Direkt zu: Navigation, Suche
Abführmittel, Laxativa oder Laxanzien sind pharmazeutisch wirksame Mittel, die die Stuhlentleerung beschleunigen. Man setzt sie also gegen Verstopfung ein (nicht aber gegen mechanischen Darmverschluss).
Laxativa sind das Mittel der Wahl, wenn eine Verstopfung nicht mehr durch eine Umstellung der Lebensgewohnheiten behoben werden kann bzw. aufgrund von Medikamenten oder Erkrankungen hervorgerufen wird. Eine bewusste Ernährung mit Ballaststoffen, viel Gemüse und mindestens zwei Liter Flüssigkeit pro Tag und ein gemäßigtes Sportprogramm helfen, die Verdauung zu normalisieren. Helfen diese Maßnahmen nicht, kann man zu einem Abführmittel greifen. Man sollte aber so wenig wie möglich einnehmen und wenn die Verstopfung länger als zwei Wochen anhält, zum Arzt gehen.
Abführmittel sind seit 2.500 v. Chr. bekannt. In Mesopotamien und im Alten Ägypten wurde das aus Rizinussamen gewonnene Öl für diese Zwecke eingesetzt. Die Assyrer kannten um 1500 v. Chr. neben der Verwendung ballaststoffreicher Nahrungsstoffe wie beispielsweise Kleie auch saline Abführmittel, die den Wassergehalt des Darmtraktes erhöhen.
Siehe auch: Frankfurter Pillen
Bei Abführmitteln wird die Wirkung in drei Wirkmechanismen untergeteilt, die volumensteigernde Wirkung, die motilitäts- und sekretionsbeeinflussende Wirkung und die Gleitwirkung des Stuhles. Die am häufigsten verwendeten Abführmittel sind die motilitäts- und sekretionsbeeinflussende Abführmittel.
Die Wirkung dieser Abführmittel wird meistens dadurch erzielt, dass sie das Volumen innerhalb des Darms vergrößern. Dadurch wird auch der Druck auf den Darm größer und dieser reagiert mit der Auslösung von Wellenbewegungen, die den Speisebrei weiter in die gewünschte Richtung schieben. Diese Volumenzunahme kann durch mehrere Mechanismen ausgelöst werden:
Quellung des Speisebreis durch Wasseraufnahme (Flüssigkeit allein sorgt durch ihre Anwesenheit bereits für die gewünschte Volumenzunahme. Die Ballaststoffe in der Nahrung nehmen Flüssigkeit auf und vergrößern so ihr Volumen). Es ist darauf zu achten, dass die Ballaststoffe mit genügend Flüssigkeit eingenommen werden, da sonst die Gefahr eines Darmverschlusses besteht. Bei den Ballaststoffen kann es je nach zugeführter Menge mehrere Tage dauern, bis die gewünschte Wirkung eintritt. Folgende Ballaststoffe, die zusätzlich genommen werden, sind bekannt:
Als Osmose bezeichnet man den Vorgang der Diffusion eines Lösungsmittels durch eine halb durchlässige Membran zum Ausgleich von Konzentrationsunterschieden der durch die Membran getrennten Flüssigkeiten. Dabei kommt es durch den Einstrom von Lösungsmittel in die stärker konzentrierte Flüssigkeit zu einem Ausgleich der Konzentration gelöster Teilchen in beiden Flüssigkeiten. In verschiedenen Bereichen des Körpers herrscht ein bestimmter osmotischer Druck, der sich nur in engen Grenzen bewegen darf. Im menschlichen Körper handelt es sich bei dem Lösungsmittel um Wasser und die Darmwand stellt in diesem Zusammenhang die semipermeable Membran dar.
Bei den osmotisch wirkenden Abführmitteln handelt es sich um Stoffe, die nur zu einem geringen Anteil aus dem Darm in den Körper aufgenommen werden können und im Darm zu einem erhöhten osmotischen Druck führen. Nun wird durch Einströmen von Wasser in den Darm der erhöhte osmotische Druck ausgeglichen und dadurch kommt es in Folge des vergrößerten Stuhlvolumens zu einer Dehnung der Darmwand und damit zu der abführenden Wirkung.
