Aids in Drogenmilieus ist Katastrophe

Krasse Rückstände gibt es in der Behandlung und Vorbeugung von Aids bei Drogensüchtigen. Zu diesem Schluss kommt die Fachzeitschrift "The Lancet", die sich anlässlich der 18. internationalen Aids-Konferenz ganz dem Thema Drogensucht und HIV/Aids widmet.

Drei Mio. der 16 Mio. Menschen, die weltweit Drogen injizieren, sind Träger des HI-Virus. Hepatitis, Tuberkulose und psychische Krankheiten sind in dieser Gruppe besonders häufig. Zudem wird sie besonders stark stigmatisiert und in ihren Menschenrechten beschnitten.

Frauen zweifach benachteiligt

Besonders drogenabhängige Frauen sind in Sachen HIV/Aids benachteiligt. "Süchtige Frauen haben ein doppelt so hohes Risiko einer HIV-Ansteckung", erklärt Nabila El-Bassel von der New Yorker Columbia School of Social Work. Erstens sind sie weniger dazu fähig, sicheren Sex auszuhandeln, als nicht-Süchtige. Weiters verwenden sie meist dieselbe Nadel wie ihr Partner und kommen erst als zweites an die Reihe. "Verweigern sie die gemeinsame Nutzung, endet das oft in körperlicher oder sexueller Gewalt gegen sie", schreiben die Experten.

In seiner Rolle für Aids unerkannt, jedoch ebenfalls besonders für Frauen gefährlich ist die Volksdroge Alkohol, schreiben Forscher aus Washington. Als Grund führen sie die Verhaltensänderungen an, die die Substanz bei Menschen auslöst. Betrunkene gehen viel eher ungeschützten Sex, Kontakt mit wechselnden Sexualpartner oder Prostitution ein, warnen die Experten.

Märchen über die Süchtigen

Zur Stigmatisierung HIV-positiver Drogenabhängiger sorgen vor allem die zahlreichen Mythen, die sich um sie ranken. Viele davon sind falsch, berichten Forscher aus San Diego. "Nachweisbar stimmt es nicht, dass Drogensüchtige nicht kooperieren, schlechter auf Antiretroviren-Behandlung reagieren oder kaum beforscht werden können", so Studienleiterin Steffanie Strathdee. Falsch sei die Annahme, dass sie nur durch Drogen mit HIV in Kontakt kommen, da sie ebenso ein Sexualleben führen. Nicht den Tatsachen entspricht auch die Vorstellung, dass eine HIV-Infektion logische Folge von Drogengebrauch ist oder dass Minderheiten in Industriestaaten mehr Drogen nehmen.

Weitere der enttarnten Fehlannahmen betreffen die Möglichkeiten, Drogennutzer vor HIV zu schützen. So haben Studien in Alaska gezeigt, dass der Rauschgiftkonsum nicht zunimmt, wenn saubere Nadeln bereitgestellt werden. Drogensüchtige leben zudem sehr wohl in Gemeinschaften, die man für Präventionsprogramme ansprechen kann. Methadon ist laut den kalifornischen Forschern kein bloßer Ersatz einer Droge durch eine andere, zudem ist auch Angst keine zielführende Strategie gegen Drogengebrauch.

Weg von schmutzigen Nadeln

Eine Gesamtlösung zum Schutz vor HIV und dessen Behandlung in der Drogenszene gibt es nicht, so der Tenor der Autoren. Jedes Land hat seine eigenen Gegebenheiten, auf die man eingehen muss. Allgemein ist es jedoch wichtig, auch dieser Gruppe ihre Menschenrechte zuzugestehen, nicht vorschnell zu kriminalisieren und ihre allgemeine Situation zu verbessern. Wichtig sei die Kombination verschiedener Maßnahmen wie verbesserten Zugang zu HIV-Medikamenten, Ersatztherapien und Nadel-Austauschprogramme.

Schärfer hat dies bereits gestern Bill Gates in seiner Ansprache formuliert. Ihm zufolge ist es eine "Verschwendung von Leben und Geld, wenn man Angst davor hat, vorrangig bei Gruppen mit besonders hohem Risiko Präventionsprogramme einzuleiten." Unter diesen Gruppen nannte der Microsoft-Gründer explizit die Drogensüchtigen

Artikel vom 20. Juli 2010

 

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