Alkoholabstinenz von Schwangeren in Frage gestellt

Schwangere, die kleine Mengen Alkohol trinken, erhöhen das Risiko von Verhaltensproblemen bei ihren Kindern nicht. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler des University College London. Als geringe Menge definierten sie bis zu zwei Getränke in der Woche. Die Studie mit 12.500 Dreijährigen zeigte sogar, dass bei den Kindern dieser Frauen ein geringeres Risiko bestehen kann. Experten sind sich allerdings darüber uneinig, ob eine derartige Studie Sicherheit gibt oder die Frauen in falscher Sicherheit wiegt, berichtet BBC. Details der Studie wurden im International Journal of Epidemiology veröffentlicht.

Die Wissenschaftler befragten Mütter als ihre Kinder neun Monate alt waren darüber, wie viel Alkohol sie während der Schwangerschaft getrunken hatten. Eine geringe Menge Alkohol wurde mit einem oder zwei Getränken in der Woche definiert. Als moderater Alkoholkonsum galten drei bis sechs Getränke pro Woche oder drei bis fünf bei einer Gelegenheit. Als hoher Alkoholkonsum wurden sieben oder mehr Getränke pro Woche oder zumindest sechs bei einem einzelnen Anlass festgelegt.

63 Prozent der Frauen hatten während der Schwangerschaft vollständig auf Alkohol verzichtet. 29 Prozent hatten ab und zu Alkohol getrunken, sechs Prozent häufiger. Zwei Prozent tranken auch während der Schwangerschaft viel. Als die Kinder drei Jahre alt waren, wurden Fragen über ihr Verhalten und ihre Intelligenz gestellt. Jungen, deren Mütter ein wenig Alkohol getrunken hatten, verfügten 40 Prozent weniger wahrscheinlich über Verhaltensprobleme und waren 30 Prozent weniger wahrscheinlich hyperaktiv als bei völliger Abstinenz. Sie schnitten auch besser bei Vokabeltests, der Erkennung von Farben, Formen, Buchstaben und Zahlen ab. Mädchen hatten eine um 30 Prozent verringerte Wahrscheinlichkeit emotionaler Probleme. Dieses Ergebnis, so räumen die Wissenschaftler ein, könnte allerdings auch auf die Familie und den sozialen Hintergrund zurückzuführen sein.

Frauen, die ab und zu ein Glas Alkohol tranken, waren eher besser ausgebildet, verfügten über ein höheres Einkommen und rauchten seltener während der Schwangerschaft als die abstinenten Frauen. Die Epidemiologin Yvonne Kelly, die die Studie leitete, erklärte, dass ein wenig Alkohol während der Schwangerschaft weder das Risiko von Verhaltensauffälligkeiten noch von kognitiven Problemen erhöhe. Diese Forschungsergebnisse stellten die derzeitige Empfehlung zu völligem Alkoholverzicht in Frage und machten deutlich, dass in diesem Bereich weiter geforscht werden sollte.

Artikel vom 31. Oktober 2008

 

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