Salinische Abführmittel
Die salinischen Abführmittel sind Salze, die sich im Wasser lösen und Anionen enthalten, die osmotisch aktiv sind und Wasser im Darm zurückhalten. Sie erhöhen im Darm den osmotischen Druck und bewirken dadurch eine Zunahme des Volumens im Darm. Diese "Abführsalze" werden heute noch gerne zu Beginn von Fastenkuren genommen, haben aber teilweise einen sehr salzigen oder bitteren Geschmack. Je nach Konzentration und Menge der zubereiteten Salzlösung kann die Wirkung schon innerhalb von 2 bis 4 Stunden eintreten. Die gebräuchlichsten Salze sind hierbei:
Zucker und Zuckeralkohole
Abführmittel in Form von Zucker oder Zuckeralkohole werden aus dem Darm nur geringfügig aufgenommen. Durch ihre Anwesenheit führen sie im Darm zu einem erhöhten osmotischen Druck, der durch vermehrte Wassereinlagerung ausgeglichen wird. Dadurch wird der Stuhl erweicht und die Stuhlmenge erhöht. Die Zucker oder Zuckeralkohole verursachen häufig unangenehme Blähungen. Da diese Stoffe von den Darmbakterien aufgespalten werden müssen, kann es je nach Dosierung zu unterschiedlichen Zeiträumen beim Wirkungseintritt schon nach 2 Stunden oder aber erst nach einigen Tagen kommen. Vorsicht bei der Anwendung von Zucker und Zuckeralkoholen wie etwa Lactose (Milchzucker) ist bei Personen mit bekannter Fructose- oder Lactoseintoleranz geboten, da hier allergische Reaktionen auftreten können. Zu den gebräuchlichsten Zucker und Zuckeralkoholen gehören:
Polyethylenglykole (Macrogole)
Polyethylenglykole stellen eine relativ neue Gruppe innerhalb der Abführmittel dar. Ihr Wirkprinzip ist in etwa mit den Superabsorbern vergleichbar, sie binden eine bestimmte Menge an Flüssigkeit an sich und werden vom Körper nicht resorbiert. Dadurch gelangt die zugeführte Menge an Flüssigkeit ungehindert bis zum Enddarm, wo der Stuhl aufgeweicht und der Entleerungsreflex ausgelöst wird. Die Macrogole werden überwiegend bei chronischer Verstopfung und für Darmspülungen vor Untersuchungen wie etwa eine Koloskopie oder zur Vorbereitung von Operationen verwendet, dazu müssen mehrere Liter einer Macrogol-Lösung getrunken bzw. über eine Magensonde verabreicht werden. Der Name Macrogol ist die Kurzbezeichnung für Polyethylenglykol. Die Zahl hinter dem Namen gibt das mittlere Molekulargewicht an. Abhängig von der zugeführten Menge der Macrogol-Lösung kommt es nach 2 - 10 Stunden zum Wirkungseintritt. Derzeit werden folgende Macrogole als Abführmittel verwendet:
Das sind Abführmittel, die als Zäpfchen in den Darm eingeführt werden, dort zu einer Gasentwicklung im Enddarm führen und über einen Dehnungsreiz auf die Darmwand als Folge davon der Reflex zur Darmentleerung auslösen. Die Zäpfchen enthalten den Wirkstoff Natriumhydrogencarbonat und als Hilfsstoff Natriumdihydrogenphosphat (H2O-frei), die im feuchten Klima des Enddarmes miteinander reagieren und dadurch das CO2 erzeugen. Das Kohlendioxid wird auch von den Darmbakterien produziert und kann daher als natürliches Abführmittel angesehen werden. Die Wirkung tritt in der Regel nach 15 bis 30 Minuten nach Verabreichung des Zäpfchens ein. Wenn die Wirkung ausbleibt, dann kann bedenkenlos ein weiteres Zäpfchen gegeben werden. Folgende Abführmittel, die zu einer Gasentwicklung im Darm führen, sind bekannt:
Diese Abführmittel beeinflussen die Darmbewegung und bewirken, dass durch den schnelleren Transport dem Darminhalt weniger Wasser entzogen werden kann. Zu diesen Arzneistoffen zählen die pflanzlichen anthranoidhaltigen Abführmittel wie Aloe, Faulbaum, Rhabarber, Senna und die synthetischen Triarylmethan-Derivate wie Bisacodyl, Natriumpicosulfat, Natriumdioctylsulfosuccinat und Phenolphthalein.
