Easy Rider

Easy Rider ist ein US-amerikanischer Film aus dem Jahre 1969, der als Kultfilm und Road Movie das Lebensgefühl der 1960er Jahre beschreibt. Im Frühjahr 1969 war Easy Rider der offizielle Beitrag der Vereinigten Staaten zum Filmfestival von Cannes. Der Film gewann die Goldene Palme, ebenso wie Hopper als bester Nachwuchs-Regisseur. Erstaufführung in Deutschland war im Dezember 1969.

Nachdem die zwei Hauptpersonen des Films, Wyatt (gespielt von Peter Fonda) und Billy (gespielt von Dennis Hopper) mit kleinen Gelände-Motorrädern vermutlich aus Mexiko eingeschmuggeltes Kokain gegen eine grössere Geldsumme an einen im Rolls-Royce vorfahrenden Verbindungsmann (gespielt von Phil Spector) verkauft haben, versteckt Wyatt die Dollarnoten in einem Schlauch im Tank seines Motorrads, das in den Farben der Flagge der USA lackiert ist. Die Harley-Davidson-Motorräder der beiden sind California Style-Chopper, die besonders durch lange Vorderradgabeln auffallen. Von Los Angeles fährt das Duo "auf der Suche nach Amerika" ostwärts nach New Orleans zum Mardi Gras-Karneval. Dabei erleben sie Wüstenlandschaften wie das Monument Valley, eine gastfreundliche Farmer-Familie, eine Hippie-Kommune und konservative Kleinstädte in den Südstaaten der USA, deren Bewohner den "langhaarigen" Fremden feindlich gegenüberstehen. So werden die beiden unterwegs von der Polizei wegen "unerlaubter Teilnahme an einer Parade" verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Dort schläft der alkoholsüchtige junge Anwalt George Hanson (gespielt von Jack Nicholson) seinen Rausch aus.

Dank seiner Beziehungen kann Hanson sie aus dem Gefängnis herausholen, worauf sie ihn mitnehmen. Am ersten Abend geben sie ihm Marihuana zu rauchen. Auf der Weiterfahrt erreichen Wyatt, Billy und Hanson einen ländlichen Ort, in dem sie in einem Restaurant essen wollen. Dabei flirten die örtlichen Mädchen mit dem Trio. Doch die männlichen Bewohner und der Sheriff beschimpfen die drei. Daher verlassen sie die Gaststätte, ohne bedient worden zu sein, und campieren in der Natur. Als sie in Schlafsäcken schlafen, werden sie von den Dorfbewohnern überfallen und mit Baseball-Schlägern verprügelt. Dabei stirbt George Hanson. Am nächsten Morgen fahren die beiden leicht verletzt nach New Orleans, in das von Hanson empfohlene Bordell. Sie nehmen zwei Prostituierte mit auf einen Friedhof wo die Einnahme von LSD zu einem psychedelischen Trip führt. Vor Ende des Films sagt Wyatt resigniert, dass sie "Blindgänger" seien. Am nächsten Tag fahren die beiden auf einer Landstrasse weiter, wobei sie von einem Pick-Up überholt werden in dem zwei sogenannte "Rednecks" sitzen. Der Beifahrer bedroht Billy mit einem Gewehr und fordert den "langhaarigen Hippie" auf, sich die Haare schneiden zu lassen. Billy reagiert mit einem ausgestreckten Mittelfinger. Darauf löst sich ein Schuß, der Motorradfahrer stürzt getroffen zu Boden. Entsetzt bremst Wyatt ab und kehrt um, um Billy zu helfen. Er deckt ihn mit seiner Lederjacke zu und fährt los, um Hilfe zu holen. Das Auto hat inzwischen gewendet und steuert auf Wyatt zu. Nach einem Knall fliegt das Motorradwrack in den Straßengraben und fängt Feuer ...

