Kommentar: Rauchen verbieten

Kein Land blamiert sich beim Nichtraucherschutz in der Gastronomie so konsequent wie Deutschland. Nun könnte es ja erheitern, dass ausgerechnet die braven Deutschen die Anarchisten in Europa geben, wo sie doch sonst schon Gesetze befolgen, wenn die Unterschriftstinte noch nicht trocken ist.

Und dass es in Italien funktioniert. In Italien. Aber die Sache ist zu ernst, um sie nur originell zu finden. Es geht um die Gesundheit. Nicht nur derer, die sich aussuchen können, in welches Lokal sie gehen, sondern auch derer, die dort arbeiten.

Ausnahmen wollten sie in NRW schaffen, die kleine Eckkneipe schützen. Ein paar ministerielle Ordnungsheimer bastelten allerdings Spielregeln zusammen, die selbst in einem Roman von Kishon nicht zu mehr Chaos führen könnten. Plötzlich verwandelten sich die Lokale in Raucherclubs, deren eigentlich kompliziertes Existenzrecht mit Mitgliederkarteien und ähnlich deutschem Brimborium erst kaum, später gar nicht mehr hinterfragt wurde. Heute sparen sich die Wirte sogar die Aufkleber am Fenster. Ließe sich die Regierung in jeder Frage so vorführen wie in dieser, lachte man sogar in Griechenland.

Ausnahmen schaffen Auswüchse. Darum ist es Zeit für ein konsequentes Rauchverbot in der Gastronomie. Wenn es für alle gilt, kann auch niemand über Wettbewerbsnachteile schimpfen. Das klappt in vielen Ländern. Warum nicht hier?

Frank Preuß

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Artikel vom 27. April 2010

 

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