Kommentar: Getrunken wurde immer schon

"Komasaufen" oder "Kampftrinken" - exzessiver Alkoholgenuss unter jungen Leuten unterscheidet sich durch nichts von Saufgelagen früherer Jahre, wenn sie auch anders genannt wurden. Und das "Vorglühen" für eine Flatrate-Party ist ebenfalls keine Erfindung der Neuzeit. Doppelmoralische Belehrungen von Erwachsenen verbieten sich, wenn man dem geplanten Vollrausch von Kindern den Kampf ansagen will. Wer sich erinnert, sollte es besser wissen.

Damit kein Missverständnis entsteht: Es gibt keinen Grund, Alkoholmissbrauch zu verharmlosen, und mit ihrem Appell vor den kornblumenblauen Karnevalstagen beweist die Gesundheitsministerin Zeitgefühl. Aber schon beim Blick auf die Zahlen wachsen Zweifel: Ist es wirklich so, dass sich jeder zweite Fünfzehnjährige regelmäßig in einen Rausch trinkt? Oder ist diese Quote nicht übertrieben? Jeder denke an sein privates Umfeld.

Wenn hierzulande von Drogen die Rede ist, dann meist von Haschisch oder Marihuana. Doch wenn eine Gesellschaft jungen Leuten weismachen will, ihre für salonfähig erklärte Droge Alkohol sei des Teufels, nimmt sie sich selbst nicht ernst. Das kann nur scheitern. Eher können Aufklärung über Missbrauchsfolgen und ein konsequent umgesetztes Jugendschutzgesetz die schlimmsten Auswüchse mindern - und Erwachsene, die auch mal Vorbild sind.

Ein Kommentar von Theo Schumacher.

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Artikel vom 28. Februar 2011

 

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