Anthranoidhaltige pflanzliche Abführmittel
Anthranoide sind pflanzliche Inhaltsstoffe, die eine abführende Wirkung besitzen können. Die meisten und umfangreichsten Untersuchungen wurden zur Sennapflanze gemacht. Die Inhaltsstoffe dieser Pflanze werden erst im Dickdarm durch die dort lebenden Darmbakterien in pharmakologisch wirksame Bestandteile umgewandelt. Diese Bestandteile fördern die Darmbewegung und dadurch wird der beschleunigte Transit und die Wasserrückresorption vermindert. Anders als früher angenommen, sind anthranoidhaltige Abführmittel bei normaler Dosierung weder karzinogen noch führen sie zu Vergiftungen, wie in Langzeitstudien festgestellt wurde. Die bei der längeren Anwendung auftretende Schwarzfärbung der Dickdarmschleimhaut ist eine harmlose Pigmentablagerung, die sich nach Absetzen des Abführmittels wieder zurückbildet. Die Wirkung tritt bei den anthranoidhaltigen Abführmitteln nach etwa 8-12 Stunden ein, bei Nüchterneinnahme kann bereits nach 5 Stunden mit der Wirkung gerechnet werden. Hier noch einmal die wichtigsten pflanzlichen anthranoidhaltigen Abführmittel:
Rizinusöl
Eines der ältesten und bekanntesten pflanzlichen Abführmittel ist das Rizinusöl. Bei entsprechender Dosierung (10-30 ml) wirkt es innerhalb weniger Stunden und führt oft zu durchfallartigen Stuhlentleerungen. Es kann aber zu allergischen Reaktionen kommen, etwa Hautausschlag oder Magenreizungen. Das Rizinusöl besteht vorwiegend aus unwirksamen Triglyceriden der Rizinolsäure, die erst im Dünndarm durch körpereigene Lipasen die eigentlich wirksame Rizinolsäure freisetzen. Durch eine Hemmung der Aufnahme von Natrium und Wasser aus dem Darm und durch den zusätzlichen Einstrom von Elektrolyten und Wasser in den Darm entsteht eine vergrößerte und weiche Stuhlmasse, welche damit die abführende Wirkung verursacht. Zusätzlich führt die freigesetzte Rizinolsäure zu einer Reizung der Darmschleimhaut, wodurch ebenfalls eine abführende Wirkung entsteht. Wenn aber die Fettverdauung gestört ist, dann zeigt das Rizinusöl keine Wirkung, ebenso wenn Antihistaminika genommen werden. Wegen seines unangenehmen Geschmacks wird es heute nur noch selten verwendet.
Zu den synthetischen Abführmitteln gehören die Triarylmethan-Derivate wie Bisacodyl, Natriumpicosulfat und Phenolphthalein, wobei das Phenolphthalein wegen seiner möglicherweise karzinogenen Wirkung heute nicht mehr verwendet wird. Das wenig wasserlösliche Bisacodyl wird im Dünndarm resorbiert und in der Leber durch Glucuronidierung oder Sulfatierung zu einer wasserlöslichen Substanz verändert. Danach gelangt die veränderte Substanz über die Galle wieder in den Darm und hat damit den enterohepatischen Kreislauf hinter sich. Im Dickdarm werden durch die Darmbakterien das eigentlich wirksame Diphenol gebildet, das zu der bereits mehrfach erwähnten antiresorptiven und hydragogen Wirkung führt. Bei oraler Einnahme dauert es dadurch 10 bis 12 Stunden, bis die erwünschte Wirkung eintritt, bei Nüchternennahme kann die Wirkung schon nach etwa 5 Stunden eintreten. Wird das Bisacodyl dagegen Rektal appliziert, so tritt die Wirkung bereists nach 30 bis 60 Minuten ein. Das Natriumpicosulfat ist fast genauso aufgebaut wie das Bisacodyl, es durchläuft aber nicht den enterohepathischen Kreislauf, gelangt daher etwas rascher in den Darm und wirkt deshalb schon nach 4 bis 10 Stunden.
