Zwischen Ausgelassenheit und Risiko: Rauschtrinken bei Erwachsenen

Eine europäische Studie bringt es an den Tag: Rauschtrinken ist nicht nur bei Jugendlichen in Mode, sondern es sind Erwachsene, die dies Kindern und Jugendlichen vorleben. Von 2003 bis 2006 nahm die Anzahl der Rauschtrinker unter den Erwachsenen um 10 Prozent zu. Als Kriterium für ?Rauschtrinken? gelten mehr als 5 Gläser Alkohol in kurzer Zeit. Dieses Trinkmuster trifft auf 34 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland zu, die mindestens einmal in der Woche weit mehr als 50 Gramm reinen Alkohols trinken.

Rauschtrinken in der Öffentlichkeit ist akzeptiert und Anlässe für Alkoholexzesse gibt es genug: Volks- und Stadtteilfeste, das Oktoberfest, das es nicht mehr nur in München gibt, der Ausflug mit dem Sambazug oder private Feste und Feiern sind Gelegenheiten, die Erwachsene nutzen, um erhebliche Mengen Alkohol zu konsumieren. Es werden immer wieder Gelegenheiten gesucht und gefunden, bei denen der einzelne nicht auffällt, wenn er zu viel trinkt, weil es auch viele andere
so tun.

?Der exzessive Alkoholkonsum von fünf und mehr alkoholischen Getränken zu einem Anlass, dessen Ziel das Rauschtrinken, das sich betrinken ist, ist mehr als riskant?, so der Gesundheitswissenschaftler Walter Farke, der im Auftrag der Europäischen Union das Phänomen des Binge-Drinkings, des Rauschtrinkens, untersucht. Neben der Gefahr einer akuten Alkoholvergiftung besteht das Risiko von schweren bis hin zu tödlichen Verletzungen: Durch Stürze, Schlägereien und  Straßenverkehrsunfälle.

Auch der Tod durch Unterkühlung in den kalten Jahreszeiten ist den meisten über Presseberichte bekannt. In mehreren Studien wurde nachgewiesen, dass mit zunehmender Trinkmenge das Risiko von Unfällen und Verletzungen steigt. Gerade auch Verletzungen durch Schlägereien treten häufig im Zusammenhang mit exzessivem Alkoholkonsum auf. So kann ein zunächst ausgelassenes Trinkgelage in einer handfesten körperlichen Auseinandersetzung enden.

Zwischen exzessivem Alkoholkonsum und gewalttätigen Auseinandersetzungen besteht ein erwiesener Zusammenhang. Es konnte belegt werden, dass in Europa 25 Prozent bis 85 Prozent der Gewaltdelikte im Zusammenhang mit Alkoholkonsum stehen. Darunter fallen auch Vergewaltigungen und andere sexuelle Übergriffe. In Deutschland begingen 2006 ca. 12 Prozent (absolut 269.999) aller Tatverdächtigen Straftaten unter dem Einfluss von Alkohol. Davon entfielen 29 Prozent (absolut 60.524) auf Gewaltstraftaten wie schwere Körperverletzung, Vergewaltigung und sexuelle Nötigung, etc. Seit 1996 ? damals waren es 7 Prozent - ist die Zahl an Tatverdächtigen, die zum Zeitpunkt der Tat unter Alkoholeinfluss standen, um über 15 Prozent gestiegen. Darüber hinaus starben 2006 12 Prozent (599) aller Verkehrstoten an den Folgen eines Alkoholunfalls. So kamen auf 1.000 alkoholbedingte Unfälle mit Personenschaden 29 Getötete und 366 Schwerverletzte. Dies zeigt, dass nicht nur die Konsumenten, sondern auch unbeteiligte Nichtkonsumenten im Umfeld Betrunkener betroffen sind.

Menschen, die regelmäßig exzessiv trinken, riskieren die Entwicklung einer Alkoholabhängigkeit, sie nehmen Organschäden und andere Folgeerkrankungen in Kauf und verkürzen ihre Lebenserwartung. So weisen neuere Forschungen einen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsummenge und bestimmten Krebserkrankungen nach, wie z.B. Brustkrebs bei Frauen. ?Die Weltgesundheitsorganisation (WHO)?, so Walter Farke, ?bewertet Alkohol ? nach Tabak und Bluthochdruck ? als drittstärksten Risikofaktor für die Gesundheit der europäischen Bevölkerung.?

Da die Alkoholmenge für die gesellschaftlichen und gesundheitlichen Risiken entscheidend ist, gilt: Je höher der Konsum, umso größer die Schäden. Darum ist es erforderlich, immer wieder auf die Gefahren von Alkoholexzessen hinzuweisen und den riskanten Alkoholkonsum in allen Altersgruppen einzudämmen. ?Beim Rauschtrinken darf man nicht mit dem Finger auf junge Menschen zeigen, die möglicherweise einmal über die Stränge geschlagen haben, sondern beim Rauschtrinken geht es um den Konsum Erwachsener, der auch für diese weder gesund noch tolerierbar ist?, so der Mitarbeiter der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS).

Die Konsequenzen einer all zu nachlässigen Haltung gegenüber regelmäßigem Rauschtrinken hat die Gesellschaft in Form erhöhter Gesundheitskosten und sozialer Konsequenzen, die auch Unbeteiligte treffen, zu tragen.

Artikel vom 12. November 2007

 

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