Ecstasy verpasst rosarote Brille

Unter dem Einfluss von Ecstasy können Menschen positive Emotionen besser deuten. Das belegen Forscher der Universität und des Universitätsspitals in Basel. Probanden wurde Ecstasy verabreicht, danach sollten die Testpersonen die Gefühlslage anderer Menschen über den Gesichtausdruck interpretieren. Doch zunächst musste das Forschungsvorhaben anerkannt werden, da Ecstasy ein Rauschmittel ist, das im deutschsprachigem Raum verboten ist.

Künstliche Verliebtheit

"Die Schweizer Ethikommission hat unser Vorhaben geprüft, auch die Arzneimittelbehörde hat ihr Einverständnis gegeben. Es gab viele Hürden", sagt Cédric M. Hysek, Forschungsleiter von der Abteilung Klinische Pharmakologie und Toxikologie des Universitätsklinikums Basel, gegenüber. Eineinhalb Jahre hat es gedauert, bis die Forscher loslegen konnten. "Einerseits können wir die Substanz besser verstehen und potenzielle Risiken wie Vergiftunge besser behandeln. Außerdem ist es ein gutes Modell, zu Gefühle zu identifizieren", so Hysek.

Der Wirkstoff der Pille Ecstasy ist MDMA (3,4-Methylendioxymethamphetamin). MDMA entfaltet eine emotionale innere Wirkung und verstärkt die eigenen positiven Gefühle. "Wir machen Menschen künstlich glücklich und können analysieren, wie Glück biochemisch funktioniert", erklärt der Wissenschaftler. Der Wirkstoff versetze die Versuchspersonen in einen Verliebheitszustand, Negatives wird ausgeblendet.

"Wir sind davon ausgegangen, dass Menschen unter MDMA empathischer sind - das trifft aber nur bei den positiven Gefühlen zu", sagt der Forschungsleiter. Einen feindseligen Gesichtsausdruck konnten die Probanden unter der Droge nicht richtig deuten. Frühere Studien haben jedoch gezeigt, dass das Hormon Oxytocin die Wahrnehmung von Gefühlen verbessert. Die Forscher untersuchten auch, wie sich die Einnahme von Ecstasy auf den Oxytocinspiegel auswirkt.

Böse Blicke schwerer erkennbar

Die Fähigkeit, unter Ecstasy komplexe Emotionen zu erkennen, testeten die Pharmakologen anhand eines Fotos von der Augenpartie von Menschen in verschiedenen mentalen Zuständen. Je 24 Männer und Frauen nahmen über zwei Tage am Test teil. Ihnen wurden je 125 Milligramm MDMA verabreicht. Einmal wurde ihnen ein Placebo gegeben. Unter MDMA-Einfluss erzielten die Probanden nicht die besseren Resultate. Der Wirkstoff steigert die Empathie also nicht grundsätzlich - nur gut gelaunte Mienen können sie besser erkennen als nüchterne.

"Wer unter Ecstasy steht, scheint die Welt durch eine rosarote Brille zu sehen", sagt Hysek. "Unter dem Einfluss von MDMA sind Personen weniger in der Lage, feindselige Blicke zu erkennen, was mit bestimmten Risiken verbunden ist." Die meisten Versuchspersonen waren junge Studenten. Die Forscher hatten Freiwilige gesucht, die zwischen 18 und 45 Jahre alt waren. "Wir haben auch ein psychiatisches Screening gemacht. Diejenigen, die depressiv waren, wurden ausgeschlossen", weiß Hysek. Zudem sollten die Testpersonen wenig Drogenerfahrung haben.

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Artikel vom 14. August 2012

 

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