Großhirn ist bei Rauchern dünner

Ob jemand Raucher ist oder nicht, lässt sich auch an der Dicke bestimmter Regionen seines Gehirns feststellen. Das berichten Forscher der Charite Berlin sowie der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in der Zeitschrift "Biological Psychiatry".

Laut ihren Untersuchungen besitzt ein Mensch umso weniger graue Zellen in bestimmten Teilen der Großhirnrinde, desto mehr er raucht. "Entweder verdünnt die Sucht nach Zigaretten bestimmte Gehirnregionen oder es gibt eine genetische Veranlagung für die Nikotinsucht", berichtet Studienautor Florian Schubert.

Region für Impuls und Entscheidung betroffen

Die Forscher untersuchten die Gehirne von 22 Rauchern und 21 Niemals-Rauchern mittels Magnetresonanz-Tomografie. In den Ergebnisbildern bestimmten sie durch spezielle Auswertungen die jeweilige Dicke der Großhirnrinde. Eine bestimmte Region davon, nämlich der für Belohnung, Impulskontrolle und Entscheidungen zuständige mediale orbifrontale Kortex, war bei den Rauchern im Durchschnitt dünner als bei der Kontrollgruppe. Dieser Effekt trat umso stärker auf, je mehr Zigaretten die Testpersonen pro Tag rauchten. "Die Ergebnisse sind statistisch signifikant", betont Schubert.

Ganz neu sind diese Erkenntnisse nicht, gibt der Experte zu bedenken. "Wir bestätigen und verfeinern damit frühere Studien, denen zufolge die graue Substanz im Gehirn mit steigender Anzahl an täglich gerauchten Zigaretten an Dichte verliert. Zudem wissen wir aus Tierversuchen, dass Nikotin die Gehirnentwicklung verändert und Nervenzellen schädigt." Umgekehrt sei jedoch auch möglich, dass die Ausdünnung des Gehirns schon vor Beginn des Rauchens bestand und das Rauchen förderte. "Vielleicht ist Nikotinsucht auch genetisch bedingt. Erst Gentests werden klären, was nun die Henne und was das Ei ist", so der MR-Messtechniker.

Suche nach neuen Therapieansätzen

In weiteren Untersuchungen wollen die Forscher den möglichen Zusammenhang zwischen psychischen Erkrankungen und Süchten näher klären. "Können wir Ursache und Wirkung bestimmen, so könnte die Prävention davon profitieren, vielleicht sogar die Therapie", erklärt Schubert.

Artikel vom 4. Oktober 2010

 

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