Moderatorin Gundis Zámbó schreibt Buch über Bulimie

Gundis Zámbó ist eine prominente Fernsehfrau. Die Münchnerin hat TV-Shows moderiert, in Derrick, Marienhof oder Der Alte gespielt, sich als Szenejournalistin und Romanautorin einen Namen gemacht. Aber Gundis Zámbó war fast 25 Jahre lang schwer krank, doch davon hat im Scheinwerferlicht niemand etwas mitbekommen. Gundis Zámbó hatte Bulimie.

Darüber hat sie ein erschütterndes Buch geschrieben: "Mein heimlicher Hunger", so der Titel. "Bulimie" - ist ein Wort aus dem Griechischen und bedeutet "Ochsenhunger". Bulimie ist eine Essstörung und gilt als schwerwiegende Erkrankung. Und Bulimie ist verbreiteter als wir denken: 5 Prozent der 14- bis 35-jährigen Frauen leiden daran, und jede zehnte stirbt. Gundis Zámbó über die Anfänge ihrer Krankheit:

Zámbó: "Also bei mir begann das damit, dass ich eigentlich schon immer ein kleiner Moppel war, ich war nicht fett, aber ich war jetzt auch nicht ganz dünn. Und als ich dann in die Grundschule kam, wurde ich das erste Mal damit konfrontiert, kleine Speckbrüstchen zu haben, weil eine Schulkollegin zu mir sagte: 'Darf ich mal an deinen Busen fassen?'. Von da an war es einfach so, dass ich mich permanent mit meinem Körper beschäftigte, weil mir das unglaublich peinlich war, und das ist nicht schön."

"Zum Kotzen" hat Gundis Zámbó ihr erstes Kapitel überschrieben. Sie schreibt: "Bulimie ist der Hammer, sie ist ein Vampir, ein echter Killer! Sie saugt dich aus! Sie macht dich fertig." Dabei ist das Erbrechen für viele junge Mädchen erst einmal die Lösung, zur Traumfigur zu kommen und sie zu behalten: "Ich traf dann eine Freundin die selbiges durchmachte wie ich. Und eines Tages, als ich 14 war, hat sie mir sozusagen ihr Mittel gezeigt, schön schlank zu bleiben, in Anführungsstrichen und viel essen zu können. Also da hat sie mir definitiv gezeigt, wie sie sich den Finger in Hals steckt. Und das war natürlich ein unglaublich furchtbares Erlebnis für mich an diesem Abend, weil das einfach schrecklich war. Es sah ekelhaft aus, abstoßend, es stinkt, es ist einfach nicht schön, das macht man nicht. Tja, aber der Wille, doch irgendwie meinem gebastelten Bild zu entsprechen war so stark, dass ich am nächsten Tag selbiges getan habe, und da war's um mich geschehen."

Was folgte, war ein ewiger Kreislauf: Essen und Brechen. Oder - um es mit Gundis Zámbó auszudrücken: Fressen und Kotzen. Bis zu 15 Heißhungerattacken am Tag sind nichts Außergewöhnliches. Zámbó: "Ich glaub, ein normal essender Mensch kann sich das gar nicht vorstellen, wie viel an Menge auch in so einen Mädchenkörper reinpasst. Das sind vielleicht zwei komplette Packungen Pommes Frites, zwei Hühnchen, hinterher ein Liter Eis, dazu entsprechend Flüssigkeit. Also selbst wenn ich jetzt darüber spreche denk ich dass ist ja nicht zu fassen. Ja, und es geht halt soweit, dass ich einmal gedacht hab, wenn ich jetzt noch ein Stück Speichel schlucke, dann zerreißt es mich."

Und das bis zu 15 Mal am Tag! Nur zum Vergleich: eine normale Frau kommt mit 2.000 Kalorien aus - am Tag wohlgemerkt! So leicht Betroffene in die Bulimie hinein geraten, so schwer ist es, die Krankheit zu besiegen. Nur 20 Prozent schaffen das. Gundis Zámbó hat es geschafft. Allerdings musste dazu erst einmal ihr ganzes gewohntes Leben zusammen brechen: "Ich verlor meinen Job, den Vater meiner Tochter, der war weg. Ich stand auf einmal da, hatte auch kein Heim mehr in München und ich hab gedacht, also entweder ist das Leben jetzt vorbei oder ich tu was. Und es war natürlich ne harte Zeit, zumal es ja auch schwierig ist für jemanden, der sich nur auch durch Öffentlichkeit definiert letztendlich. Aber ich bin dankbar für diese Zeit und diesen Holzhammer. Ich glaube, sonst wäre ich vielleicht heute noch betroffen und würde ganz langsam vor mich hinsiechen. Und heute bin ich kerngesund, fühl mich so wohl und so glücklich wie nie in meinem Leben zuvor, bin eigentlich dem da oben dankbar für diese Lektion, die er mir erteilt hat."

"Mein heimlicher Hunger" von Gundis Zámbó: Ein Buch, das betroffen macht, aber auch Wege aus der Bulimie aufzeigt. Und gleichzeitig das Portrait einer prominenten und starken Frau, die demnächst mit einer neuen TV-Show startet, die sie moderiert und auch selbst produziert.

Rowohlt Verlag
Artikel vom 2. Oktober 2007

 

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