Community-Sucht - Eltern haben Angst um Töchter

Was die Nutzung von Online-Communitys betrifft, haben viele jüngere weibliche User mittlerweile ein regelrecht suchtartiges Abhängigkeitsverhältnis entwickelt. Diese Bevölkerungsgruppe kann sich ein Leben ohne Facebook, Bebo und Co heute gar nicht mehr vorstellen und ist beinahe permanent mit den entsprechenden Diensten verbunden.

Mit dieser Einschätzung appelliert derzeit die Girls' School Association (GSA) an britische Schulen und Eltern. Um die Mädchen des Landes aus ihrem Suchtverhalten herauszuholen, sei eine verstärkte Zusammenarbeit aller Beteiligten notwendig, so die Forderung.

"Die größte Sorge, die Eltern heute haben, ist die, dass ihre Töchter abhängig von Social-Networking-Portalen werden", stellt GSA-Präsidentin Jill Berry gegenüber BBC News fest. Derartige internetbezogene Probleme hätten inzwischen diejenigen auf dem Schulhof in puncto Ernsthaftigkeit deutlich überholt. Ausschlaggebend hierfür sei nichtzuletzt auch die prinzipiell suchtfördernde Aufmachung der Community-Plattformen, die nur das eine Ziel verfolge, Internetnutzer so lange wie möglich bei der Stange zu halten, kritisiert Berry.

Frauen und soziale Netzwerke

"Die Abhängigkeit von Kommunikations- und Sozialisationsdiensten im Internet ist nur eine mögliche Ausprägungsform von Onlinesucht", erklärt Bernd Dillinger vom Infoportal IPOS. Dass von dieser speziellen Suchtform vor allem weibliche Nutzer betroffen sind, hätten bereits verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt. "Aus unserem praktischen Behandlungsalltag heraus ist die Aussage, dass Frauen stärker zur Entwicklung eines Suchtverhaltens in Bezug auf soziale Online-Netzwerke neigen, aber nicht zu untermauern", betont Dillinger.

Den Vorwurf der GSA-Präsidentin, dass die Betreiber von derartigen Webangeboten bewusst versuchen würden, die Leute mit ausgeklügelten Seitenkonzepten bei der Stange zu halten, kann der Onlinesucht-Experte nur bedingt nachvollziehen. "Den Anbietern geht es im Grunde nur um die Nutzungszahlen und nicht um die Nutzungsdauer. Wären etwa bei Facebook alle User gleichzeitig online, bekäme der Betreiber wohl ernsthafte Probleme, die Seite aufrecht zu halten", gibt Dillinger zu bedenken.

Unsicherheit der Eltern treibt Hysterie an

Ein wesentlicher Grund für die Besorgnis der Eltern sei auch in der eigenen Unwissenheit der älteren Generation zu sehen. "Vor Dingen, die man selber nicht kennt, hat man eher Angst. Im Hinblick auf die Nutzung von Internet-Communitys herrscht bei den Eltern eine starke Verunsicherung, was zur allgemeinen Hysterie beiträgt", meint Dillinger. Betroffene sollten das Internetnutzungsverhalten ihrer Töchter beobachten und auf bestimmte Verhaltensänderungen wie beispielsweise die Vernachlässigung anderer wichtiger Lebensbereiche achten, rät der Experte.

Artikel vom 17. November 2009

 

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