Als Stuhlweichmacher wird häufig das Natriumdioctylsulfosuccinat (Docusat-Natrium) eingestuft. Es ist aber inzwischen nachgewiesen, dass der abführende Effekt auf seiner sekretagogen Wirkung beruht. In der Regel wird das Natriumdioctylsulfosuccinat in Kombination mit Glycerol, Sorbitol oder Bisacodyl als Klistier verwendet. Hier noch eine Zusammenfassung der synthetischen Wirkstoffe:
Abführmittel die als Gleitmittel verwendet werden, sollen den Stuhl weich und gleitfähig machen. Sie sind daher besonders bei Verletzungen oder Erkrankungen im Analbereich wie etwa bei Hämorrhoiden bei Analfissuren geeignet.Zu den heute noch gebräuchlichen Gleitmitteln zählen:
Das Glycerol besitzt außer der Gleitwirkung auch noch eine osmotische Wirkung, da es zusätzlich den Stuhl aufweicht. Es wird bei uns am häufigsten Rektal in Form von Zäpfchen und Klistieren (z.B. Babylax®) verwendet. Da es praktisch keine Nebenwirkungen verursacht, kann es sogar bei Säuglingen, Kleinkindern und Schwangeren bedenkenlos eingesetzt werden. Die Wirkung von Glycerol setzt schon relativ schnell, je nach Konzentration und Menge der verwendeten Lösung, etwa nach etwa 5 bis 60 Minuten ein. Es wird auch gerne als Zusatz zum Einlauf verwendet, um dessen Wirkung zu steigern.
Das Paraffin wird nur noch selten verwendet, da eine mögliche Resorption von Paraffinöl aus dem Darm zu Fremdkörperreaktionen, vor allem in der intestinalen Mukosa, den mesenterialen Lymphknoten, der Leber und der Milz führen kann. Bei hoher Dosierung kann es zum Heraussickern von Paraffin aus dem After und zu Stuhlinkontinenz kommen. Das Paraffinöl verringert die Resorption lipophiler Arzneimittel, fettlöslicher Vitamine (A, D, E, K) und fettlöslicher essentieller Nahrungsstoffe.
Abführmittel werden in unterschiedlichen Formen angeboten und unterscheiden sich in Oral oder Rektal anzuwendende Mittel. Dabei setzt die gewünschte Wirkung bei den Rektal angewendeten Abführmitteln meist schon nach 5 bis 30 Minuten ein, da der Wirkstoff nicht den ganzen Verdauungskanal durchlaufen muß. Bei den Oral verwendeten Abführmitteln tritt je nach Wirkstoff (Wirkprinzip) die Darmentleerung nach 2 bis 12 Stunden oder aber erst nach Tagen (Füll- und Quellstoffe) ein.
Als medizinisch sinnvoll werden Abführmittel dann angesehen, wenn der natürliche Nahrungstransport durch den Körper gestört ist und mit gesunder und ballaststoffreicher Ernährung nicht normalisiert werden kann. Abführmittel werden auch bei bestimmten Erkrankungen, in Verbindung mit anderen Medikamenten oder vor medizinischen Behandlungen eingesetzt.
Abführmittel sind sehr beliebt zum "Abnehmen". Der erzielbare Gewichtsverlust, nachdem man auf dem Klo war, bewegt viele Menschen zu denken, man würde an Körpergewicht verlieren. Tatsächlich besteht der Unterschied in den Gewichten "vorher" und "nachher" überwiegend nur in Wasserverlusten. Trinkt man "hinterher" wieder ein Glas Wasser, wird das Wasser sofort wieder eingelagert und der Effekt ist passé. Sport und eine gezielte Ernährung sind eine bessere Methode, unfreiwillig eingelagertes Wasser wieder los zu werden. Wenn allerdings Wasser aufgrund einer Herzinsuffizienz eingelagert wurde, muss man unbedingt mit seinem Arzt reden, denn Abführmittel können hier eine Verschlechterung bewirken.
Abführmittel werden besonders gerne im Frühjahr zum Entschlacken und zur gründlichen Darmreinigung eingesetzt. Ziel soll hierbei sein, den Körper von angesammelten Schlacken zu befreien und ihm hiermit die Möglichkeit zur Regeneration zu geben. Oftmals leitet das Entschlacken eine Fastenzeit ein. Die Befreiung von körperlichem Ballast wie dem Kot wird hier als Aufbruchsignal für die Fastenwoche gesehen. Meist werden hierfür so genannte salinische Abführmittel wie Glaubersalz oder Bittersalz benutzt. Auch hier sollte man einen Arzt befragen, denn diese Mittel können schwere Nebenwirkungen wie Blutdruckabfall, Muskelschwäche bis hin zu Reflexausfällen zeigen.
