UN-Weltdrogentag 2010: Suchtmediziner fordern bessere Substitutionstherapie

"Im Vergleich zur suchtmedizinischen Versorgung außerhalb der Knastmauern", sagt Joe Bausch, "ist die Versorgung in Gefängnissen katastrophal. Nicht einmal die Hälfte aller JVAs bietet eine Substitutionstherapie an."

Dr. Hermann-Joseph Bausch-Hölterhoff, Medizinaldirektor der Justizvollzugsanstalt Werl, ist den meisten besser als Pathologe des Kölner Tatort bekannt. Im echten Leben behandelt er seit 1993 drogenabhängige Strafgefangene und weiß um die ansonsten besonders schlechte Versorgung seiner Klientel. Bausch konstatiert "70% aller Ersatztherapie-Patienten müssen in Haft abbrechen."

Auf der anderen Seite "suchen sie nach Entlassung trotz Substitution sofort wieder den Kontakt zur Szene." Oft übernehmen die Kassen die Kosten für eine weiterführende Therapie in Freiheit nicht oder nicht nahtlos. "Ein Abhängiger braucht sein Medikament jeden Tag. Das ist unhaltbar", so der Tatort-Schauspieler.

Sucht ist eine Krankheit, die behandelt werden muss

Substitutionstherapie zur Behandlung Drogenabhängiger ist längst eines der wirksamsten Mittel gegen die Sucht. Dr. Bernd Weber, Schwerpunktpraxis für Suchtmedizin in Kassel und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin (DGS), erklärt: "Beim Kampf gegen die Drogensucht hat sich die Substitutionstherapie als beste Alternative erwiesen. Sie rettet Menschenleben. Resozialisation ist ohne Substitution kaum vorstellbar."

Missbrauchssichere Präparate stehen längst zur Verfügung

Natürlich gibt es auch Schattenseiten. "Der Beikonsum anderer Drogen und der Missbrauch der Substitutionsmittel hat sich in den letzen Jahren eher unerfreulich stark entwickelt", so Prof. Dr. Michael Klein, KFH NRW, Deutsches Institut für Sucht- und Präventionsforschung. Miss- und Beigebrauch können mit geeigneten Medikamenten wirksam bekämpft werden. "Von den Behandlungsmöglichkeiten mit Buprenorphin/Naloxon sind wir sehr angetan und würden da einen erheblichen Ausbau erwarten", so der Sozialpsychologe.

Patzer PR
Artikel vom 24. Juni 2010

 

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