Hintergründe und Wirkung

Die Idee zu 'Easy Rider' kam Fonda und Hopper nach deren gemeinsamen Arbeit in Der Trip. Beide (und auch Nicholson) hatten schon vorher verschiedene "Motorradrocker"-Filme gedreht und wollten die Popularität der simpel gestrickten Action-Filme nutzen für ein ganz anderes, persönlicheres Werk. So entstand mit 'Easy Rider' ein Film mit relativ wenigen Dialogen, mit viel Untermalung durch zeitgenössische Rockmusik und im weiteren Sinne ein bildhaftes Szenenspiel aus nonverbalen Kommunikationsversuchen. Der Titel hat im Amerikanischen eine Nebenbedeutung. "Easy Rider" nennt man dort jemanden, der bei einer Prostituierten zum Zuge kommt, ohne dafür bezahlen zu müssen.

Die Aussage des Films ist bewußt offen gehalten. Nur das Motto "ein Mann suchte Amerika und konnte es nirgends mehr finden" wird einem auf dem Filmplakat mitgegeben. Selbst im Englischen sind die Bedeutungen des Südstaaten-Slang-Ausdruckes Easy Rider nicht allen genauer bekannt - ein "lockeres Motorradfahren" ist jedenfalls nicht gemeint, denn Easy Ride bezeichnet einen eher unmoralischen Lebenswandel auf Kosten einer Prostituierten. So wird Amerika als Hure dargestellt, die von allen ausgenutzt wird.

Es werden kaum Fakten und Hintergründe mitgeliefert, vieles bleibt Spekulation. Die beiden Hauptfiguren werden nicht, bzw. nur nebenbei, zur Mitte des Filmes, andeutungsweise vorgestellt. Eine ursprünglich geplante Einführung als Sensationsdarsteller auf Jahrmärkten, die in Kostümen von Western-Legende Billy the Kid und der Comic-Figur Captain America Kunststücke mit Enduro-Geländemotorrädern vorführen, wurde laut Interview-Aussagen samt Verfolgungsjagd mit der Grenzpolizei weggelassen, da zu konventionell.

Zu Drehbeginn stand nur der zu Demozwecken für etwaige geldgebende Filmstudios vorab in New Orleans auf unscharfem 16mm-Material gedrehte Film zur Verfügung. Die Handlung und das Drehbuch wurde erst während des Drehs erstellt, u.a. vom renommierten Autor Terry Southern, der nicht mit dem unter Drogeneinfluß paranoiden Dennis Hopper zurechtkam. Die Rolle von Jack Nicholson etwa unterscheidet sich deutlich von den fast sprachlosen anderen, durch die Familiengeschichten und längeren Monologe. Zudem kamen meist örtliche Laiendarsteller zum Einsatz, die den Film authentischer machen sollten. Andererseits mußte die Hippie-Kommune in der Nahe von Hollywood nachgestellt werden, da das echte Vorbild keine Dreharbeiten zuließ.

Nachdem Easy Rider im Sommer 1968 abgedreht war, verzögerte sich die Fertigstellung bis 1969, da Hopper mit mehrstündigen Fassungen im Stil von experimentierte, von denen noch die handwerklichen Experimenten wie die flackernden Zwischenschnitte sowie die von László Kovács inszenierten, fast poetischen Landschaftaufnahmen zeugen. Auch der 360°-Schwenk im Kreise der Tischgebet-sprechenden Hippiekommune ist in seiner Langsamheit für heutige hektische Sehgewohnheiten geradezu unerträglich. Das Studio erstellte letztendlich einen Schnittentwurf, übernahm zur Auflockerung auch die etwas skurrileren Szenen und schnitt den Film passend zu Fonda's Musikstücken, so daß ein zwar reichlich inkohärentes Werk mit harten Sprüngen entstand, das aber die ästhetische Wirkung der späteren Musikvideos vorwegnahm. Diese von vielen beteiligten "Köchen" produzierte Version wurde dann für gut befunden und veröffentlicht.