Viele Menschen sind außerdem der Überzeugung, man müsse jeden Tag aufs Klo gehen. Es ist aber auch vollkommen normal, wenn man nur dreimal die Woche "groß muss". Gerade ältere Leute, die oftmals krankheitsbedingt nicht in der Lage sind, sich viel zu bewegen und die auch normalerweise weniger und weniger ausgewogen essen, meinen, an Verdauungsstörungen zu leiden. Dann wird ein Abführmittel eingenommen. Allerdings ist der Darm dann erst einmal leer und bis wieder eine ausreichende Füllung da ist, die einen Defäkationsreflex auslöst, dauert es noch eine Weile. Die Gefahr liegt nun darin, am nächsten Tag wieder ein Abführmittel zu nehmen, weil "nichts kommt" und man Angst vor der nächsten Verstopfung hat. Dies führt über kurz oder lang zu einer Gewöhnung, der Darm kann sich schließlich nicht mehr selbst helfen und man wird von den Abführmitteln abhängig.
Man sollte zuallererst die Ernährung umstellen und versuchen, ein wenig Sport zu treiben (hierunter zählen auch Spaziergänge von einer halben bis zu einer Stunde!) Klappt das nicht, sollte man es mit Ballaststoffen versuchen. Hierzu muss man aber viel Flüssigkeit (mindestens zwei Glas Wasser pro Tag mehr!) trinken, sonst tritt der gegenteilige Effekt ein.
Tritt trotzdem kein Erfolg auf, sollte man seinen Arzt aufsuchen, um sicherzugehen, dass keine ernstere Erkrankung wie etwa ein Darmverschluss vorliegt. Der Arzt wird dann auch entscheiden können, welches Abführmittel im folgenden besser ist. Abführmittel können viele Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten bewirken, und deshalb ist es wichtig, dem Arzt zumindest von der Einnahme eines Abführmittels zu berichten. So kann die gleichzeitige Einnahme von Abführmittel und Antibabypille deren Wirkung beeinträchtigen, wodurch die Verhütung nichtmehr gewährleistet ist.
Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch (Packungsbeilage) von Abführmitteln sind Nebenwirkungen wie Natrium und Kaliumverlust nicht zu befürchten, da der Körper diese Stoffe aus der Nahrung wieder ergänzen kann. Man sollte daher Abführmittel nie länger als in der Packungsbeilage angegeben verwenden. Hat sich die Verdauung bis dahin nicht normalisiert, kann eine ernsthafte Erkrankung dahinterstehen, in diesem Fall sollte ein Arzt aufgesucht oder zumindest darüber informiert werden. Außerdem besteht dann die Gefahr einer Gewöhnung. Der Körper kann sich dann nicht mehr selbst helfen.
Das Abführmittel ist individuell auszuwählen. Am besten sind "sanfte" Abführmittel wie Ballaststoffe oder Zuckeralkohole wie Mannitol oder Lactose (Milchzucker). Nur wenn es unbedingt notwendig ist, können motilitäts- und sekretionsbeeinflussende Abführmittel genommen werden. Schwangere sollten unbedingt ihren Arzt / Apotheker fragen, welche Abführmittel sie nehmen dürfen.
Besonders wenn anthranoidhaltige pflanzliche Abführmittel wie Sennaprodukte oder chemische Abführmittel wie Bisacodyl aus medizinischen Gründen täglich verwendet werden müssen, dann ist auf eine ausreichende Füllung des Darmes zu achten, da sonst häufiger Bauchschmerzen auftreten und keine ausreichende Darmentleerung stattfindet. Es hat sich hierbei die zusätzliche Gabe von Ballaststoffen wie etwa indische Flohsamenschalen bewährt.
