Kommentar: Magerer Ansatz

Magersucht ist die Abhängigkeit vom Nichts. Das macht den Kampf gegen diese selbstzerstörerische Krankheit so schwer: Man muss den Mädchen beibringen, mit einem Suchtmittel zu leben, das sie nicht wollen. Weil sie mit einem Irrtum aufgewachsen sind: Nur schlank ist schön. 

Dieselbe Gesellschaft, die ihnen das suggeriert, die fragwürdige Vorbilder bewundert, die ihnen nur Kleider anbietet im Kinderformat, heult nun auf: Jedes fünfte Mädchen krank! Die Ministerinnen in Berlin haben Recht mit ihrer Besorgnis, aber fast ebenso gut hätten sie ihnen zurufen können: Esst mehr Schweinebraten!

Zumal sie die Falschen ansprechen. Es sind selten die schwachen Mädchen, die das Essen einstellen, um Liebe zu bekommen. Es sind gerade die selbstständigen, die viel von sich erwarten, weil ihre Umwelt dasselbe tut. Das Frauenbild aber können auch weibliche Politiker nicht mal eben ändern, erst recht nicht, wenn sie zum Pressetermin eine dünne Designerin mitbringen. Und kaum Geld: Was sollen überlaufene, überforderte Beratungsstellen mit 250 000 Euro - für 1,4 Millionen Betroffene? Auch das ist mager.

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Artikel vom 13. Dezember 2007

 

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