ARUD Zürich

Der Verein ARUD Zürich (offiziell: Arbeitsgemeinschaft für risikoarmen Umgang mit Drogen, ARUD) engagiert sich für eine Verminderung der negativen Folgen des schädlichen oder abhängigen (problematischen) Konsums legaler und illegaler psychoaktiver Substanzen.

Die ARUD Zürich behandelt und unterstützt Menschen, die Schwierigkeiten im Umgang mit legalen und illegalen psychotropen Substanzen (Suchtmittel) haben. In vier Polikliniken für Suchtmedizin im Grossraum Zürich bietet sie diversifizierte substitutionsgestützte Behandlungen für opioid-, namentlich heroinabhängige Menschen sowie ambulante Beratungen und Behandlungen im Bereich Kokain, Alkohol, Cannabis, Medikamente und Designerdrogen an.

Die vier Polikliniken bieten ein umfassendes und interdisziplinäres, drogenmedizinisches Behandlungs- und Beratungsangebot an. Psychiater, Psychotherapeuten, somatische Ärzte und Sozialarbeiter arbeiten eng in Teams zusammen und ermöglichen dadurch eine auf die individuellen Bedürfnisse und Problemstellungen der Patienten abgestimmte Behandlung. Die ARUD Zürich ist der grösste Anbieter von substitutionsgestützten Behandlungen mit Methadon, Buprenorphin, Diacetylmorphin (Heroin) und Morphin in der Schweiz . Im Kanton Zürich trägt die ARUD auch zu den zunehmend wichtiger werdenden Angeboten der ambulanten Beratung und Behandlung bei Problemen mit Kokain, Cannabis und Designerdrogen bei . Insgesamt werden über 1000 Patienten betreut.

Struktur und Organisation

Die ARUD Zürich ist ein Verein gemäss den Bestimmungen des Schweizerischen Zivilgesetzbuches. Der Verein wird von einem Vorstand geführt. Operativ wird die ARUD Zürich von einer Geschäftsleitung mit Sitz in der zentralen Geschäftsstelle geleitet. Die einzelnen Polikliniken haben folgende Schwerpunkte:

An allen Standorten wird eine auf Infektionskrankheiten spezialisierte somatische (allgemeinärztliche) Versorgung angeboten. Durch die Integration von HIV und Hepatitis C Behandlungen in die Grundversorgung kann die für den Behandlungserfolg essenzielle Adhärenz bei vielen Patienten erreicht werden, die in einem herkömmlichen Behandlungssetting von der Therapie ausgeschlossen werden (Bruggmann, Suchtmedizin 2009). Das therapeutische Konzept der ARUD Zürich basiert auf einem akzeptierenden, dem Prinzip der Schadensminderung verpflichteten Ansatz. Gemeinsam mit den Patienten werden realistische, auf die individuellen Möglichkeiten und die entsprechenden Einschränkungen und Grenzen abgestimmte Zielsetzungen erarbeitet und umgesetzt. Die ARUD Zürich führt eine eigene Abteilung für Evaluation und Forschung, um die Wirkung der angebotenen Behandlungen nach wissenschaftlichen Kriterien zu untersuchen. Arbeit und Ziele werden fortlaufend überprüft und praxisrelevante Forschungsprojekte intern oder in Kooperation mit anderen anerkannten Institutionen durchgeführt. Die gewonnenen Ergebnisse werden weitervermittelt in Form von Beiträgen an Fachkongressen und Artikeln in wissenschaftlichen Zeitschriften.

Ein spezialisiertes Angebot für Unternehmen ergänzt die Dienstleistungen.

Mit privaten und öffentlichen Partnerinstitutionen führt die ARUD Zürich folgende Kooperationsangebote: Checkpoint Zürich, Drogeninformationszentrum Zürich DIZ, Beratungsstelle für Angehörige von Drogenabhängigen ada-zh.

Ziele und Philosophie

Ziel der ARUD Zürich ist es, Personen mit Suchtproblemen eine umfassende und evidenzbasierte psychiatrische, psychotherapeutische, soziale und somatische Hilfe anzubieten. Es soll ein möglichst schneller und unkomplizierten Zugang zum Angebot gewährleistet werden (Niederschwelligkeit).

Der Verein engagiert sich auch gesellschaftspolitisch: Ziel ist die Sicherstellung eines suchtmedizinischen Angebots, das den PatientInnen den Zugang zu allen relevanten und wissenschaftlich fundierten Therapien ermöglicht und sich nach den Kriterien der Effizienz und Effektivität richtet.

Geschichte

Der Verein ARUD Zürich wurde im November 1991 von Ärzten und Suchtfachleuten gegründet als medizinische Antwort auf die bevorstehende polizeiliche Schliessung der Zürcher Parkanlage Platzspitz (Needle Park), wo sich seit Ende 1980er Jahre eine offene Drogenszene gebildet hatte.

