Verheiratete rauchen weniger

Geschiedene und Verwitwete sowie Menschen mit geringerer Schulbildung oder geringerem Einkommen greifen wesentlich öfters zur Zigarette. Zu diesem Schluss kommen zwei große Studien der RWI-Essen über das Rauchverhalten in Deutschland. Auch Jugendliche, die ihre Kindheit mit rauchenden Eltern verbracht haben, beginnen häufiger mit dem Rauchen.

"Wir haben zwei große Studien über das Rauchverhalten erstellt", so die Studienleiterin Silja Göhlmann, wissenschaftliche Referentin zu gesundheitsökonomischen Fragestellungen gegenüber pressetext. "Aus beiden Studien kann man ableiten, dass die Wahrscheinlichkeit zu rauchen für geschiedene oder verwitwete Männer um 13 bis 18 Prozentpunkte, für Frauen um 11 bis 14 Prozentpunkte höher ist als für Verheiratete", erklärt Göhlmann.

Für die erste Studie wurden Daten aus dem deutschen "Mikrozensus" von 1995, 1999 und 2003 ausgewertet. "Pro Untersuchungswelle wurden zwischen 150.000 und 175.000 Personen beider Geschlechter dazu befragt", erklärt Göhlmann. Diese Zufallsstichprobe erfasse unter anderem Alter, Ehestand, Bildungshintergrund, Arbeitsmarktstatus, Einkommen sowie Staatsangehörigkeit der Befragten. "Nicht in die Untersuchung eingegangen ist die Reaktion der Konsumenten auf Preisänderungen, da die (realen) Preise für Zigaretten im Untersuchungszeitraum nur wenig schwankten." Wie die Untersuchung deutlich zeige, rauchen Geschiedene, Verwitwete und Personen mit geringer Schulbildung nicht nur mit höherer Wahrscheinlichkeit, ihr Zigarettenkonsum liege zudem auch deutlich über dem von Verheirateten beziehungsweise Menschen mit höherer Schulbildung. "Je jünger jemand mit dem Rauchen begonnen hat, desto mehr Zigaretten raucht er in einem bestimmten Alter, da der Zigarettenkonsum mit zunehmender Dauer ansteigt."

Die Wissenschaftlerin hat jedoch auch interessiert, mit welchen Faktoren der Rauchbeginn verknüpft ist. Dazu wurden Daten des sozioökonomischen Panels aus den Jahren 1984 bis 2004 verwendet. Dazu wurden rund 4.000 Frauen und 4.000 Männer befragt. "Die Raucheranteile unter Jugendlichen sind im Verlauf der 90er Jahre stetig gestiegen, gleichzeitig sank das Einstiegsalter", so Göhlmann. "Vor allem Jugendliche, die ihre gesamte Kindheit mit rauchenden Eltern verbracht haben, tragen demnach ein höheres Risiko, selbst mit dem Rauchen anzufangen." Die Studie ergab, dass Gymnasiasten eine geringere Wahrscheinlichkeit haben, mit dem Rauchen zu beginnen, als Hauptschüler. Zudem fangen Jugendliche mit höherer Schulbildung später damit an als jene mit niedrigerer Schulbildung." Zudem war feststellbar, dass das Risiko, mit dem Rauchen zu beginnen, für Mädchen durchschnittlich nach dem 18. Lebensjahr, für Jungen nach dem 19. Lebensjahr stark abnahm.

"Für die Politik geben die Ergebnisse der Untersuchungen wertvolle Hinweise darauf, welche Zielgruppen mit Anti-Raucher-Kampagnen besonders angesprochen werden sollten", meint Göhlmann. Dies gelte sowohl für allgemeine Kampagnen als auch für solche, die insbesondere Jugendliche davon abhalten sollen, überhaupt mit dem Rauchen anzufangen. Die Ergebnisse will die Expertin auch in wissenschaftlichen Magazinen publizieren.

Artikel vom 20. September 2007

 

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