Europa ertrinkt im Alkohol ? Rauschtrinken hat sich etabliert

Alkoholika sind in Europa Getränke erster Wahl. Weltweit liegt die europäische Bevölkerung mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 11 Litern purem Alkohol an der Spitze. Eine besondere Form des exzessiven Alkoholkonsums, der insbesondere bei Heranwachsenden zu beobachten ist, hat sich in Europa in den letzten 10 Jahren etabliert: ?Binge Drinking?, der Konsum einer erheblichen Alkoholmenge, der nicht selten mit Bewusstlosigkeit endet. Neben dem Durchschnittskonsum pro Kopf der Bevölkerung ist das Trinkverhalten von ausschlaggebender Bedeutung. Deshalb ist mit langfristig negativen Folgen für die Gesundheit zu rechnen, wenn Menge und Häufigkeit nicht reduziert werden.

Studien beweisen, dass ?Binge Drinking? zunehmend ? insbesondere bei der jüngeren Bevölkerung ? eine bevorzugte Form des exzessiven Alkoholkonsums ist. 18% der 15- bis 16-Jährigen gaben in einer europaweiten Befragung an, mehr als drei Mal im Monat mehr als fünf alkoholische Standarddrinks  getrunken zu haben. Experten befürchten, dass sich neben den unmittelbaren Folgen, wie z.B. Alkoholvergiftung, langfristig Konsumformen festigen, die in Alkoholmissbrauch oder ?abhängig-keit münden können. ?Auch in Deutschland beobachten wir seit Jahren eine Zunahme dieser Form des Alkoholkonsums, insbesondere unter Jugendlichen. Damit folgt Deutschland dem Trend in Europa und die Folgen sind schwerwiegend sowohl für die Gesundheit der Bevölkerung als auch der Volkswirtschaft?, so Rolf Hüllinghorst, Geschäftsführer der DHS.

Aber es lassen sich in Europa noch weitere Trends beobachten. Immer mehr Frauen, insbesondere junge Frauen, trinken Alkoholika exzessiv. In einigen Altersgruppen bestehen nur noch geringe Unterschiede zwischen jungen Männern und Frauen. Dramatische Zunahmen sind in den osteuropäischen Ländern zu verzeichnen. ?Die Entwicklung in Deutschland ist sicherlich nicht mit der in Osteuropa vergleichbar, aber immer mehr junge Frauen finden auch in Deutschland zunehmend Gefallen am Binge Drinking,? so Derek Rutherford von der Organisation Eurocare, die Alkoholpolitik in Europa fördert.

Die zunehmende Popularität des ?Binge Drinkings? hat viele Ursachen. Besonders hat das aggressive Marketing der Alkoholindustrie, die mit ihren Werbestrategien insbesondere auf junge Leute abzielt, zu dieser Popularität beigetragen. Die Globalisierung im Werbesektor führt zu breit angelegten Werbekampagnen, die international angelegt sind. So lässt sich z.B. auch der Erfolg der so genannten Alkopops erklären, die europaweit konsumiert werden. Darüber hinaus besteht in vielen Ländern, insbesondere in Deutschland, eine fast uneingeschränkte Verfügbarkeit alkoholischer Getränke. Gesetzliche Regelungen halten Händler nicht davon ab, sämtliche Alkoholika an unter 16-Jährige bzw. 18-Jährige zu verkaufen. Außerdem trägt die aggressive Preispolitik der Branche mit ihren Dumpingpreisen dazu bei, dass Alkoholika für Jugendliche nicht unerschwinglich sind. Im europäischen Vergleich verfügt Deutschland über die niedrigsten Preise für Alkohol. ?Jugendliche reagieren besonders sensibel auf Preiserhöhungen. Dass hat die Sondersteuer auf Alkopops gezeigt, die letztlich zu einem totalen Einbruch dieses Marktsegments geführt hat?, so Suchtexperte Peter Anderson aus Dänemark. Studien zeigen aber auch, dass eine positive Einstellung zum Alkohol und die Akzeptanz von Trunkenheit ?Binge Drinking? fördert.

Die Frage, die sich abschließend stellt, lautet: Wie kann dieser Trend gestoppt werden? Internationale Erfahrungen zeigen, dass ein Mix aus verschiedenen Maßnahmen zur Reduzierung des Alkoholkonsums notwendig ist. Dazu zählen u. a. Preiserhöhungen, Werbebeschränkungen, Verkaufsbeschränkungen, Prävention und Aufklärung und bessere Alterskontrollen. In Europa haben viele Staaten auf den Trend reagiert und unterschiedliche Maßnahmen zur Bekämpfung des ?Binge Drinkings? unternommen. Die Europäische Kommission hat die Reduzierung alkoholbedingter Schäden in Europa auf ihre Prioritätenliste gesetzt, dazu zählt auch die Reduzierung des ?Binge Drinkings?.

Artikel vom 7. Februar 2006

 

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