Chronisch obstruktive Lungenerkrankung

Chronisch obstruktive Lungenerkrankung ? engl.: chronic obstructive pulmonary disease, Abkürzung: COPD, seltener auch chronic obstructive lung disease, COLD ? bezeichnet als Sammelbegriff eine Gruppe von Krankheiten, die durch Husten, vermehrten Auswurf und Atemnot bei Belastung gekennzeichnet sind.

In erster Linie sind die chronisch-obstruktive Bronchitis und das Lungenemphysem zu nennen. Beide Krankheitsbilder sind dadurch gekennzeichnet, dass vor allem die Ausatmung (Exspiration) behindert ist. Umgangssprachliche Bezeichnungen sind ?Raucherlunge? für die COPD und ?Raucherhusten? für das Hauptsymptom.

Epidemiologie

Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland 3 bis 5 Millionen, in den USA etwa 16 Millionen und weltweit etwa 600 Millionen Menschen an einer COPD erkrankt sind. Damit muss von einem globalen Problem gesprochen werden. In den USA stellt die COPD die vierthäufigste Todesursache dar: Man kann von einer Volkskrankheit sprechen. Von den zehn häufigsten zum Tod führenden Krankheiten ist sie die einzige, deren Häufigkeit zunimmt.

Seit 2001 versucht die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und National Institute of Health (NIH) ins Leben gerufene Initiative GOLD, weltweit ein optimiertes Vorgehen in der Diagnose und Behandlung der COPD durchzusetzen.

Ursachen

Rauchen

Nahezu alle, über 90 Prozent, der COPD-Patienten sind Raucher oder ehemalige Raucher, aber auch dem Passivrauchen ausgesetzte Menschen, wobei das Ausmaß der Veränderungen mit der Anzahl der Packungsjahre in direktem Zusammenhang steht. Rauchen führt zu einer hohen Konzentration an freien Sauerstoffradikalen (Superoxide, Wasserstoffperoxid, hypochlorige Säure) im Atemtrakt ? siehe Zigarettenrauch. Das bedeutet u.a., die körpereigenen Schutzmechanismen vor dem 'Selbstverdauen' der Lunge werden durch zahlreiche Inhaltsstoffe des Tabakrauches gemindert. Passivrauchen steht in engem Zusammenhang mit Husten und Sputumproduktion.

Allerdings wird anhand regelmäßiger Untersuchung der Atemfunktion nur bei 15 bis 20 Prozent aller Raucher über die Jahre eine Abnahme der Atemleistung in einem Ausmaß festgestellt, dass die Entstehung einer COPD mit großer Wahrscheinlichkeit vorherzusagen ist. Siehe : Packungsjahr. Bei feststehender Diagnose ist es meistens schon zu spät für eine Heilung und es können nur noch lindernde Maßnahmen ergriffen werden.

Die weltweite Zunahme der COPD wird in erster Linie auf die Zunahme von Raucherinnen zurückgeführt, da die COPD-Prävalenz bei Männern inzwischen ein Plateau erreicht hat.

Umweltverschmutzung

Eine Zunahme der Beschwerden von COPD-Patienten kann mit einer hohen Belastung der Atemluft durch Schwefeldioxid in direkten Zusammenhang gebracht werden. Dies gilt jedoch nicht für eine Umweltbelastung durch Stickstoffdioxid.

Berufliche Belastung

Eine chronische Bronchitis, möglicherweise mit asthmatischer (?asthmoider?) Komponente, kommt vermehrt bei Personen vor, die sich organischen oder anorganischen Stäuben aussetzen. Sie wird bei Arbeitern in Baumwollfabriken, Webereien und Seilereien gehäuft diagnostiziert. Ebenso wird die Exposition gegenüber chemischen Stoffen, wie Säuren, Basen, toxischen Gasen oder inhalierbaren, dampfförmigen Flüssigkeiten, als Risikofaktor angesehen (z. B. Isocyanate in der Kunststoffindustrie).

Infektionen

Epidemiologische Studien weisen auf einen Zusammenhang zwischen akuten Atemwegsinfekten und der Entstehung einer COPD hin. So sollen virale Lungenentzündungen im Kindesalter die spätere Entwicklung einer COPD begünstigen. Abgesehen von Rhinoviren sind bislang jedoch keine viralen Erreger als Verursacher von Exazerbationen erkannt worden. Bakterielle Leitkeime bei Exazerbationen sind Streptokokkus pneumoniae, Haemophilus influenzae und Moraxella catharalis.

