Kaffee kann Halluzinationen auslösen

Ab fünf Tassen Kaffee pro Tag steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man Halluzinationen entwickelt - vorausgesetzt, man hat eine derartige Neigung. Das berichten australische Forscher in der Zeitschrift "Personality and Individual Differences". "Koffein und Stress in Kombination steigern das Risiko für Psychose-ähnliche Symptome", so Studienleiter Simon Crowe von der La Trobe University.

Lieder, die es nicht gibt

Die Forscher versetzten 92 gesunde Studienteilnehmer in Situationen mit viel oder wenig Stress und ließen sie angeben, wie viel Kaffee sie an diesem Tag getrunken hatten. Dann spielten man ihnen ein Tonbeispiel mit einem weißen Rauschen vor und bat sie jedes Mal zu melden, sobald sie das Lied "White Christmas" von Bing Crosby hörten. Wenn auch das Lied tatsächlich nie eingeblendet wurde - mehrere glaubten es trotzdem zu hören, und zwar vor allem jene, die unter hohem Stress standen und viel Kaffee getrunken hatten.

Kaffee als Therapie

"Wer in dieser Hinsicht bereits verletzbar ist, kann durch Stimulanzien derart erregt und unruhig werden, dass das Sensorium durchdreht. Ängste, Schlaflosigkeit bis hin zu Halluzinationen im Sehen oder Hören können die Folge sein", bestätigt Peter Falkai, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie DGPPN, im Interview.

Besonders Nikotin und Koffein nehmen Schizophrene häufig exzessiv zu sich, was für Falkai nur verständlich ist. "Neben Produktivsymptomen wie etwa Trugbilder sind auch sogenannte Negativsymtome Kennzeichen der Krankheit. Dazu zählen die Antriebsschwäche, Kraftlosigkeit, Müdigkeit sowie Konzentrationsstörungen. Durch Zigaretten und Kaffee versuchen viele, diese Probleme zu überwinden."

Gar nicht harmlos

Für den Durchschnitts-Kaffeetrinker gibt Falkai Entwarnung. "Ohne entsprechende Vorgeschichte wird niemand halluzinieren, auch wenn er fünf Tassen Kaffee pro Tag trinkt." Die australischen Forscher mahnen trotzdem zur Vorsicht. Zuviel Koffein in Situationen mit hohem Stress könnten auch bei Menschen ohne der Krankheit miteinander interagieren, wie die Studie gezeigt habe. Kaffee als häufigste Alltagsdroge sei deshalb weniger harmlos wie oft dargestellt wird.

Artikel vom 7. Juni 2011

 

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