Fachkonferenz SUCHT 2008: Sucht, Abhängigkeit, exzessives Verhalten

Vor vierzig Jahre urteilte das Bundessozialgericht: Trunksucht ist Krankheit im Sinne der  Reichsversicherungsordnung (RVO). Es beendete einen viele Jahre schwebenden Streit um die Verantwortung des Einzelnen und die Zuständigkeiten für die Behandlung. Gleichzeitig war es die Grundlage für eine rasante Entwicklung des Hilfesystems für suchtkranke Menschen in Deutschland. Der Umfang seiner Angebote von der Selbsthilfe über die Beratungsstellen bis zur qualifizierten stationären Rehabilitationsbehandlung ist weltweit ebenso führend wie die Qualität der einzelnen Interventionen.

Bei der Durchsicht der Themen der Fachkonferenzen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) stellt man fest, dass die Konferenzen der Jahre 1983 bis 1985 diese stürmische Entwicklung ? verbunden mit dem dramatischen Anstieg des Konsums illegaler Suchtmittel ? hinterfragten und einzuordnen versuchten. 1983 lautete das Thema ?Sucht und Gesellschaft ? Ursachen, Folgen und Zusammenhänge?, 1984 ging es um ?Süchtiges Verhalten ? Grenzen und Grauzonen im Alltag?, und 1985 um ?Sinnfrage und Suchtprobleme ? Menschenbild und Wertorientierung?.

Jetzt, ein weiteres Vierteljahrhundert später, beginnen ähnliche Diskussionen neu. Da geht es auf der einen Seite um die immer wieder neu geführte Auseinandersetzung um die verhaltensbezogenen Abhängigkeiten. Steigen sie so rasant an, wie es die veröffentlichte Meinung suggeriert? Was ist krankhaft, was ist der gesellschaftlichen Entwicklung geschuldet? Welche Erwartungen werden damit verbunden, wenn auf einmal jedes menschliche Verhalten zur Sucht werden kann?

Auf der anderen Seite geht es auch um die fachliche Diskussion in der Weiterentwicklung des Suchtmodells und sicherlich um die Annahme, dass die erfolgreiche Therapie im Bereich der Alkohol- und der Drogenabhängigkeit problemlos auf weitere Störungen übertragen werden könnte.

Damit verbunden ist immer auch die Frage nach der Finanzierung. Das oben erwähnte Urteil wurde problemlos auf die Behandlung Drogenabhängiger übertragen, und auch im Bereich des pathologischen Glücksspiels wird nach dem Suchtmodell behandelt. Bei Tabak aber sieht es schon wieder ganz anders aus.

Mit der diesjährigen Tagung soll versucht werden, die Entwicklung des Suchtbegriffs aufzugreifen und die aktuelle Diskussion in Wissenschaft und Praxis weiter zu führen; die verhaltensbezogenen Risiken, Probleme und Störungen in ihren Konsequenzen zu darzustellen und zu erläutern; neue Tendenzen und neues Wissen zu bewerten und nach Wegen zu suchen, wie betroffene Menschen im bestehenden Hilfesystem ihren Platz finden und was auf der anderen Seite notwendig ist, um das Suchthilfesystem auf die neuen Anforderungen vorzubereiten.

Wie in den Vorjahren wird der Montag den Grundsatzvorträgen der Fachkonferenz vorbehalten sein, am Dienstag wird vertiefend in Seminaren und Gruppen gearbeitet und die Referate des Mittwochs werden sich der Weiterentwicklung der Praxis widmen. Zur Weiterentwicklung: Ein wesentlicher Teil dieser Fachkonferenz wird dem Transfer von wissenschaftlich erprobten Modellen in die Praxis gewidmet sein. Dazu werden die Suchtforschungsverbünde ihre praxisrelevanten Ergebnisse präsentieren und mit den Praktikern die Umsetzung diskutieren.

Damit wird die Fachkonferenz sicherlich nicht bei der Bestandsaufnahme stehen bleiben, sondern sie wird Positionierungen für die weitere Entwicklung des Suchtbegriffs, der notwendigen und möglichen Hilfen und der Suchtprävention aufzeigen können.

DHS-Fachkonferenz SUCHT

10.-12.11.2008 in Bielefeld
Thema: Sucht, Abhängigkeit, exzessives Verhalten - Zustände und Zuständigkeiten

Nähere Informationen unter www.dhs.de

 

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