Wie bei allen anderen Medikamenten auch, gibt es bei Abführmitteln ebenfalls Situationen, bei denen sie nicht genommen werden dürfen. Besonders bei unklaren Bauchbeschwerden oder Bauchschmerzen darf ohne ärztliche Abklärung kein Abführmittel genommen werden, da evt. ein Darmverschluss (Ileus) die Ursache sein kann. Ebenfalls ohne ausdrückliche ärztliche Genehmigung dürfen Abführmittel bei Darmerkrankungen wie z. B. Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa nicht genommen werden. Auch während einer Schwangerschaft und der Stillzeit ist unbedingt der Arzt zu befragen, welche Abführmittel ohne Risiko verwendet werden dürfen. Bei Kindern unter 12 Jahren ist immer der Arzt zu fragen, da nicht alle Abführmittel für Kinder geeignet sind. Unter folgenden Bedingungen dürfen keine, bzw. nur nach Rücksprache mit dem Arzt, Abführmittel gegeben werden:
Wie bei jedem anderen Medikament, kann es auch bei Abführmitteln zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen. Diese Nebenwirkungen sind von mehreren Faktoren wie etwa die Wirkungsweise und Menge des genommenen Abführmittels abhängig. Besonders bei gleichzeitiger Einnahme von Diuretika kann es zu Elektrolytverschiebungen kommen. Bei der Verwendung von anthranoidhaltigen Abführmittel wie z. B. Senna kann es bei stuhlinkontinenten Patienten zu Hautreizungen durch den Stuhl kommen, daher ist hier besonders auf ein regelmäßiges Wechseln des Inkontinenzslips (Windel) zu achten. Hier die wichtigsten Nebenwirkungen von Abführmitteln nach ihrer Wirkungsart unterschieden:
Füll- und Quellstoffe
Osmotisch wirkende Abführmittel
Gasbildende Abführmittel
Motilitäts- und sekretionsbeeinflussende Abführmittel
Gleitmittel
Abführmittel können viele Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten bewirken und deshalb ist es wichtig, den Arzt zumindest von der Einnahme eines Abführmittels zu berichten. So kann die gleichzeitige Einnahme von Abführmittel und Antibabypille deren Wirkung beeinträchtigen wodurch die Verhütung nichtmehr gewährleistet ist. Ebenfalls zu Problemen kann es in Verbindung mit Herzglykoside und Entwässerungsmittel kommen. Die Aufnahme von gleichzeitig eingenommenen Medikamenten aus dem Magen-Darm-Trakt in die Blutbahn kann verzögert werden. Bei insulinpflichtigen Diabetikern kann eine Reduzierung der Insulindosis erforderlich sein.
Herzmedikamente und Abführmittel
Patienten mit Herzinsuffizienz, die Herzglykoside nehmen, sollten mit Abführmitteln sehr vorsichtig umgehen. Besonders die Abführmittel, welche direkt in den Wasserhaushalt des Körpers eingreifen, können die Wirkung der Herzmedikamente verstärken und zu bedrohlichen Wechselwirkungen führen. Die Herzglykoside (Digitalis) stärken die Herzleistung und werden oft bei nachlassender Herzfunktion oder verschrieben. Ihre Menge wird für jeden Patienten genau berechnet, um Nebenwirkungen wie Farbensehen zu vermeiden. Am Herzen setzen sie dort an, wo eigentlich das Kalium hingehört. Eine veränderte Kaliummenge im Blut verändert auch die Wirkung der Herzglykoside. Für eine gleichbleibende, genau kontrollierte Wirkung ist daher ein gleichbleibender Kaliumspiegel notwendig. Einige Abführmittel hingegen führen oft zu Kaliumverlusten, besonders bei langfristiger Anwendung. Deshalb sollten Abführmittel ohne ärztliche Anweisung nicht länger als zwei Wochen angewendet werden.
Diuretika und Abführmittel
Harntreibende Medikamente, sogenannte Diuretika können den Kaliumverlust weiter verstärken. Durch den Kaliumverlust kann es zu Herz-Kreislaufstörungen und Muskelerschlaffung kommen, die wiederum die Darmträgheit verstärken können.
Kortison-Präparate und Abführmittel
Cortison und Cortisonähnliche Substanzen (Nebennierenrindensteroide) können die Kaliumverluste durch bestimmte Abführmittel auch bei bestimmungsgemäßem Einsatz verstärken und damit auch die Wirkung der Herzglykoside verstärken.
Antibiotika und Abführmittel
Antibiotika können die Wirkung von Abführmitteln teilweise oder sogar ganz aufheben, da sie die biotransformierenden Bakterien abtöten.
Verhütungsmittel und Abführmittel
Da die Aufnahme von Medikamenten aus dem Magen-Darm-Trakt in die Blutbahn verzögert werden kann, dürfen Verhütungsmittel (Antibabypille) nicht gleichzeitig mit Oral verabreichten Abführmitteln eingenommen werden. In welchem Abstand Abführmittel genommen werden dürfen, das ist der Packungsbeilage des Medikamentes zu entnehmen bzw. vom Arzt zu erfragen. Auch bei Rektal verabreichten Abführmittel kann es zu Problemen mit der Qualität von Kondomen kommen, wenn analer Geschlechtsverkehr betrieben wird.