Vererbung

Ergebnisse der Zwillingsforschung lassen darauf schließen, dass auch genetische Aspekte eine Rolle bei dieser Krankheitsentwicklung spielen. In bis zu drei Prozent der Fälle ist der Alpha1-Antitrypsinmangel ein wichtiger Faktor.Biedermann A. Köhnlein T: Alpha-1-Antitrypsin-Mangel ? eine versteckte Ursache der COPD: Überblick über Pathogenese, Diagnostik, Klinik und Therapie, Deutsches Ärzteblatt 103, Ausgabe 26 vom 30. Juni 2006, Seite A-1828 / B-1569 / C-1518.

Diagnose und Stadieneinteilung

 

Die Diagnose richtet sich nach den Beschwerden des Patienten, in erster Linie aber nach den Ergebnissen der Lungenfunktionstests. Folgende Einteilung entspricht den aktuellen Richtlinien der GOLD aus dem Jahr 2003:

Schweregrad  FEV1/FVC FEV1 Beschwerden
0 (Risiko) normal normal chronischer Husten oder Auswurf
bei Vorliegen von Risikofaktoren
1 (mild) < 70 % 80 % meist chronischer Husten und Auswurf
2 (mäßig) < 70 % 50?80 % Kurzatmigkeit bei Belastung,
Husten und Auswurf
3 (schwer) < 70 % 30?50 % wiederholte Exazerbationen
mit Einfluss auf die Lebensqualität
4 (sehr schwer) < 70 % < 50 % und chron. respiratorische Insuffizienz,
< 50 % und Zeichen einer Rechts-Herzinsuffizienz
oder < 30 %
Lebensqualität merklich beeinträchtigt,
Exazerbationen können lebensbedrohlich sein
FEV1 = forciertes expiratorisches Volumen in einer Sekunde, hier nach Anwendung eines bronchienerweiternden Medikaments (Bronchodilatator)
FVC = forcierte Vitalkapazität (siehe Lungenfunktion)

Behandlung

Das Behandlungsziel besteht darin, das Fortschreiten der Erkrankung zu mindern oder aufzuhalten und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Voraussetzung jeder sinnvollen Behandlung ist, zunächst schädigende Einflüsse auszuschalten. Dazu muss das Rauchen aufgegeben werden, auch Passivrauchen ist zu vermeiden.

Medikamente

Medikamentös sind zur Zeit (2006) Anticholinergika (zum Beispiel Ipratropiumbromid, Oxitropiumbromid und Tiotropiumbromid) Mittel der ersten Wahl. Sie wirken bronchialerweiternd und länger als Beta-2-Agonisten (beispielsweise Formoterol und Salmeterol). Es handelt sich bei diesen Präparaten um Inhalationslösungen, Dosieraerosole oder -pulver. Bei akuten, bakteriellen Exazerbationen der COPD sollten potente Antibiotika verabreicht werden, da die Exazerbationen den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen.

Atemhilfe

Bei chronischer respiratorischer Insuffizienz durch COPD gibt es Möglichkeiten der Atemhilfe: Sauerstoff-Langzeittherapie und Beatmungsformen.

Sauerstoff-Langzeittherapie

Liegen bei der Blutgasanalyse die Werte des Sauerstoffpartialdrucks (pO2) dauerhaft unter 60 mm Hg (schwere Hypoxämie) und sind die pCO2-Werte nicht stärker erhöht, spricht man von einer oxygenatorischen respiratorischen Insuffizienz (früher Partialinsuffizienz). Dann kann eine langfristige Zufuhr von Sauerstoff über eine Nasenbrille das Befinden erheblich bessern und Komplikationen wie Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie) und Rechtsherzinsuffizienz zurückhalten. Die Behandlung muss täglich über mindestens 16 Stunden durchgeführt werden. Zur Anwendung zuhause gibt es verschiedene Systeme (Flüssigsauerstoff, Sauerstoff-Konzentrator). Dabei sind transportable Geräte besonders für Patienten geeignet, die mobil sind.

Beatmung

Sind die pCO2-Werte dauerhaft erhöht (Hyperkapnie, Ventilationsinsuffizienz, früher respiratorische Globalinsuffizienz), ist Hilfe über eine Beatmung möglich. Auch hier kann die Behandlung mit geeigneten Geräten zu Hause durchgeführt werden.

Lungentransplantation (LTX)

Die Ultima Ratio ist die Lungentransplantation, wobei entweder eine Lungenhälfte oder beide Lungenhälften transplantiert werden.


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