Trichotillomanie

Unter Trichotillomanie versteht man das zwanghafte Bedürfnis, sich Haare auszureißen. Dabei handelt es sich meist um die Kopfhaare, aber auch Wimpern, Brauen, Barthaare, Schamhaare. Die Haare an Armen und Beinen werden von dem Betroffenen meist mit den Zähnen ausgezupft. Schmerz wird dabei kaum noch wahrgenommen und wenn, dann wird er entweder als angenehm empfunden oder ignoriert.
Trichotillomanie bei einer jungen Frau
Trichotillomanie bei einer jungen Frau

Dadurch fehlen an umschriebenen Stellen - meist der Kopfhaut - die langen Haare. Unterschiedlich kurze neue Haare sind jedoch vorhanden. Die Krankheit tritt meist in der Pubertät auf, kann aber auch erst sehr viel später oder sehr viel früher in Erscheinung treten. Ob es sich bei der sehr frühen Form um eine andere Form von Trichotillomanie handelt, ist noch nicht geklärt. Statistisch gesehen sind vor der Pubertät Jungen und Mädchen gleich stark betroffen, später sind es dann mehr Mädchen als Jungen.

Mögliche Ursachen

Die Suche nach Ursachen ist individuell und nicht zu pauschalisieren. Das können einerseits ganz traumatische Erlebnisse wie der Tod einer nahestehenden Person, Missbrauchshandlungen jeder Art oder anderer schwerwiegende Erfahrungen sein, die während einer Therapie aufgearbeitet werden sollten. Allerdings muss so etwas nicht immer vorliegen. In vielen Fällen sind es viel subtilere Geschehnisse im Familien- und Sozialleben, die zu einem verminderten Selbstwertgefühl führen und eine Trichotillomanie auslösen können. Überhaupt wird im Zusammenhang mit Trichotillomanie sehr viel mit dem Aspekt des Selbstwertgefühls argumentiert. Eine Suche nach den Gründen dafür kann also sehr hilfreich sein.

Neben den Ursachen in der Vergangenheit gibt es in der Gegenwart des Betroffenen weitere Ursachen, die das Verhalten aufrechterhalten können. Oft gibt es eine hohe Stressanfälligkeit - eine Verminderung des Stressniveaus kann durch die Anwendung von Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung erreicht werden.

Für eine Erklärung die Trichophagie kommen noch atavistische Instinkte in Betracht, die bei Primaten das Lausen verursachen, bei welchem aus dem eigenen oder fremdem Fell gezupfte Partikel verzehrt werden.

Folgen und Komplikationen

Weitere Zwangshandlungen und Zwangsgedanken können nebenbei bestehen oder auftreten. Vor allem Depressionen kommen oft zur Diagnose einer Trichotillomanie hinzu, können aber auch schon als Ursache gesehen werden. Komplizierend kann das Herunterschlucken der ausgerissenen Haare (Trichophagie) zu einem Trichobezoar (Haarknäuel) führen, der eine seltene Ursache rezidivierender Oberbauchschmerzen bis hin zu Darmverschluss oder Darmperforation sein kann und als Rapunzelsyndrom bezeichnet wird. In leichteren Fällen wird mit mit dem Haar nur die Mundpartie bestrichen oder nur eventuell anhängende Haarwurzeln separiert geschluckt.

Neben diesen körperlichen Folgen werden die Betroffenen häufig isoliert, leiden unter ihrer Störung und werden von ihrer Umgebung stigmatisiert.

Behandlung

Schwere Beeinträchtigungen der Lebensqualität, auch verbunden mit einer Stigmatisierung, erfordern regelmäßig eine kombinierte psychotherapeutische und medikamentöse Maßnahmen wie die Einnahme von SSRI (Selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern). Als besonders erfolgsversprechende Psychotherapie hat sich die Verhaltenstherapie erwiesen. Eine behandlungsbedürftige Störung liegt jedoch nicht immer vor. Die Prognose ist im Allgemeinen auch bei schweren Fällen günstig.

Verbreitung

Angaben zur Prävalenz dieser Störung schwanken zwischen 0,5 und 13%.

Einteilung nach ICD-10

In der ICD 10 trägt dieses Krankheitsbild als eine Abnorme Gewohnheit mit Störung der Impulskontrolle die Nummer F63.3.


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