Mobile Drogentests auf Nanotechnologie-Basis

Die Forschungsabteilung des niederländischen Elektronikkonzerns Philips arbeitet an einem Gerät, das die Arbeit der Polizei im Kampf gegen Drogenkonsumenten revolutionieren soll.

Mithilfe von magnetischen Nanopartikeln, die sich in Speichelproben an die populären Drogen Kokain, Heroin, Cannabis sowie Amphetamine und Methamphetamine (Meth) heften, sollen in Zukunft genauere Drogentests direkt auf der Straße - etwa bei Verkehrskontrollen - durchgeführt werden können, berichtet Technology Review. Binnen 90 Sekunden kann der Apparat selbst geringe Drogenkonzentrationen im Milliardstelbereich feststellen. Der Drogentester soll Ende dieses Jahres in Europa vorgestellt werden.

Wird ein Test mithilfe des Gerätes durchgeführt, muss dem Verdächtigen zunächst eine Speichelprobe entnommen werden. Diese wird dann in einer Einwegkartusche in das Analysegerät geschoben, wo der eigentliche Test stattfindet. In der Messkammer befinden sich magnetische Nanopartikel, denen wiederum mithilfe von sogenannten Liganden die Eigenschaft verliehen wurde, sich an die Moleküle bestimmter Substanzen zu heften. In diesem Fall heften sich die entsprechend behandelten Nanoteilchen an die verschiedenen Drogen, die der Test entdecken soll. Dabei wird der Nanopartikel-Speichel-Mix in der Messkammer mithilfe eines Elektromagneten beschleunigt und in Richtung Sensor gelenkt. Finden die Partikel Drogenspuren im Speichel, heften sie sich an diese. Finden sie keine, heften sie sich an zuvor mit Drogenmolekülen behandelte Bereiche am Rand des Sensors.

In weiterer Folge kann mittels optischer oder magnetischer Auswertungsverfahren eruiert werden, ob sich Drogen in der Probe befinden oder nicht. Aufgrund des bereits vorhandenen Know-hows auf dem optischen Sektor, das der niederländische Konzern unter anderem auch im Bereich der Unterhaltungselektronik über die Jahre gesammelt hat, entschied man sich jedoch für die Auswertung mithilfe optischer Verfahren. Während der Analysephase schickt das Testgerät einen Lichtstrahl auf den Sensor. Dieser trifft auf die magnetischen Nanopartikel, die sich an die Drogen geheftet haben, welche wiederum die Intensität des reflektierten Lichts ändern. Dadurch lässt sich die Konzentration der Droge feststellen. Was relativ kompliziert klingt, ist in der Praxis sehr einfach durchzuführen. Auf einem Display werden dem Testenden Anweisungen angezeigt. Folgt er den Instruktionen, zeigt das Gerät am Ende farbig kodierte Informationen über das Ergebnis an.

"Das Gerät scheint sehr interessant zu sein. Ideal wäre es, wenn das Gerät geeicht wäre und ähnlich aktuellen Alkoholtestgeräten verbindliche, rechtskräftige Aussagen trifft", so Otmar Bruckner, stellvertretender Leiter der Verkehrsabteilung im österreichischen Innenministerium. Zwar habe man auch bisher schon mobile Drogen-Vortests erprobt, diese hätten sich jedoch allesamt als unzuverlässig erwiesen. Sie lieferten häufig falsche Positiv- oder Negativaussagen und deckten zudem nicht das ganze Spektrum verbreiteter Drogen ab. Vor dem Einsatz der Philips-Geräte auf österreichischen Straßen müsste man auch noch die Rechtslage klären, so der Fachmann. "Speichelproben zu nehmen wäre ein Eingriff in die persönliche Freiheit", sagt er. Ob der Drogentest auf Nanopartikelbasis tatsächlich zuverlässig und genau genug für den Exekutiveinsatz ist, muss sich noch zeigen.

Artikel vom 6. August 2009

 

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