Abführmittel können wie alle anderen Medikamente auch missbraucht werden. Der Missbrauch wird häufig mit dem chronischen Gebrauch von Abführmitteln gleichgestellt, dies ist aber nicht gerechtfertigt. Ein Abführmittelmissbrauch (Laxantienabusus) liegt vor, wenn sie trotz fehlender Indikation z. B. einer Obstipation eingenommen werden bzw. wenn sie bei bestehender Indikation in Überdosierung eingesetzt werden. Im Gegensatz zu anderen Arzneimitteln kann der Missbrauch jedoch sehr leicht anhand der resultierenden Diarrhöe (Durchfall) festgestellt werden. Bewusster Abführmittelmissbrauch muß von einem eher unabsichtlichen Fehlgebrauch unterschieden werden. Ein Fehlgebrauch basiert häufig auf einem mangelnden Verständnis der normalen Darmfunktion und den individuellen Stuhlgewohnheiten. Bei diesem Personenkreis ist Aufklärung hilfreich und notwendig.
Bei einem eigentlichen Missbrauch von Abführmitteln ist der primäre Zweck nicht Behebung einer meist gar nicht vorhandenen Verstopfung, er wird daher im allgemeinen nicht von psychisch gesunden obstipierten Personen betrieben. Ein Missbrauch ist häufig bei jüngeren Frauen festzustellen, die das Abführmittel als Mittel zur Gewichtsabnahme ansehen (was es nicht leistet) bzw. bei Personen mit psychischen Problemen und Eßstörungen, die sich als Anorexia nervosa oder Bulimia nervosa manifestieren.
Schließlich gibt es noch eine Gruppe von psychisch gestörten Patienten, die mit Hilfe von Abführmitteln eine schwere chronische Diarrhöe erzeugen, um Aufmerksamkeit und Zuwendung zu erfahren. Diese nehmen über Jahre Krankenhauseinweisungen, aufwendige Diagnostiken und Operationen auf sich. In allen Fällen, die mit psychischen Problemen verbunden sind, erfolgt die Einnahme von Abführmitteln heimlich, es werden teilweise extreme Überdosen (bis zum 100-fachen der Tagesdosierung) eingenommen und die Patienten sind gegenüber Aufklärung uneinsichtig.
Sehr häufig werden auch andere Arzneimittel wie z. B. Mittel die eine Entwässerung (Diuretika) des Körpers bewirken, zusätzlich mißbraucht. Generell können alle Abführmittel missbraucht werden. Der Personenkreis mit absichtlichem Missbrauch bevorzugt jedoch im allgemeinen Darreichungsformen wie kleine Tabletten oder Tropfen, die diskret in großen Mengen eingenommen werden können. Trotz extremen Missbrauchs dauert es manchmal oft Jahre, bis auffällige Krankheitszustände erreicht werden.
Durch die extreme Überdosierung von Abführmitteln ausgelösten Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten kann durch die normale Nahrungs oder Flüssigkeitsaufnahme nicht ausreichend gedeckt werden. Es kann zur Hypokaliämie, einem sekundären Hyperaldosteronismus mit der Folge einer "Gewöhnung", daher einer Abnahme des abführenden Effektes durch eine hormonelle Gegenregulation kommen. Die Folge ist noch trägerer Darm und eine weitere Dosiserhöhung, die zu Herzrhythmusstörungen und Nierenversagen führen können.
Menschen, die Abführmittelmissbrauch betreiben, sollten unbedingt mit ihrem Arzt / Apotheker darüber reden oder die Hilfe einer Suchtberatungsstelle in Anspruch nehmen!
Die Sicherheit von Abführmitteln vor allem für den Langzeitgebrauch wurde schon häufig diskutiert. Aber wie sieht es bei extremer Überdosierung (Laxantienabusus) damit aus, können sie zu Vergiftungen führen?
Die meisten Abführmittel sind schon seit sehr langer Zeit im Handel, aber toxikologische Untersuchungen entsprechend aktueller Zulassungsanforderungen sind für die meisten nicht beziehungsweise nur unvollständig gemacht worden. Eine Ausnahme bilden Senna und seine Wirkstoffe sowie Macrogol.
