Ich kaufe, also bin ich - vom Frustkauf zur Kaufsucht

Ein Einkaufsbummel gilt bei vielen Menschen als beliebter Zeitvertreib, bei dem man sich entspannen und neue Eindrücke gewinnen kann. Doch bei immer mehr Menschen in Deutschland wird der Wunsch zu kaufen zu einem unkontrollierbaren Drang. So leiden nach Angaben der Techniker Krankenkasse (TK) bundesweit etwa 800.000 Menschen unter einem Kaufzwang. Wenn sie mit vollen Einkaufstüten das Kaufhaus verlassen, empfinden sie nicht etwa Glücksgefühle, sondern meist nur Reue.

"Die Sucht beginnt meist schleichend und wird erst als solche erkannt, wenn sie sich zu Hause aufgrund überquellender Schränke und voller Keller vor Familie und Freunden nicht mehr verbergen lässt", erläutert TK-Psychologin Inga Margraf. Meist ist es auch der drohende finanzielle Ruin, der die Betroffenen dazu nötigt, sich zu ihrem krankhaften Kaufverhalten zu bekennen und Hilfe anzunehmen. "Ursache ist oft eine Depression, die nicht selten von anderen Zwangsverhalten wie etwa einer Ess-Störung und übersteigerten Ängsten begleitet wird. Auch verbirgt sich hinter dem zwanghaften Shoppen häufig eine verzweifelte Suche nach Anerkennung und Liebe", so Margraf.

Dabei geht es gewöhnlich nicht um die erstandenen Objekte selbst, sondern vielmehr um das Glücksgefühl während des Kaufvorgangs. Das erklärt, warum das Gekaufte danach meist nicht einmal ausgepackt wird, sondern schamhaft irgendwo verstaut oder verschenkt wird. Ebenso wie sich der Weg in die Kaufsucht schleichend vollzieht, so sehr kann sich der Weg hinaus auch nur langsam bahnen. "Ein erster wichtiger Schritt ist zunächst einmal, sich die Sucht einzugestehen und darüber zu sprechen", weiß Margraf.

Auch das Aufsuchen einer Selbsthilfegruppe kann hilfreich sein. In schwerwiegenden Fällen sollten Betroffene erwägen, therapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Um der Sogwirkung des Drangs kurzfristig zu widerstehen, ist es hilfreich, beispielsweise Kreditkarten zurückzugeben. Sinnvoll kann auch sein, einen begrenzten Geldbetrag festzulegen, mit dem man wöchentlich auskommen muss. Außerdem kann es helfen, vor dem Einkaufen aufzuschreiben, was wirklich benötigt wird.

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Techniker Krankenkasse
Artikel vom 13. Dezember 2011

 

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