Rauchverbot für Jugendliche: Gesetze und der Geruch des Verlierers

Was Jugendliche wollen: erwachsen werden und das so schnell wie möglich. Deshalb freuen sie sich auf den Führerschein, deshalb trinken sie Alkohol. Und deshalb erliegen sie so leicht dem Reiz der Zigarette. Aus diesem Grund hat sich der Gesetzgeber das Recht herausgenommen, zwischen jugendlichen und erwachsenen Rauchern einen feinen Unterschied zu machen.

Was steht in dem Gesetz, das am Samstag in Kraft tritt? Dass nun in weiten Bereichen des öffentlichen Lebens das Rauchen verboten wird, weil es die Gesundheit Unbeteiligter gefährdet. Darum heißt es auch nicht "Anti-Raucher-Gesetz", sondern hört auf den scheinbar umständlichen Namen "Gesetz zum Schutz vor den Folgen des Passivrauchens". Die Neuregelungen stützen sich auf medizinische Erkenntnisse über die Schädlichkeit des Passivrauchens und entsprechen ganz dem Geist des Grundgesetzes: "Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt." Artikel 2, Absatz 1 GG.

In dem neuen Gesetz steht aber auch, dass die Altersbegrenzung für den Zigarettenkauf und für das Rauchen in der Öffentlichkeit von 16 auf 18 Jahre angehoben wird. Dies ist nun keine Maßnahme zum Schutz von Unbeteiligten auf dem Bahnsteig mehr. Hier geht es um die Gesundheit der jungen Raucher selbst. Und dafür werden der freien Entfaltung der Persönlichkeit ein paar Grenzen gesetzt, ganz unabhängig von der Frage, ob nun die Rechte von Dritten berührt sind oder nicht. Viele Jugendliche werden das als empörenden Angriff auf ihre persönliche Freiheit empfinden. Geschenkt. Sie dürfen ja auch nur eingeschränkt wählen oder Auto fahren. Wer wollte ihnen da das Recht auf Selbstzerstörung zugestehen?

Erwachsene Raucher beanspruchen dieses merkwürdige Recht für sich und wollen es sich nicht nehmen lassen. Deshalb ist es sinnvoll, bei den Jugendlichen anzusetzen. Greift das Gesetz, dann sind sie die erwachsenen Nichtraucher von morgen. Kritiker werden einwenden: "Das steht ja alles nur auf dem Papier." Und dann rechnen sie aus, wieviele Ordnungsbeamte man bräuchte, um allen Jugendlichen auf der Straße die Kippe wegzunehmen. Oder den Zigarettenverkauf in den Trinkhallen zu überwachen. Aber ist das ein Argument gegen das neue Gesetz? In den vergangenen Jahren haben wir erlebt, wie der Staat mit Rauch- und Werbeverboten und immer höherer Tabaksteuer die Raucher in die Defensive gedrängt hat. Mehr noch als der Tabakgestank umhüllt sie bereits der Geruch des Verlierers. Was, wenn nicht das, kann Jugendlichen den Griff zur Zigarette verleiden?

Ein Kommentar von Achim Beer

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Artikel vom 1. September 2007

 

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