Diskussion um Zusammenhang zwischen ADHS und Rauchen entflammt

Die Aufmerksamkeitsdefizit- bzw. Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wird zu jener Gruppe von psychischen Störungen gezählt, die sich primär durch leichte Ablenkbarkeit, geringes Durchhaltevermögen und Hyperaktivität definieren. Auf Grund dieser Eigenschaften von ADHS-Patienten wird immer wieder ein Zusammenhang mit verschiedenen Suchterkrankungen vermutet.

Das Medical Center der Columbia University versucht nun den Zusammenhang zwischen ADHS und dem Rauchverhalten zu belegen. Die Meinungen über eine eventuelle Verbindung gehen jedoch weit auseinander. Ausgangspunkt der Studie ist, dass in den USA etwa sieben bis acht Mio. Erwachsene an ADHS leiden. Wie Lirio S. Covey vom Medical Center der Columbia University feststellt, wird in dieser Teilpopulation zweimal häufiger geraucht als in der Gesamtbevölkerung. Aus diesem Grund wollen nun Covey und sein Team den Zusammenhang zwischen Rauchverhalten und ADHS wissenschaftlich nachweisen. Einen wichtigen Teilbereich der Studie soll die Nikotin-Entwöhnung darstellen. So soll der regelmäßige Nikotinkonsum durch das spezielle ADHS-Medikament Concerta ersetzt werden, das ähnliche Gehirnreaktionen wie Nikotin hervorruft und somit ebenfalls die Symptome lindern soll.

Über eine tatsächliche Verbindung von Rauchverhalten und ADHS gehen die Meinungen weit auseinander. Gabriele Jansky-Denk, Psychotherapeutin in Wien, beschäftigt sich intensiv mit dem ADHS-Syndrom und kann keinen praktischen Zusammenhang bestätigen. "Suchtverhalten steht eher in Verbindung mit psychischen Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen. Angst kann auch ein Suchtauslöser sein", erklärt Jansky-Denk auf Anfrage von pressetext. Um einen wirklichen Zusammenhang feststellen zu können, müsste eine langfristige Studie angelegt werden, wobei das Verhalten vom Kindes- bis in das Erwachsenenalter überwacht wird, damit die Ursache für eine Nikotinsucht definiert werden kann.

Ute Erve vom Verein zur Förderung von Kindern und Erwachsenen mit Teilleistungsstörungen hingegen sieht hier einen Zusammenhang. "Das Rauchen stellte für Menschen mit ADHS eine Art Selbstmedikation dar. Anfangs versuchen sie mit Nikotin ihre Aufmerksamkeit zu steigern und irgendwann stellt sich dann das Suchtverhalten ein", so Erve im Gespräch mit pressetext. Daher sei es auch nachvollziehbar, dass Kinder mit ADHS öfters und vor allem früher zu rauchen beginnen als andere. Wenig Zusammenhang sieht Erve zwischen rauchenden Müttern und ADHS-Kindern. "Nikotinkonsum in der Schwangerschaft kann zu Frühgeburten führen, wobei das Gehirn des Kindes noch nicht voll ausgebildet ist. Dann kann es zu ADHS-Symptomen kommen", erklärt Erve. Dabei sei auch die Frühgeburt die Ursache für eine Erkrankung aber nicht das Rauchen an sich. Mit einer ADHS-Erkrankung des Kindes sei aber zu rechnen, wenn ein Elternteil selbst an ADHS leidet.

Ebenfalls eine Verbindung zwischen Rauchen und ADHS sieht Anne Tischinger von der Arbeitsgruppe zur Förderung von Personen von ADHS und Teilleistungsstörungen im Gespräch mit pressetext. "Es gibt einen signifikanten Zusammenhang, dass ADHS-Kinder öfters und früher zu rauchen beginnen", erläutert Tischinger. In ihrer Annahme stützt sie sich dabei auf Ergebnisse des Medical Centers of the University und der Psychiatrischen Abteilung der Medical University of South Carolina, Charleston, USA, die beide diesen signifikanten Zusammenhang nachgewiesen haben.

Artikel vom 17. November 2006

 

Navigation

Pfad: Startseite  >  Sucht  >  Stoffabhängige Sucht  >  Nikotinsucht
Suchformular

Themen

Unterstütze uns

Dieses Informationsangebot benötigt Zeit und Geld, um ausgebaut und betrieben zu werden. Spende jetzt 5 €, 10 € oder wieviel Du auch aufwenden magst, um Suchtmittel.de zu erhalten!
Zur Spendenseite...