Tannenhof Berlin-Brandenburg

Der Tannenhof Berlin-Brandenburg e.V ist Träger zahlreicher Einrichtungen im Bereich der Suchttherapie sowie der Kinder- und Jugendhilfe. An rund 20 Standorten in Berlin und Brandenburg arbeiten etwa 200 hauptberufliche Mitarbeiter, darunter Ärzte, Psychologen und Sozialpädagogen.

Die Therapiezentren befinden sich überwiegend im Eigentum des Vereins, darunter ein ehemaliges Krankenhaus in Berlin-Wilmersdorf. Finanziert werden die Rehabilitationsleistungen durch Krankenversicherungs- und Rentenversicherungsträger.

Entstehung und Geschichte

Der Tannenhof Berlin-Brandenburg e.V. wurde unter dem Namen ?Drogenhilfe Tübingen? gegründet und am 13. Juni 1979 als erste derartige Einrichtung in das Berliner Vereinsregister eingetragen. Damit reagierten die Initiatoren, vor allem Ärzte, Psychologen und Sozialarbeiter aus dem damaligen Westteil Berlins, auf den Wandel in der Drogenszene der Stadt. Zu dieser Zeit kam erstmals Heroin auf den Berliner Drogenmarkt, damit verbunden war der Drogentod junger Menschen. Der Verein hat seit dieser Zeit ein Netzwerk aus Beratungs-, Betreuungs-, Therapie- und Bildungsangeboten aufgebaut, um für suchtmittelabhängige Menschen Therapien anzubieten und sie auf ein drogenfreies Leben vorzubereiten. Außerdem bietet der Verein unterschiedliche Sozial- und Betreuungsleistungen für Kinder und Jugendliche in sozial oder psychisch schwierigen Lebenslagen. 1985 wurde der Verein in ?Drogenhilfe Tannenhof Berlin e.V.? umbenannt, 2003 in ?Tannenhof Berlin-Brandenburg e.V.?

Tätigkeitsfelder

Suchthilfe

Für drogenabhängige Menschen wird unter ärztlicher Aufsicht Suchttherapie und Suchtrehabilitation angeboten. Daran schließen sich Nachsorgebehandlungen wie Adaption und Betreutes Wohnen an. Das Gelände in Berlin-Lichtenrade, auf welchem sich heute das Therapiezentrum 1 befindet, ist der Gründungsstandort des Gesamtträgers. Dort wurde 1979 die erste Suchthilfeeinrichtung eröffnet. Heute befindet sich dort nicht mehr nur eine Therapieeinrichtung für ca. 40 Personen, sondern auch das angeschlossene Kinderhaus mit derzeit 16 Plätzen für Kinder von in Therapie befindlichen Eltern. In Berlin-Wilmersdorf betreibt der Verein seit 2009 das Therapiezentrum ?Die Pfalzburger? für rund 60 Suchtkranke. Im Gebäude eines ehemaligen Krankenhauses entstand so erstmals eine Suchttherapieeinrichtung mitten in der Stadt. In Schönbirken bei Neuruppin gibt es 32 Therapieplätze für Alkoholabhängige. Nach einer erfolgreichen Entwöhnungsbehandlung schließt sich für Menschen in Therapie die sogenannte Adaptionsphase als Übergang in einen selbstorganisierte Lebensalltag an. Diese bietet der Verein derzeit in Berlin-Buckow und im brandenburgischen Neuruppin an. Das ambulante Zentrum in Berlin-Wilmersdorf organisiert die Nachsorge und das Betreute Wohnen für Personen, die bereits eine Therapie abgeschlossen haben, das Therapieangebot der Tagesklinik richtet sich an Suchtkranke, die noch ein intaktes soziales Umfeld haben, welches sie in der Abstinenz unterstützt. Die Angebote werden daher in der Regel als ambulante Suchttherapie-Behandlung bezeichnet. Darüber hinaus betreibt der Verein eine Reihe von Suchtberatungsstellen, die im Land Brandenburg als erste Anlaufstelle dienen.

Kinderhilfe

Im Bereich der Kinderhilfe betreibt der Tannenhof Berlin-Brandenburg e.V. ein Kinderhaus, in welchem Kinder von Eltern in Therapie während der Rehabilitationszeit betreut werden. Seit Anfang der 1990er Jahre ist der Verein Träger von verschiedenen Tagesgruppen für Kinder mit sogenanntem ?besonderem pädagogischen oder therapeutischen Förderbedarf?. Dabei werden zum Beispiel verhaltensauffällige oder lerngehemmte Kinder betreut, unter anderem in einer ehemaligen Feuerwache und einem ehemaligen Bauernhof im Süden Berlins.

Jugendhilfe

In der Jugendhilfe engagiert sich der Verein beispielsweise in der Ausbildung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die bereits eine Suchttherapie erfolgreich absolviert haben. Ausgebildet wird in Berufen wie Bürokaufleute, Metallbau, Garten- und Landschaftsbau oder auch Koch/Köchin. An der vom Land Berlin unterstützten Tannenhof-Schule können ehemalige Suchtkranke den Erweiterten Hauptschulabschluss und den Mittleren Schulabschluss erwerben.

