Gehirn: Nikotin vergrößert "Arbeitsspeicher"

Wissenschaftler am Istituto di Bioimmagini e Fisiologia Molecolare und der Università di Milano - Bicocca haben neue Erkenntnisse über die Wirkung von Nikotin auf das menschliche Gehirn gewonnen. Damit eröffnen sich neue Wege, den bei Alzheimer-Patienten typischen Gedächnis- und Motorikstörungen entgegenzuwirken.

Überraschende Testergebnisse

Verglichen wurden eine Gruppe von Rauchern mit einem Tageskonsum von sieben bis 20 Zigaretten und eine Gruppe von absoluten Nichtrauchern, wobei auch auf die Ähnlichkeit in der psychosomatischen und kulturellen Zusammensetzung geachtet wurde. Die Teilnehmer mussten mit fest gerichtetem Blick zuvor angekündigte, über das Blickfeld unregelmäßig verteilte Gegenstände oder Informationen erkennen und dies mit einem Tastendruck bestätigen.

Eine zweite Aufgabe bestand darin, möglichst schnell entweder mit dem Zeige- oder dem Mittelfinger auf eine Abfolge von Zeichen zu reagieren. Während der Tests wurde mithilfe von 128 Sensoren die bioelektrische Hirntätigkeit der Probanden gemessen. "Dieses Vorgehen hat uns ermöglicht, die Funktionsfähigkeit des Gehirns in Abhängigkeit von der jeweils gestellten Aufgabe zu erkunden", so Projektleiterin Alice Mado Proverbio.

Mögliche Alzheimer- und Parkinson-Therapie

"Beim Test zur räumlichen Wahrnehmung war kein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Reaktionsgeschwindigkeit zwischen beiden Gruppen festzustellen", unterstreicht die Fachfrau. Anders stellt sich das Ergebnis jedoch bei der Versuchsanordnung unter gleichzeitiger Erprobung der Gedächnis- und Reaktionfähigkeit dar.

"Dort waren die Raucher im Schnitt 50 Millisekunden schneller, allerdings auch um 100 Millisekunden langsamer bei der Aufgabe, die sachlich richtige Reaktionsentscheidung zu treffen", so die italienische Forscherin. Dank der Verwendung der Low Resolution Electromagnetic Tomography (Loreta) ist es möglich, die fundamentale Rolle der Neuronen in der vorderen Gehirnspähre bei der durch Nikotinzufuhr gesteigerten Fähigkeit der "working memory" zu ermitteln.

Sie könnten den Weg für eine therapeutische Nutzung des Nikotins bei Alzheimer- und Parkinson-Patienten eröffnen. Die Einzelheiten der Untersuchung sind beim Weltkongress der Society of Neuroscience in Washington vorgestellt worden.

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Artikel vom 9. Februar 2012

 

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