Spitzkegeliger Kahlkopf

Der Spitzkegelige Kahlkopf (Psilocybe semilanceata) ist der am häufigsten vorkommende psilocybinhaltige Blätterpilz in gemäßigten Zonen Europas. Er wird seit den 1960er Jahren aufgrund seiner halluzinogenen Wirkung rituell genutzt. Halluzinogene Pilze wie der Spitzkegelige Kahlkopf werden auch Zauberpilze genannt, sind aber aufgrund ihrer Inhaltsstoffe eindeutig als Giftpilze zu definieren.

Merkmale

  • Nach Färbung und Größe handelt es sich um einen besonders unauffälligen Lamellenpilz des Graslandes, mit fingernagelgroßem Hut, mit einem nicht dunklen, nicht sehr zerbrechlichen und meist nicht ganz geraden Stiel, der nie direkt aus Weidetierdung heraus wächst und dessen Lamellen fast parallel zur Außenseite des Hutes zu dessen Spitze hin verlaufen - ganz im Ggs. zu dem häufig mit ihm verwechselten Kegeligen Düngerling (Panaeolus acuminatus) oder dem ebenfalls an den gleichen Lokalitäten oft reichlich zu findenden Halbkugeligen Träuschling (Stropharia semiglobata).
  • Der Hut hat einen Durchmesser von 0,5 cm bis 1,5 cm und trägt auf der Spitze oft ein "Nippelchen". Bei Nässe ist seine Färbung dunkelbraun, seine Oberhaut dann klebrig und leicht abziehbar; bei trockenem Wetter ist der Hut hell ockerfarben. Das für den Pilz namensgebende Merkmal, der spitzkegelige, kahle "Kopf"/Hut, bildet meist einen Winkel von rd. 55°, breitet sich aber gelegentlich mit zunehmenden Alter aus. Dann fehlt ein typisches Merkmal. Oft jedoch ist der Hutrand, im Gegenteil, "reifrockartig" zusammengezogen.
  • Die Lamellen sind zunächst lehmbraun und verfärben sich mit zunehmendem Alter des Pilzes nach dunkelpurpurbraun.
  • Der Stiel ist 4 bis 13 cm lang und 1 bis 2 mm im Durchmesser stark, von weißlichem bis ockerlichem Farbton, ziemlich elastisch und oft verbogen. Häufig ist die Stielbasis bläulich verfärbt. Durch Druck kann man eine blaugrüne Verfärbung am unteren Teil des Stiels herbeiführen, die dann innerhalb einer Stunde auftritt.
  • Das blasse, feucht dunkle Fruchtfleisch ist dünn und kann ohne Mühe zerrissen werden.
  • Die Sporen sind ellipsoid, dickwandig(!) und glatt. Der Sporenstaub ist dunkelbraun. Die Sporen haben eine Größe von etwa 12 bis 16 µm x 6 bis 8 µm.
  • Der Geschmack ist mild, der Geruch rettich- oder grasartig.

Vorkommen

Der Spitzkegelige Kahlkopf gilt außerhalb der Tropen als der am häufigsten vorkommende Pilz der Gattung Psilocybe und wächst bevorzugt auf Weiden mit alten natürlichen Dungablagerungen sowie an grasigen und nährstoffreichen Stellen, während er Wald- und Kalkgebiete zu meiden scheint.

Er ist im Flachland Nordeuropas genauso anzutreffen wie auf Wiesen in den Mittelgebirgen oder den Almen der Alpenländer. In Tirol wurde er auch schon in größeren Mengen in Höhen von 1400 - 1700 m gefunden, im Schwarzwald bei M+820 bis 1300 m. Obwohl in tiefer gelegenen Gebieten die Fundhäufigkeit abnimmt, ist hierfür wahrscheinlich nicht der Höhenunterschied, sondern der Einsatz von Gülle oder künstlicher Düngung und Entwässerung in tieferen Lagen die Ursache. Andererseits soll er, laut Krieglsteiner, etwas "salzliebend" sein. Daher vielleicht seine auffallende Häufigkeit z.B. entlang der irischen Westküste. Jedoch steht diesbezüglich ein wissenschaftlicher Nachweis noch aus.

Ursprünglich war der Spitzkegelige Kahlkopf wohl nur im gemäßigten Klima Europas und Nordamerikas heimisch, wird aber inzwischen weltweit in gemäßigten bis subtropischen Klimazonen gefunden. In den USA ist er am häufigsten in den Staaten des Nordwestens zu finden. In Europa weisen die Schweizer und Österreichischen Alpen die höchstgelegenen Vorkommen auf. Reichlichere Vorkommen wurden aus Wales, Schottland und Norwegen gemeldet. Die beste Zeit, diesen Pilz anzutreffen, ist im Spätsommer bis Frühherbst, also im August bis Oktober; in milden Lagen ist er aber auch bis Januar vereinzelt zu finden.

Psilocybingehalt

Biochemische Untersuchungen ergaben durchschnittliche Gehalte an Psilocybin von 0,8 % bis 1,00 % in der Trockenmasse. Daher zählt dieser Pilz zu den potentesten halluzinogenen Arten. Es konnten bei Exemplaren aus wilder Sammlung Psilocybingehalte bis 1,34 % festgestellt werden, bei manchen Exemplaren aus der Schweiz wurden gar 2,02 % nachgewiesen.

Geschichte

Teilweise wird behauptet, dass der Pilz seit 10.000 bis 12.000 Jahren in Italien heimisch ist. In Norditalien (Monte Bergo, Valcamonica) meint man, anhand spätneolithischer Felsbilder einen Gebrauch der Pilze für schamanistische Zwecke zu erkennen. Erstmals wurde nach der Sammlung und mykologischen Analyse von zahlreichen mexikanischen Arten durch den Schweizer Chemiker Albert Hofmann der Wirkstoff Psilocybin entdeckt. Diesem verdienten Wissenschaftler gelang auch die Strukturaufklärung und die Vollsynthese dieses halluzinogenen Naturstoffs.

Obwohl er seine Entdeckung lediglich in einer kleinen wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlichte, verbreitete sich das Wissen um den einheimischen wirkstoffhaltigen Pilz sehr schnell. In der Schweiz, in Österreich und Deutschland zählt das Sammeln und Essen seit mindestens 30 Jahren zu einer festen Tradition insbesondere bei jüngeren Leuten (Venturini und Vannini / Halluzinogene). Eine rituelle Einnahme wurde 1981 erstmals von Linder beschrieben. Gegenwärtig ist der Anbau und Verkauf des Pilzes in den meisten Ländern der Welt verboten. Der Besitz aller psylocibinhaltigen Pilze, auch das Sammeln selbiger auf der Wiese, ist in Deutschland ein Verstoß gegen das BTMG.

Volkstümliche Namen

Psilo, Psilocybinpilz, Zauberpilz, Magic Mushroom, Halluzipilz, Blue leg, Liberty cap, Kleines Zwergenmützchen, Narrenschwamm, Puntig Kaalkopje (niederländisch), Kleiner Prinz, ("Lanzenförmiger Düngerling", Meditationspilz, Pilzli, Pixie cap, Sandy sagerose, Traumpilz, Witch cap, "Zuckerpuppe von der Wasserkuppe").



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