Februar 1992: Gründung der Poliklinik Zokl1 als erste niedrigschwellige Institution für methadongestützte Behandlungen in der Schweiz. Im Januar 1994 folgte die Poliklinik Zokl2 als erste Institution, die im Rahmen der Schweizer PROVE-Versuche heroingestützte Behandlungen durchführte.

Seit 1997 nimmt die ARUD Zürich im Rahmen der Prometheus-Studie an der Schweizerischen HIV-Kohorte teil und führt HIV-Behandlungen durch. Seit 2000 beteiligt sie sich an der Schweizerischen Hepatitis C Kohorte, einer Multicenter-Studie zur Behandlung von Hepatitis C mit Interferon und Ribavirin.

Im Jahre 2001 erweiterte Buprenorphin die Palette der Opioide, die von der ARUD Zürich als Substitution verschrieben werden.

Im Januar 2002 wurde die Trägerschaft der Poliklinik DBB in Horgen von der SIP an die ARUD Zürich übergeben.

September 2004: Die ARUD Zürich engagierte sich wesentlich in der Abstimmungskampagne für die Weiterführung der Polikliniken für heroingestützte Behandlung. 75.1 % der Stadtzürcherinnen und Stadtzürcher befürworteten schliesslich den Kredit und sagten damit Ja zur heroingestützten Behandlung.

Im Januar 2006 eröffnete die ARUD Zürich an zentraler Lage in Zürich das medizinische Zentrum GAIN ? Gesundheitsangebot und Information für Kokain, Alkohol, Cannabis, Medikamente, Partydrogen. Im Juni 2006 wurde in Kooperation mit der Zürcher Aids-Hilfe das medizinische Gesundheitszentrum Checkpoint Zürich eröffnet, das sich an schwule Männer (MSM) und an männliche Sexworker (MSW) richtet und insbesondere die anonyme Abklärung und Behandlung sexuell übertragbarer Krankheiten (STD) anbietet. Seit September 2006 betreibt die ARUD Zürich in Kooperation mit dem Sozialdepartement der Stadt Zürich das DIZ ? Drogeninformationszentrum Zürich. Diese Stelle bietet Konsumenten von Designerdrogen (Partydrogen) Informationen, Beratung und Pillentesting Behandlung an.

Seit Juli 2007 bietet die Poliklinik Zokl1 im Rahmen einer Zulassungsstudie substitutionsgestützte Behandlungen mit retardiertem Morphinsulphat an.

Im Januar 2008 wurde gemeinsam mit der ada-zh (Angehörigenvereinigung Drogenabhängiger Zürich) die Beratungsstelle für Angehörige als Teil des Gesundheitszentrums Konradstrasse 1 eröffnet. Im April 2008 begann die ARUD Zürich ein internationales Netzwerk im Bereich Hepatitis C-Versorgung von Drogenkonsumierenden aufzubauen, um die Unterversorgung in diesem Bereich über Landesgrenzen hinweg mit gegenseitigem Wissens- und Erfahrungsaustausch zu verbessern.

Die ARUD Zürich wirkte wesentlich bei der Abstimmungskampagne zur Revision des Betäubungsmittelgesetztes mit, die unter anderem die heroingestützte Behandlung (diacetylmorphingestützte Behandlung) gesetzlich verankerte. Die Schweizer Stimmbürger und Stimmbürgerinnen stimmten am 30. November 2008 dieser Revision mit einer grossen Mehrheit von 68% zu.

Im Herbst 2009 führte die ARUD Zürich ein integriertes und interdisziplinäres Behandlungsangebot für Personen mit Alkoholproblemen ein. Im September 2009 wurde das 1st International Symposium on Hepatitis Care in Substance Users durchgeführt. Das Symposium mit 200 Teilnehmenden aus über 30 Nationen diente dem Austausch von neuen, Erfolg versprechenden Ansätzen zur Behandlung von Hepatitis C bei Personen mit Abhängigkeitserkrankungen.

Seit Mai 2010 ist das Web-basierte Selbsthilfeprogramm Snow Control online für Personen, die ihren Kokainkonsum reduzieren wollen. Das Internet-Tool wurde durch die ARUD Zürich und das Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung in Zürich (ISGF) entwickelt.

Finanzierung

Die medizinischen Leistungen werden durch die Krankenkassen finanziert. Weitere Finanzierungsquellen sind Leistungsverträge mit der Öffentlichen Hand, Mitgliederbeiträge und Spenden.


Dieser Text ist aus der Wikipedia - zum Original, Autoren.
Sein Inhalt steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation

 

Navigation

Pfad: Startseite  >  Allgemeine Infos  >  Organisationen
Suchformular

Themen

Unterstütze uns

Dieses Informationsangebot benötigt Zeit und Geld, um ausgebaut und betrieben zu werden. Spende jetzt 5 €, 10 € oder wieviel Du auch aufwenden magst, um Suchtmittel.de zu erhalten!
Zur Spendenseite...