Suchterkrankungen bei älteren Menschen nehmen zu

Im Jahr 2005 waren bereits zehn Prozent der Patienten in US-Suchtkliniken über 50 Jahre alt und die Zahlen steigen. Wissenschaftler vermuten in einer Studie, dass im Jahr 2020 etwa 4,4 Mio. ältere US-Amerikaner abhängig sein werden, berichtet die New York Times.

Im ganzen Land konzentrieren sich nun Entzugskliniken auf diese Altersschicht, die in der Vergangenheit ignoriert worden war. Die Suchterkrankungen älterer Menschen unterscheiden sich jedoch von denen jüngerer Patienten, erklärt ein Mitarbeiter der österreichischen Drogenberatungsstelle Point: "In diesem Alter handelt es sich meist nicht um illegale Drogen, sondern um Alkohol- oder Medikamentenabhängigkeiten."

Die Gründe, warum Menschen in die Sucht abrutschen, sind aber in jedem Fall sehr komplex. "Bei älteren Menschen sind der Pensionsantritt oder der Zeitpunkt, an dem die Kinder dem Heim entwachsen, oft gefährliche Knackpunkte", so der Berater. Die Generation ab 50 Jahren macht in Österreich jedoch nur einen kleinen Teil der Patienten aus. "In diesem Bereich dürfte es aber eine hohe Dunkelziffer geben", vermutet der Experte.

Auch in Deutschland gibt es nur sehr wenige Zahlen zu Suchterkrankungen bei älteren Menschen. "Wir haben im Jahr 2006 einen Schwerpunkt auf Abhängigkeit im Alter gesetzt, um das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen, aber nach wie vor enden die deutschen Statistiken bei 59 Jahren", so Christa Merfert-Diete, Sprecherin der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. "Es gibt wenige Untersuchungen und Sucht ist eben ein sehr schambehaftetes Thema."

In den USA machen Alkohol- und Medikamentensucht in der Altersgruppe ab 50 Jahren den größten Anteil aus. Vor allem im Bereich bis 54 holen jedoch illegale Substanzen wie Opiate, Kokain, Marihuana oder Amphetamine deutlich auf. Der Missbrauch von Medikamenten passiere oft unabsichtlich, vermuten Experten. Ärztlich verschriebene Arzneien werden für harmlos erachtet und ohne Bedenken eingenommen.

Der niedrigere Anteil von illegalen Drogen sei vor allem sozioökonomisch begründet", vermutet Frederic Blow vom Addiction Research Center der Universität von Michigan. Die Patienten kämen oft aus höheren Einkommensschichten und Straßendrogen seien nicht Teil ihrer Kultur.

Artikel vom 7. März 2008

 

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