Easy Rider hatte eine zwiespältige Wirkung. Viele Zuschauer konnten sich damit identifizieren, noch mehr waren und sind jedoch irritiert oder reagierten gar aggressiv. Einerseits hielt der Film der amerikanischen Gesellschaft einen Spiegel vor, der ihr nicht gefallen konnte: Die USA waren kein Land der unendlichen Möglichkeiten, Toleranz und der freien Gesellschaft. Auch abseits der Großstädte war das Land nicht mehr das unberührte Paradies, für das es die Hippies noch, oder wieder, hielten.

Gleichzeitig beschwor Easy Rider noch einmal den Pioniergeist der Menschen und die Freiheit des Einzelnen herauf, von Leuten die sich unabhängig von der Gesellschaft ihr Leben suchen wollen, mit selbständiger Landwirtschaft oder Drogen, Rockmusik und individuell gestalteten Motorrädern. Dies wird jedoch als sinnloser Fluchtversuch entlarvt. Insgesamt ist Easy Rider ein authentisches Abbild eines Amerikas abseits der damals vorherrschenden Lebensentwürfe. Eine Darstellung der abflauenden, schon in Gewalt und Drogenexzesse umgeschlagenen Hippiebewegung samt deren verlorenen Hoffnungen und Lebenszielen.

Das etablierte Hollywood, das damals meist veraltete Schnulzen ohne Realitätsbezug produzierte, wurde durch den Erfolg von Easy Rider aufgerüttelt. Nun bekamen auch dort junge Filmemacher wie Martin Scorsese, Steven Spielberg, George Lucas, Francis Ford Coppola ihre Chance, die sie zweifellos nutzten. Ironie der Sache: durch Easy Rider wurde eine Motorrad-Firma indirekt vor dem Ruin gerettet, obwohl im Film nur 15-20 Jahre alte, radikal umgebaute Auslaufmodelle zu sehen waren, und die Firma erst Jahre später zögerlich damit anfing, ähnliche Modelle ab Werk anzubieten. Inzwischen hat fast jeder Motorrad-Hersteller einen durch Easy Rider inspirierten Chopper oder Cruiser im Programm.

Musik

Easy Rider gehört zu den ersten Filmen, die statt eines speziell für den Film komponierten Soundtracks (der von Crosby, Stills & Nash nachgeliefert werden sollte) zeitgenössische Rocksongs zur Untermalung nutzten. Peter Fonda verwendete in der Rohfassung seine damaligen Lieblingssongs, deren Wirkung eine andere nachträgliche Vertonung als überflüssig erschienen ließ.

Die Stücke wurden später in leicht veränderter Form als Schallplatte veröffentlicht, auf dem auch Filmtöne zu hören waren, insbesondere die beschleunigenden Motorräder vor "Born to be Wild". Das dritte Lied, das im Original von The Band stammt, wurde dabei aus Lizenzgründen von Studiomusikern unter dem Namen Smith eingespielt und ist auf der LP, anders als im Film, nicht in der Originalversion enthalten. Zudem fehlt "Flash Bam Pow" von The Electric Flag.

Track List (Musik aus dem Film)

1 The Pusher (Steppenwolf) (5:50)
2 Born to be Wild (Steppenwolf) (3:38)
3 The Weight (Film: The Band; LP: Smith) (4:33)
4 I wasn't born to Follow (The Byrds) (2:08)
5 If You Want to be a Bird (The Holy Modal Rounders) (2:37)
6 Don't Bogart Me (The Fraternity of Man) (3:06)
7 If Six Was Nine (The Jimi Hendrix Experience) (5:34)
8 Kyrie Eleison (The Electric Prunes) (4:02)
9 Let's Turkey Trot (Little Eva)
10 Flash Bam Pow ([The Electric Flag]])
11 It's Alright Ma (I'm Only Bleeding) (Roger McGuinn) (3:42)
12 Ballad of Easy Rider (Roger McGuinn) (2:15)

Dieser Text ist aus der Wikipedia - zum Original, Autoren.
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