Kommentar zum Komasaufen

Fast dreieinhalb Jahre Haft für den Wirt - das ist heftig, mag mancher sagen. Doch das Urteil im Falle des fatalen Wettsaufens von Berlin lautet auf "Körperverletzung mit Todesfolge". Dies ist angesichts der 45 Schnäpse, die dem 16-jährigen Lukas serviert wurden, angemessen. Zumal der Wirt sich heimlich Wasser eingeschenkt hatte.

Andererseits muss bei aller Trauer um Lukas die Frage erlaubt sein: Wie kann ein Jugendlicher - unter den Augen seiner tatenlosen Freunde - sich so gehen lassen, sein Leben so wegwerfen? Eine Antwort ist schwierig. Wir sehen nur, dass immer mehr junge Menschen jedes Wochenende Ähnliches tun. Die Notaufnahmen der Kliniken wissen ein Lied davon zu singen. Dieser Zustand ist unhaltbar.

Einmal mehr liegt - man mag es ja kaum noch hören - der Ruf nach Politik und Gesellschaft nahe. Schlechte oder zumindest völlig verantwortungslose Menschen wie den Berliner Wirt wird es immer geben. Dass aber jungen Menschen nach wie vor in Werbespots gezeigt wird, wie cool es ist, Alkohol zu trinken, darf nicht sein. Ebenso wenig, dass es gesüßte Getränke gibt, die den Alkoholgeschmack verbergen. Und dass viele Läden weiter gesetzwidrig Jugendlichen Alkohol verkaufen. Lukas war das erste bekannte Todesopfer des Komasaufens, Deutschland war entsetzt. Nur: Sein Tod liegt jetzt schon mehr als zwei Jahre zurück, und die Situation hat sich nicht gebessert.

Lothar Tolks

Südwest Presse
Artikel vom 3. Juli 2009

 

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