Prävention

Der Verein ist mit Kooperationspartnern an verschiedenen Projekten beteiligt, die häufig in der Sucht- und Gewaltprävention angesiedelt sind:

  • Papilio ? Förderung sozial-emotionaler Kompetenz im Kindergarten gemeinsam mit der Augsburger Puppenkiste
  • Raufen nach Regeln ? Antiaggressionstraining für Kinder
  • Starke Eltern ? starke Kinder ? Stärkung der Erziehungskompetenz bei Erwachsenen
  • Junger Fußball in Berlin ? keine Drogen, keine Gewalt ? Gewaltprävention und Alkoholaufklärung für Kinder und Jugendliche
  • Früh A ? Früherkennung Alkoholabhängigkeiten durch Ärzte
  • Fred ? Frühintervention bei erstauffälligen Drogen- bzw. Alkoholkonsumenten
  • Peerprojekt an Fahrschulen ? Das Projekt informiert Fahrschüler und junge Fahranfänger gezielt über die Gefahren und Folgen von Alkohol und Drogen im Straßenverkehr.

Chronik

Der Verein hat sich über drei Jahrzehnte hinweg zu einem der größten Anbieter in der Region Berlin entwickelt und geht inzwischen mit einem zweistelligen Millionen-Etat seiner Arbeit nach.

1979 Einzug der Therapeutischen Gemeinschaft auf das Gelände des sogenannten Tannenhofs in Berlin-Lichtenrade und Aufnahme der ersten Bewohner

1983 Eröffnung des Kinderhaus auf dem Gelände des Tannenhofs

1983 Beginn der Lehrausbildung Bürokaufleute im Tannenhof und Metallbauer in der Schlosserei Altes Pumpwerk

1983 Erste Außenwohngruppe in Berlin-Lichtenrade

1988 Gründung der Tannenhof-Schule

1989 Anerkennung des Tannenhofs durch die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA)

1990 Übernahme des Landhauses Oppenheim in Berlin-Wannsee als zweites Therapiezentrum und Anerkennung der Konzeption durch Landesversicherungsanstalt und BfA

1992 Beginn der Arbeit des Ambulanten Zentrums in Berlin-Wilmersdorf

1992 Gründung der ersten Tagesgruppe für Kinder in Lichtenrade (TALI), weitere Tagesgruppen entstehen 1995, 1998, 2004 und 2005

1993 Start der Alkoholentwöhnungsbehandlung im Haus Schönbirken bei Lindow (Mark)

1994 Einrichtung der Adaption Neuruppin

1994 Eröffnung der Suchtberatung Königs Wusterhausen in Kooperation mit dem Landkreis Dahme-Spreewald (LDS)

1995 Eröffnung der Integrierten Suchtberatung Neuruppin

1997 Gründung des Adaptionshauses in Berlin-Buckow

2002 Eröffnung der ganztägig ambulanten Einrichtung Die Tagesklinik in Berlin-Wilmersdorf

2002 Übernahme der Suchtberatung Cottbus nach Ausschreibung durch die Stadt Cottbus

2005 Überregionale Suchtpräventionsfachstelle Brandenburg mit Sitz in Lübben wird eröffnet

2009 Eröffnung des ersten innerstädtischen Sucht-Therapiezentrums Die Pfalzburger in Berlin-Wilmersdorf

Zertifizierungen

Der Verein wurde 2006 nach dem Qualitätsmanagementsystem DIN EN ISO 9001:2000 durch die Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen zertifiziert. Im Jahr 2009 erfolgte die erneute Zertifizierung gemäß DIN EN ISO 9001:2008.

Kritik

Der Tannenhof Berlin-Brandenburg e.V. bietet hauptsächlich abstinenzorientierte Suchttherapie an. Diesem Konzept konträr gegenüber steht der Ansatz einer Substitutionstherapie, bei welcher unter fachlicher Kontrolle zum Beispiel Methadon als Ersatzstoff an Schwerstsüchtige gereicht wird. Aus der Suchtrehabilitationsbranche gab es dazu immer wieder auch kritische Stimmen, was jedoch inzwischen überholt scheint, da der Träger inzwischen beispielsweise in Cottbus ein eigenes PSB-Programm betreibt und in Berlin seit längerem mit substituierenden Stellen kooperiert.

In den 1990er Jahren geriet der Verein wiederholt in die Schlagzeilen, weil er großzügig mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie unter ihrem damaligen Vorsitzenden Klaus-Rüdiger Landowsky gefördert wurde und der Verdacht der Günstlingswirtschaft entstand. Allerdings wurden die Lotto-Gelder bei der DKLB-Stiftung entsprechend den Allgemeinen Bewirtschaftungsgrundsätzen für Zuwendungen der Stiftung beantragt, bewilligt sowie projektbezogen verwendet und abgerechnet.

Kritische Stimmen gibt es auch zur Netzwerkgröße des Gesamtvereins, welcher sich mit seinen Einrichtungen inzwischen über Berlin und Brandenburg verteilt. Die einzelnen Einrichtungen arbeiten zwar unter dem Gesamtnamen des Trägers, doch sind Überschneidungen und Schwerpunktaufgaben für Außenstehende teilweise nicht ganz einfach zu erkennen.


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