Mexikanische Drogenmafia attackiert Journalisten

In Mexiko häufen sich die Anschläge auf Journalisten. Der Verlag El Norte wurde diesen Monat bereits dreimal Opfer von Anschlägen. Seit 2000 gab es 126 Übergriffe, nur 24 davon wurden von den Behörden strafrechtlich verfolgt. Hinter den Anschlägen stecken Experten zufolge mexikanische Drogenkartelle, die dadurch kritische Berichterstattung unterbinden wollen.

Gefährlich wie Afghanistan

"Mexiko ist für Journalisten eines der gefährlichsten Länder der Welt. Auf unserer Rangliste liegt es in der Nähe von Afghanistan. Wir beobachten Angriffe auf Redaktionen, Entführungen von Journalisten und sogar Morde. Die Polizei ist eng mit den Drogenkartellen verbandet. Auch die Politik wird unter Druck gesetzt - dabei geht es auch um wirtschaftliche Interessen", sagt Christian Mihr von Reporter ohne Grenzen. Er betont aber, das es durchaus noch kritischen Journalismus in Mexiko gibt: "Es tauchen immer mehr anonyme Artikel im Internet auf, die sich mit der Thematik kritisch auseinandersetzten.

Am Sonntag fuhren vor dem Büro der Zeitschrift Sierra Madre drei Autos vor. Zwei bewaffnete Männer betraten das Gebäude und setzten die Lobby unter Feuer, dabei wurde ein Mitarbeiter leicht verletzt. Eine Überwachungskamera filmte, wie kurz nach dem Brandanschlag eine Streife der San Pedro Garza Garcia am Tatort auftaucht, aber nichts unternimmt. Diese Übergriffe auf Zeitungen von El Norte werden der Drogenmafia zugeschrieben, die versucht Journalisten einzuschüchtern. "Zuerst brachten sie lokale Zeitschriften unter ihre Kontrolle, dann machten sie sich an regionalen Medien zu schaffen und jetzt attackieren sie nationale Publikationen", beschreibt Jose Carreno von der Ibero-American University die Situation.

Tradition der Straflosigkeit

Der deutsche Journalist Florian Mayer-Hawranek hat zwei Jahre in Mexiko studiert und berichtet jetzt für den Bayrischen Rundfunk über Lateinamerika. Er ist regelmäßig in Mexiko, das letzte Mal im Dezember 2011, wo er mit Journalisten spricht. Im Interview schildert er die Situation: "Das Problem liegt in den Provinzen, wo sich Journalisten selbst zensieren. Die Zahl kritischer Journalisten wird immer geringer. Es gibt zwar Zeitungen, die sich darauf spezialisiert haben, über die Drogenkartelle zu berichten, diese Informationen kommen aber bei den Leuten vor Ort nicht an." Mayer-Hawranek ist davon überzeugt, dass der mexikanische Justizapparat nicht funktioniert: "Die wenigsten Mordfälle werden aufgeklärt. Es herrscht eine Tradition der Straflosigkeit."

El Norte wurde seit 2010, als der Bandenkrieg zwischen der "Zeta"-Drogenbande und dem "Golf-Kartell" ausgebrochen ist, bereits sechsmal angegriffen. Mehrere Medienorganisationen fordern die mexikanischen Behörden jetzt dazu auf, endlich einzugreifen. "Es gibt keinen Journalisten, der sich in Mexiko sicher fühlen kann", lautet der Befund des Komitees zum Schutz von Journalisten in New York.

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Artikel vom 31. Juli 2012

 

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