Spielsucht: China verbietet anonyme Online-Games

Die chinesische Regierung will sich künftig verstärkt dem Problem der Online-Spielsucht annehmen. Wie das Nachrichtenportal ChinaTechNews berichtet, soll in Kürze ein spezielles System eingeführt werden, das alle Nutzer von Online-Games dazu verpflichtet, sich unter ihrem realen Namen zu registrieren.

Laut Angaben von Zhang Yijun, Chef der Abteilung für Technologie und Digital Publishing der General Administration of Press and Publication (GAPP), stellt die aktuelle Ankündigung einen weiteren Schritt Chinas in Richtung der Etablierung eines umfassenden "Anti-Abhängigkeits-Systems" für Online-Spiele dar. Um die chinesische Gamer-Community keiner größeren Suchtgefahr auszusetzen, will die GAPP in Zukunft zudem eine stärkere Kontrolle "ungesunder Inhalte" in Online-Games durchführen, die von deren Betreibern ohne Erlaubnis eingestellt werden.

"Online-Spielsucht hat sich mittlerweile nicht nur in China zu einem ernstzunehmenden Problem entwickelt. Auch hierzulande ist die Zahl der Betroffenen im Wachsen begriffen", stellt Alexander Pfeiffer, Mitgründer des Info-Portals Onlinesucht.at fest. Die diesbezüglichen Schätzungen gingen allerdings recht weit auseinander. "Während Experten vor einiger Zeit noch davon ausgegangen sind, dass zwischen zwei und vier Prozent aller Online-Spieler tatsächlich süchtig sind und einer fachkundigen Hilfe bedürfen, belaufen sich die aktuellen Schätzungen inzwischen auf sechs bis zehn Prozent", erklärt Pfeiffer. Für diese negative Entwicklung seien mehrere Aspekte verantwortlich. "Zunächst einmal kann sich das Spielen im Internet heute jeder leisten. Gleichzeitig ist aber auch das entsprechende Spieleangebot in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen und hat in Kombination mit besseren technischen Präsentationsmöglichkeiten dazu geführt, dass Spieler schneller in eine virtuelle Welt hineingezogen werden", fasst Pfeiffer zusammen.

Um der zunehmenden Zahl der Betroffenen eine zentrale Anlaufstelle für Fragen und persönliche Hilfe bieten zu können, sei bereits im März 2007 das Onlinesucht-Portal gestartet. "Wir sehen unsere Aufgabe darin, eine Drehscheibe zwischen der Forschung, den Medien und den Betroffenen sowie ihren Freunden und Verwandten darzustellen, die bei konkreten Problemen auch hilfreich mit Rat und Tat zur Seite steht", fasst Pfeiffer zusammen. Was die aktuellen Pläne der chinesischen Regierung betrifft, gibt sich der Onlinesucht-Experte zuversichtlich. "Der Ansatz, dass alle Online-Spieler dazu verpflichtet werden, sich unter ihrem echten Namen zu registrieren, ist prinzipiell sicher sinnvoll. Es wäre schon deshalb ein wichtiger Schritt nach vorne, weil sich dadurch die Einhaltung der Altersfreigabe für die jeweiligen Spiele besser kontrollieren lässt", so Pfeiffer abschließend.

Angaben des GAPP-Abteilungschefs Yijun zufolge wurde Ende 2008 bei 59 Online-Spielen von größeren chinesischen Games-Anbietern ein "Anti-Abhängigkeits-Test" eingeführt. Rund 95 Prozent der dort registrierten Online-Gamer haben den Test bestanden. Vier Betreiberunternehmen mussten daraufhin allerdings wegen des "Verfehlens entsprechender Standards" geschlossen werden.

Artikel vom 20. Januar 2009

 

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