Bei Tierversuchen zeigte sich, dass eine übermässige Gabe von Sennosiden, Bisacodyl oder Natriumpicosultat erst in sehr hohen oralen Dosen (über 2,0 g/kg) an Maus und Ratte toxisch ist. Chronische Toxizitatsuntersuchungen über einen Zeitraum von maximal sechs Monaten an der Ratte und den Hund sind nur für Sennoside verfügbar. Diese zeigen jedoch keine spezifischen toxischen Effekte, und auch keine neuronalen Veränderungen in den intestinalen Nervenplexi. Tierexperimentell kann durch Sennoside auch bei Langzeitanwendung hoher Dosen, die einen starken Durchfall (Diarrhoe) hervorrufen, keine Hypokaliämie und keine Gewöhnung beobachtet werden.
Das alles spricht dafür, dass die Elektrolyt- und Flüssigkeitsaufnahme durch eine ausgeglichene Ernährung und bei normaler Nahrungsaufnahme und Nierenfunktion ausreichend ist, um die durch den Durchfall bedingten Verluste auszugleichen und Sekundärfolgen zu vermeiden. Bei Bisacodyl ist jedoch im Rattenversuch eine Abnahme des abführenden Effektes nach dreiwöchiger Gabe festgestellt worden. Tierexpermentelle Untersuchungen hinsichtlich Embryotoxizität, Teratogenität, Fetotoxizitit, postnataler Entwicklung und Fertilität liegen bisher vollständig nur für Sennoside vor und in eingeschränktem Maße für Bisacodyl, Natriumpicosulfat und Phenolphthalein. Mit Ausnahme des Phenolphthaleins, das aufgrund seiner mutagenen Eigenschaften bedenklich ist, sind alle Befunde negativ. Spezielle Elektromyographische Zusatzuntersuchungen zeigen keine Stimulation der Uteruskontraktionen durch Sennoside am trächtigen Tier. Ein abortives Risiko durch Senna ist somit nicht erkennbar, daher können Sennoside bedenkenlos auch bei Schwangerschaften verwendet werden.
Ausgelöst durch tierexperimentetle Befunde kanzerogener Effekte von Danthron, einem leicht resorbierbaren synthetischen Anthrachinon und Phenolphthalein wurde die gesamte Stoffklasse der Anthranoide und die der Triarylmethan-Derivate in den letzten Jahren intensiv auf gentoxische und kanzerogene Risiken untersucht. Danach wurde Danthron 1987 weltweit und Phenolphthalein 1997 in den USA und weiteren Ländern aus dem Handel genommen.
Sennoside und ihr aktiver Metabolit (Rhein) erwiesen sich in einem breiten Spektrum von Versuchen auf Genotoxizität als unbedenklich. Langzeitkanzerogenitätsstudien mit einem Sennaextrakt beziehungsweise Rhein zeigten kein kanzerogenes Risiko auf. Die aktiven Metaboliten der anderen anthranoidhaltigen Abführmittel (Aloeemodin, Emodin) waren dagegen zum Teil im Reagenzglas, d.h. außerhalb des Organismus mutagen, nicht jedoch im lebenden Organismus. In einer Reihe von Untersuchungen wurde sogar eine antimutagene und antikanzerogene Wirkung von Rhein, Emodin und Aloeemodin nachgewiesen.
Insgesamt ist die experimentelle Datenlage für Senna ausreichend, um ein genotoxisches und kanzerogenes Risiko auszuschließen. Für die dem Phenolphthalein verwandten Substanzen Bisacodyl und Natriumpicosulfat ist derzeit keine abschließende Beurteilung möglich, aber die bisher vorliegenden Daten lassen jedoch kein Risiko erkennen.
Abschließend kann gesagt werden, dass man sich mit den heute auf dem Markt befindlichen stimulierenden Abführmitteln (Sennosiden, Bisacodyl, Natriumpicosultat) nicht vergiften kann! Selbst bei extremer Überdosierung (Laxantienabusus) ist das auszuschließen. Rein rechnerisch müsste eine Person mit 75 kg Körpergewicht schon das 15.000-fache der Tagesdosis von z. B. Bisacodyl (10 mg Tagesdosis) einnehmen, um toxische Erscheinungen zu bewirken, das sind immerhin 30.000 Dragees bei 5 mg pro Dragee.
Dieser Text ist aus der Wikipedia - zum Original, Autoren.
Sein Inhalt steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation
Dieses Informationsangebot benötigt Zeit und Geld, um ausgebaut und betrieben zu werden.
Spende jetzt 5 €, 10 € oder wieviel Du auch aufwenden magst, um
Suchtmittel.de zu erhalten!
Zur Spendenseite...