Kommentar zum Rauchverbot in Sachsen

Weißer Rauch, wie er als Zeichen für eine erfolgreiche Papstwahl aufsteigt, ist in Sachen Nichtraucherschutz weiter nicht in Sicht. Auch nach der Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs in Leipzig nicht. Fest steht nur, es wird Änderungen geben und Deutschland bleibt diesbezüglich ein gesetzlicher Flickenteppich.

Nachdem in Bayern die einst übermächtige CSU ihr rigides Rauchverbot als Stolperstein bei den Landtagswahlen ausgemacht hat, werden sich die in Sachsen regierenden Großkoalitionäre kaum auf ein generelles Rauchverbot festlegen. Wahrscheinlich ist da schon eher ein Festschreiben der jetzt gültigen Ausnahmeregelungen für kleine Kneipen. Wer versucht, alles durch Gesetze zu regeln, fördert das Verbrechen, statt es zu bekämpfen, wusste schon der Philosoph Spinoza.

Zwar gilt das Rauchen (noch) nicht als Verbrechen. Die in letzter Zeit zu verzeichnende planlose Regelungswut macht das zugegebenermaßen gesundheitsschädliche Laster jedoch eher interessant. Getreu dem schon in der Bibel beschriebenen Motto "Verbotene Früchte schmecken am besten" wird durch das anhaltende Hickhack der blaue Dunst veredelt. Amerikanische Verhältnisse, wo jeder zwar mit einem Revolver in der Hand, nicht aber mit einer Zigarette im Mundwinkeln durch die Gegend laufen kann, können nicht das Ziel sein.

Deshalb sollten die Abgeordneten jetzt endlich ein Gesetz zu Stande bringen, dass Nichtrauchern Schutz garantiert, denjenigen aber, die gar nicht vor Tabakqualm geschützt werden wollen, ihren Raum lässt. Sonst müsste ein totales Rauchverbot verhängt werden, samt aller damit verbundenen Risiken und Nebenwirkungen, die da wären: Steuerausfall in Milliardenhöhe und Aufblühen eines weiteren kriminellen Drogenmarktes.

Nur langfristig kann die Sucht Rauchen ihren Reiz verlieren, kurzfristig müssen Einsicht und Toleranz auf beiden Seiten sowie konkrete Verhaltensregeln vor Ort herhalten. Und die Politik sollte ihr Augenmerk verstärkt auf Prävention und Suchtbehandlung setzen. Betreuungsprogramme für Alkohol- oder Drogenabhängige, Computer- oder Glücksspielsüchtige, Fresswütige und Magersüchtige gibt es längst.

Süchtige Raucher stehen da weiter allein im Qualm. Zumindest bei Jugendlichen sollte es gute Chancen zur Entwöhnung geben. Langfristig angesetzte Hilfe könnte da perspektivisch vielleicht so manche Verbote überflüssig machen.

Leipziger Volkszeitung
Artikel vom 17. Oktober 2008

 

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