Warum Rauchstopp traurig macht

Obwohl die meisten Raucher an ihrem Laster leiden, fällt ihnen das Aufhören sehr schwer. Ein Gefühl des Unwohlseins bringt motivierten Versuchen oft den Rückschlag. Eine Komponente, die dazu beiträgt, erklären nun kanadische Forscher in den "Archives of General Psychiatry". Biochemische Prozesse im Gehirn lösen einige Stunden bis Tage nach der letzten Zigarette ein Stimmungstief aus, so die Wissenschaftler.

Zu viel Hormon-Verhinderer

Das Team um Jeffrey Meyer untersuchte dazu 48 Kettenrauchern mittels spezieller Bildgebung, der Positron-Emissions-Tomographie. Die Konzentration eines speziellen Enzyms im Gehirn, die sogenannte Monoaminoxidase-A (MAO-A), stieg acht Stunden nach dem Entzug um 25 Prozent an. MAO-A baut Hormone wie etwa Serotonin ab, die sonst die Stimmung stabilisieren. Vermehrtes MAO-A im Entzug sorgt für mehr Traurigkeit, die sich auch in der subjektiven Wahrnehmung der Untersuchten deutlich zeigte.

Für Michael Musalek, Leiter des Anton-Proksch-Instituts, liefert der Hinweis auf die MAO-Prozesse einen "spannenden Einblick, wie Entzug genau funktioniert." Sucht sei zu komplex, um sie auf einen einzigen Mechanismus zu reduzieren. "Sind die genauen Vorgänge des Unwohlseins bekannt, kann man jedoch erforschen, wie sie zu beeinflussen sind. Sehr wahrscheinlich ist MAO auch an anderen Suchterkrankungen beteiligt", so der Experte im Interview.

Vitaminpillen als Verführer

Zum Stolperstrick für den Rauchverzicht kann jedoch sogar scheinbar gesundes Verhalten werden, zeigen taiwanesische Forscher um Wen-Ben Chiou in der Zeitschrift "Addiction". 74 starke Raucher probierten in einer Versuchsreihe Placebo-Tabletten, wobei man einigen sagte, es handle sich um Vitamin C-Präparate. In der freien Stunde nach dem Test genehmigten sich die vermeintlichen Vitaminschlucker doppelt so viele Zigaretten wie die restlichen Teilnehmer.

Manche Raucher sehen Nahrungsergänzungsmittel somit als "Lizenz zum Zigarettenrauchen" und belohnen sich durch den Qualm dafür, ihrem Körper zuvor etwas Gutes getan zu haben, interpretieren die Forscher. Multivitamin-Präparate schützen jedoch nicht vor Krebs. Auf diese gefährliche Komponente der Vitaminpillen hat Chiou schon früher gewiesen: Wer sie zu sich nimmt, betreibt in der Regel auch weniger Sport, isst ungesünder und geht weniger spazieren.

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Artikel vom 3. August 2011

 

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