Sex bis zur Selbstzerstörung

Michael Douglas gilt als berühmtestes Beispiel zum Thema Sexsucht - obwohl er selbst stets dementiert dies gewesen oder noch immer zu sein. Dennoch plagt viele Menschen das Problem dieser Sucht: Die Schätzungen der Sexsüchtigen in den westlichen Ländern reichen von einem bis sechs Prozent. Trotz hoher Dunkelziffer scheint jedoch klar zu sein, dass etwa viermal so viele Männer wie Frauen von dieser nichtstofflichen Sucht betroffen sind.

Sex macht Spaß - außer er ist zur Sucht geworden. Sexsüchtige können den Sex kaum noch genießen, sind ständig nur noch auf der Suche nach einer besseren Befriedigung
Sex macht Spaß - außer er ist zur Sucht geworden. Sexsüchtige können den Sex kaum noch genießen, sind ständig nur noch auf der Suche nach einer besseren Befriedigung

Mit dem so genannten ?ersten Mal? fängt alles an. Sex dient nicht nur der Fortpflanzung, sondern macht den meisten Menschen auch noch Spaß. Regelmäßiger Sex ist keine Gefahr, im Gegenteil: Sex ist gut für Körper und Seele. Doch was, wenn die körperliche Liebe zur Sucht wird? Keinesfalls ist die Sexsucht zu verharmlosen, sie ist ohne Frage mit anderen Süchten wie Magersucht oder Alkoholismus zu vergleichen.  

Das Wort Nymphomanie ist von den griechischen Naturgottheiten abgeleitet. Man bezeichnet damit Frauen, die ein verstärktes, krankhaftes Verlangen nach Sex haben. Für Männer, die dieses Verhalten aufweisen verwendet man die Begriffe Satyriasis oder aber auch den Don-Juan-Komplex. Das Wort ?Manie? weist auf die Zwanghaftigkeit des Verhaltens hin, medizinisch gesehen gilt die Manie als eine schwere Form der Psychose. Früher galt die Sexsucht als organisches Leiden, man versuchte es mit Hilfe von Blutegeln oder sogar durch die Entfernung der Klitoris zu bekämpfen.

Keine Befriedigung

Sexsüchtige haben ein gesteigertes sexuelles Verlangen
Sexsüchtige haben ein gesteigertes sexuelles Verlangen

Die Betroffenen sind auf der Suche nach sexueller Befriedigung, meist jedoch nicht fähig einen Höhepunkt zu erleben, da sie zu oft Sex haben und die Qualität somit stets abnimmt. Die fehlende Befriedigung führt zu einem sehr häufigen Partnerwechsel, auch Promiskuität genannt. Sobald klar ist, dass der aktuelle Partner keinen Orgasmus ermöglichen kann, wird er ausgetauscht. Das Problem taucht erneut auf, Depressionen sind die Folge. Diese versucht man wiederum mit Sex zu betäuben, ein Teufelskreis entsteht, in dem es Betroffenen fast unmöglich ist, eine feste Bindung zum Partner aufzubauen.

Die Grundlagen für eine spätere Sexsucht entstehen in vielen Fällen bereits in der Kindheit eines Menschen. Oftmals findet in dieser Zeit ein regelmäßiger Missbrauch statt - sexueller, psychischer oder jener in Form von Schlägen. Minderwertigkeitskomplexe entstehen, der Betroffene fühlt sich wertlos und klein. Die so genannte Scheinliebe, nämlich die Körperliche hilft nun diese Zeit zu verdrängen. Ebenfalls gefährdet sind Menschen, in deren Familien Sex tabuisiert wurde, der Reiz nach dem Verbotenen nimmt mit der Zeit zu.

Erhöhung der Dosis

Eine Sexabhängigkeit beginnt schleichend, kann zu Beginn meist geheim gehalten werden. Die sexuellen Handlungen werden jedoch zunehmend wichtiger, andere Interessen, Freunde sowie der Beruf werden immer weiter in den Hintergrund gedrängt. Zwanghafte Masturbation, sowie wechselnde Partner sind nur der Anfang. Telefonsex und Pornografisches Material werden benötigt um die gewünschte Befriedigung zu erreichen.

Das Verlangen steigt, es kommt zu sexuellen Handlungen in der Öffentlichkeit, zum Exhibitionismus, oft auch zum Voyeurismus. Die Betroffenen beginnen andere Personen zu belästigen. Das größte Tabu wird durch sexuelle Handlungen mit Minderjährigen oder gar Kindern, aber auch wehrlosen Opfern gebrochen. Spätestens an diesem Punkt kann Sexsüchtigen nur noch professionell, beispielsweise durch eine Therapie geholfen werden.

Bei mehr als 60 Prozent der Sexsüchtigen liegt außerdem eine Mehrfachabhängigkeit vor. Meist handelt es sich hierbei um Medikamente oder Alkohol. In diesem Fall ist es notwenig, dass die stoffliche Sucht zuerst behandelt wird, erst dann ist eine Heilung der nichtstofflichen Sucht möglich. Wird eine Behandlung in umgekehrter Reihenfolge versucht, so kann die Sexsucht dadurch verstärkt werden.

Sex = Macht

Sexsüchtige verbringen ihre Zeit damit sich einen potentiellen Partner zu suchen und diesen möglichst schnell abzuschleppen. Hierbei betrügen sie nicht selten ihren festen Partner. Ein geführtes Doppelleben ist in diesem Zusammenhang nicht selten, dies erfordert vor allem ein gutes Gedächtnis um das Netz der Lügen aufrecht zu erhalten. Zudem kommt das Risiko an Infektionsübertragungen, welches in Kauf genommen wird um den gesuchten Höhepunkt zu erreichen.

Der Sex gibt den Personen mit ungelösten inneren Konflikten ein Gefühl von Macht. Sie können in dem Moment selbst bestimmen wie der Sex ausgeübt wird, nicht zuletzt bei Bordellbesuchen. Der Betroffene bestimmt wann er Sex hat, wie oft und vor allem mit wem. Obwohl er ab einem bestimmten Punkt zu realisieren beginnt, dass ihm sein Verhalten schadet und jede Menge negative Konsequenzen mit sich bringt, ist es ihm nicht möglich den Sex aufzugeben. Für eine Behandlung muss wie bei anderen Süchten auch zunächst die Einsicht vorhanden sein.

Sofie Weimar
Artikel vom 15. April 2006

Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt.
Sein Inhalt darf nur nach vorheriger Genehmigung durch Suchtmittel.de verwertet werden.

 

Navigation

Pfad: Startseite  >  Sucht  >  Stoffunabhängige Sucht  >  Zwischenmenschliche Süchte  >  Sexsucht
Suchformular

Themen

Unterstütze uns

Dieses Informationsangebot benötigt Zeit und Geld, um ausgebaut und betrieben zu werden. Spende jetzt 5 €, 10 € oder wieviel Du auch aufwenden magst, um Suchtmittel.de zu erhalten!
Zur Spendenseite...