Krebsrisiko bei Schnupftabak in Diskussion

Tabakprodukte, die gelutscht, gekaut oder geschnupft werden, sind weniger krebserregend als Zigaretten. Das behaupten die britischen Forscher Peter Lee und Jan Hamling von P.N. Lee Statistics and Computing Ltd in der Zeitschrift BioMed Central Medicine.

Sie analysierten 89 Studien zum Krebsrisiko bei nicht-gerauchten Tabakprodukten, die in den letzten Jahren in den USA und in Skandinavien durchgeführt wurden. Das Risiko bestimmter Krebserkrankungen sei bei nicht-gerauchtem Tabak geringer, so das Ergebnis. Krebsexperten nehmen in der Diskussion allerdings eine klare Gegenposition ein.

Nicht gerauchte Tabakprodukte seien laut den britischen Forschern besonders aufgrund des geringeren Lungenkrebs-Risikos eine Alternative zu starkem Zigarettenkonsum. "Wir bereinigten die Studien um die Personen, die zusätzlich zu Schnupftabak auch rauchen. Dabei zeigte sich, dass die Auswirkung auf das Krebsrisiko von rauchfreiem Tabak sehr viel kleiner ist als beim Rauchen, falls das Risiko überhaupt besteht", so Lee und Hamling. Für die USA stellten die Forscher auch Modellrechnungen an. 2005 starben 140.000 Männer über 35 Jahren an sieben Krebskrankheiten, die vor allem auf das Rauchen zurückgeführt werden. Hätten diese Menschen nie geraucht, sondern Schnupftabak zu sich genommen, würde diese Zahl um 100.000 niedriger sein, wobei besonders die wichtigste Todesursache Lungenkrebs verringert werden könnte.

Ganz anders sieht dies das Deutsche Krebsforschungszentrum. "Es ist falsch, rauchlosen Tabak als gesündere Alternative zu Zigaretten darzustellen. Auch in Kau- oder Schnupfform enthält Tabak Nitrosamine, die sehr wohl Krebs auslösen können", betont Martina Pöttschke-Langer, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention, gegenüber pressetext. Besonders Snus, ein in Norwegen und Schweden verbreiteter Oraltabak, enthalte in großen Mengen abhängig machendes Nikotin, weshalb der Umstieg auf rauchlosen Tabak Rauchstoppversuche verhindern und den Tabakgebrauch nicht senken würde. "Es ist ethisch nicht vertretbar, den Konsum eines Produktes, das zwar weniger gesundheitsgefährdend als Rauchen ist, aber dennoch tödlich sein kann, als Alternative anzubieten", so die Expertin. Die Stellungnahme zum Thema hat das Krebsforschungszentrum im jüngst erschienenen Tabakatlas veröffentlicht.

Die Studie ist unter http://www.biomedcentral.com/1741-7015/7/36/abstract einsehbar.

Artikel vom 29. Juli 2009

 

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