Junge Christen: Fastenzeit für MySpace und Facebook

Gläubige Christen verzichten in der Fastenzeit auf Social-Networking-Portale wie MySpace oder Facebook. Wie der Nachrichtensender CNN berichtet, entschieden sich viele gläubige Nutzer für 40 Tage auf diese Plattformen, die sie als eine der Versuchungen des 21. Jahrhunderts bezeichnen, zu verzichten. "Es war sehr schwer, vor allem am Anfang", erzählt etwa die Theologie-Studentin Kerry Graham. Graham stammt aus den USA, studiert aber in Großbritannien. Für viele User seien Social-Networking-Portale bereits wie eine Sucht. "Ich wollte in der Fastenzeit etwas aufgeben, was mir wirklich schwer fällt", erzählt Emily Montgomery, die im Schnitt zwei Stunden täglich auf MySpace verbringt.

Michael J. Dolan, Kaplan am Trinity College und der University of Hartford in Connecticut/USA begrüßt den freiwilligen Verzicht seiner Schüler und Studenten auf MySpace und Facebook. Die zunehmende Verbreitung von Internetanschlüssen lässt die Zahl an Internetsüchtigen steigen. In Österreich wird ihre Zahl auf 40.000 bis 80.000 geschätzt. "Es gibt keine gesicherten Zahlen, aber sicher ist, dass die Zahl der Süchtigen rasch ansteigen wird", sagt Michael Musalek, Leiter des Anton-Proksch-Instituts für Suchtbehandlung, im Interview. Die Kriterien für eine Internetsuchterkrankung glichen im Prinzip denen einer Alkoholsucht, sagt Musalek weiter.

Die Psychologin Maressa Hect Orzack, Leiterin und Begründerin des Computer Addiction Study Center der Harvard Universität, betont, dass Schüler ihre Hausaufgaben vernachlässigen, wenig schlafen und kaum Essen zu sich nehmen, wenn sie zu viel Zeit im Internet verbringen. Eine Zeitbeschränkung für Social-Networking-Portale sei daher sehr sinnvoll. So erzählt die Studentin Kerry Graham, dass sie seit dem Verzicht auf MySpace ihre Zeit mit anderen Dingen wie Sport und Schulaufgaben verbringt. "Die Menschen stellen fest, dass Menschen die Realität sind und nicht Pixel", stellt Dolan fest.

Internetsucht ist kein zu unterschätzendes Phänomen. Laut Musalek kann sie sogar zu körperlichen Entzugserscheinungen, Angststörungen und Depressionen führen. Symptome einer Internetsucht äußern sich in einem überstarken Verlangen, Kontroll- und Zeitverlust, Entzugserscheinungen, die einer leichten Alkoholsucht ähneln sowie der Zentrierung des Lebens auf das Internet. "Ich möchte jedoch betonten, dass die Internetsucht gut behandelbar ist. Aber sie muss behandelt werden. Hier fehlt noch eine Menge Bewusstsein", sagt Musalek, der schon zahlreich Internetsüchtige behandelt hat.

Artikel vom 31. März 2007

 

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