EM-Spielsucht in Fernost

Die Fußball-EM läuft auch in Asien auf vollen Touren und ist eine Leidenschaft wie sonst nirgends auf der Welt, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Die Fußballfans in Asien verwetten ohne Probleme Monatsgehälter auf den möglichen Sieger des Fußball-Turniers. Einige haben seit Beginn bereits 4.800 Euro verwettet, das entspricht dem Einkommen eines Autowerkstattbesitzers in zwei Monaten. Die kulturellen Wurzeln liegen im chinesischen Konfuzianismus, der besagt, dass der Himmel die Menschen auf der Erde für Wohlverhalten belohnt. Alle sozialen Schichten beteiligen sich am Glückspiel, von der Großmutter angefangen über den Elektriker bis hin zur Ärztin.

Astronomische Wetteinsätze ergeben sich jetzt auch in Asien bei Fußballwetten. Satellitenfernsehen ermöglicht die Versorgung mit Kabelanschlüssen. Vier von fünf Fernsehern haben Kabelanschlüsse. Insgesamt sind es 150 Mio. Geräte laut Sportkanal ESPN, die in Fernost bei europäischen Fußballspielen eingeschaltet werden. Das Interesse erreichte bei der derzeit stattfindenden EM in Portugal ihren Höhepunkt. Für 4,2 Mio. Einwohner von Singapur stehen 300 Schalter offen, wo legal Wetten platziert werden können. Bei der letzten WM in Japan und Südkorea wurden pro Kopf jeweils 60 Euro gesetzt.

Das ganz große Geschäft ist jedoch von gut organisierten Syndikaten organisiert und entzieht sich dem staatlichen Einfluss. Banden arbeiten mit SMS, Internet und Laufburschen, die via Motorroller die Wetten einsammeln. Die Gewinne werden steuerfrei überbracht. Auf jeden legal gesetzten Euro kommen in Asien rund 1.000 Euro, die durch verbotene Wettkanäle fließen, schätzen Brancheninsider. Die Polizei ist während der Europameisterschaft in Südostasien im Sondereinsatz. Laut einer Erhebung einer thailändischen Bank sollen 63 Mio. Einwohner Thailands trotz des allgemeinen Wettverbots 675 Mio. Euro verwetten, was 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts entspricht. Viele weichen in die kambodschanische Grenzstadt Poipet aus, wo eben dann dort das Geld verwettet wird.

Artikel vom 30. Juni 2004

 

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