt. Weiterhin spielen hier entzündliche Faktoren, wie z.B. Zytokine eine entscheidende Rolle. Auch ein gestörter Metyltransfer in der Leber durch Alkohol könnte von Bedeutung sein. Ein bis zwei Prozent aller alkoholischen Leberzirrhosen gehen pro Jahr in ein hepatozelluläres Karzinom über.

Beim Mammakarzinom scheint der durch Alkohol erhöhte Östradiolspiegel von Bedeutung zu sein. Erhöhte Östradiolspiegel stellen ein Risikofaktor für das Mammakarzinom dar. Bereits kleinere Alkoholmengen steigern die Östradiolserumkonzentration um 30 bis 40 Prozent. Beim Kolorektalkarzinom, ähnlich wie beim Karzinom des oberen Aerodigestivtraktes scheint Acetaldehyd in diesem Fall durch Darmbakterien produziert, ebenfalls von kausaler Bedeutung zu sein. Alkohol weist unzweifelhaft ein karzinogenes Potenzial auf. Da zudem für alle Alkohol assoziierten Krebsarten eine recht gute Dosis - Wirkungsbeziehung besteht, muss schlussgefolgert werden, dass aus präventiven Gründen auf höheren Alkoholkonsum verzichtet werden sollte.

Die empfohlenen Grenzwerte für Alkohol von 20 bis 24 Gramm pro Tag beim Mann und von 10 bis 12 Gramm bei der Frau sollten gerade im Hinblick auf ihre karzinogene Wirkung nicht überschritten werden.

Artikel vom 12. November 2007

 

Navigation

Pfad: Startseite  >  Suchtmittel  >  Legale Drogen  >  Alkohol
Suchformular

Themen

Unterstütze uns

Dieses Informationsangebot benötigt Zeit und Geld, um ausgebaut und betrieben zu werden. Spende jetzt 5 €, 10 € oder wieviel Du auch aufwenden magst, um Suchtmittel.de zu erhalten!
Zur Spendenseite...