Alkoholismus: Co-Abhängige im Netz der Sucht

In Deutschland leben etwa 8 Millionen Alkoholiker. Häufig vergessen wird dabei die viel größere Zahl Angehöriger, für die Alkohol zur ruinösen Beziehungskrankheit wird: die Co-Abhängigen. Darüber berichtet die Zeitschrift "Naturarzt - Ihr Gesundheitsratgeber".

Von "Co-Alkoholismus" oder "Co-Abhängigkeit" spricht man, wenn Nahestehende eines Alkoholikers in die Suchtkrankheit verwickelt sind: Lebenspartner, Kinder, Eltern und andere Angehörige oder Bezugspersonen verstricken sich immer tiefer in das "Suchtsystem" des Betroffenen. Sie geraten dabei selbst in eine Abhängigkeit und verstärken die Mechanismen, die der Kranke im Umgang mit der Sucht entwickelt hat. Sie leugnen die Sucht: vertuschen Trinkmengen, entschuldigen Verhaltensauffälligkeiten, bezahlen Trinkschulden und nehmen dem Suchtkranken Aufgaben oder Verantwortung ab. In dem Bestreben, den Suchtkranken, die Beziehung oder die Familie zu stabilisieren, fördern Co-Alkoholiker jedoch die Krankheit.

Alle Lebensbereiche drehen sich für den Co-Abhängigen letztlich um Alkohol - auch wenn er selbst keinen Tropfen trinkt. Er kann die Aussichtslosigkeit seines Verhaltens meist nicht mehr wahrnehmen. Das gilt auch für mögliche Ursachen der Co-Abhängigkeit, die nicht im Alkoholkranken zu suchen sind, etwa die Sucht, vom Erkrankten als Helfer gebraucht zu werden. Co-Abhängige leiden häufig unter vermindertem Selbstwertgefühl. Viele hatten außerdem einen alkoholabhängigen Elternteil - und suchen sich unbewusst krankmachende Beziehungen.

Jeder Angehörige eines Alkoholkranken sollte sich folgende Fragen stellen:

  • Darf mit dem/der Kranken über die Alkoholsucht gesprochen werden?
  • Verlange ich eine konsequente Entwöhnungstherapie?
  • Inwieweit haben sich meine Strategien bewährt?
  • Wie weit geht meine Loyalität?
  • Kann ich auf die Rolle des Helfers verzichten?
  • Wie gehe ich mit meiner Machtlosigkeit um?
  • Habe ich den Mut, mir Hilfe von außen zu suchen?

In allen Phasen gilt es, die eigenen Grenzen zu erkennen und sich von Schuldgefühlen zu lösen. Selbsthilfegruppen können dabei eine wichtige Stütze darstellen. So wünschenswert es ist, Sucht und Entwöhnung gemeinsam zu bewältigen: Nicht selten gibt erst die Trennung von Partner oder Familie dem Alkoholkranken den notwendigen Impuls zur Entwöhnung. Auch für den Co-Abhängigen kann so der Weg aus dem Netz der Sucht leichter sein.

Naturarzt
Artikel vom 17. Januar 2008

 

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